„Doing gender“ - Regisseur Robert Schuster erforscht in seiner Inszenierung von Shakespeares „Ende gut, alles gut“ am Schauspielhaus die Macht der Geschlechterrollen

Robert Schuster möchte das Potential der düsteren Komödie "Ende gut, alles gut" ausloten. | Foto: Declair
  • Robert Schuster möchte das Potential der düsteren Komödie "Ende gut, alles gut" ausloten.
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„In Shakespeares 'Ende gut, alles gut' tut eine junge Frau Dinge, die man ihr so nicht zutraut“, umreißt Regisseur Robert Schuster die Faszination, die das wohl zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstandene Stück auf ihn ausübt. Zugleich dürften die unkonventionellen Geschlechterrollen dazu beigetragen haben, dass das Stück zu den selten gespielten Dramen des Meisters aus Stratford-upon-Avon gehört. - Am Samstag, 3. Februar, feiert das Stück am Schauspielhaus Premiere.

Im Mittelpunkt steht die Waise Helena, der es mit unbeugsamem Willen und extremen Methoden gelingt, den Adligen Bertram, dem sie nicht ebenbürtig ist, als Ehemann zu gewinnen – obwohl der sich lange sträubt. „Am Ende“, sagt Regisseur Schuster, den das Bochumer Theaterpublikum unter anderem durch die Inszenierung von Christoph Nußbaumeders „Das Fleischwerk“ kennt, schmunzelnd, „wird die Institution der Ehe heiliggesprochen.“
Dramaturgin Miriam Wendschoff verrät, was das Besondere der Bochumer Inszenierung ist: „Was die Geschlechterrollen betrifft, nehmen wir eine doppelte Drehung vor.“ - In der Praxis heißt das, dass aus Helena Paris, also ein Mann, wird. Der wird aber nicht von einem Mann gespielt, sondern von Raphaela Möst. Aus dem Bertram des Originals wird Brigitte – dargestellt von Daniel Stock.

Unerwartet aktuell

Vor dem Hintergrund der aktuellen #Me Too-Debatte ist die Frage, wie die Gesellschaft Geschlechterrollen konstruiert, noch stärker in den Mittelpunkt gerückt. „Als wir uns für das Stück entschieden haben“, betont Schuster, „war das noch gar nicht abzusehen.“ - „Wir regen die Zuschauer an, immer beide Versionen zu denken“, sagt Wendschoff. Sie erläutert: „Ich habe auch an meinen eigenen Reaktionen gemerkt, dass es immer noch eine große Rolle spielt, ob ein Mann oder eine Frau etwas Bestimmtes tut – die Bewertung fällt womöglich völlig anders aus. Wenn eine Frau in den Krieg aufbricht, löst das etwas aus.“
„Es geht um das Stück selbst und zugleich um seine Befragung“, fasst Robert Schuster die Grundidee seiner Inszenierung zusammen. Er betont jedoch: „Wir wollen nicht die Komödie vertreiben. Shakespeare selbst hat von einer 'düsteren Komödie' gesprochen, aber seine Lustspiele sind ja ohnehin nie Schenkelklopfer.“
„Wir haben eine relativ große Besetzung“, kündigt Miriam Wendschoff an und verspricht, „so hat man die beteiligten Schauspieler noch nie gesehen.“ Robert Schuster ergänzt: „Die Kostüme sind für den jeweiligen Träger durchaus ungewöhnlich.“ - Neben Raphaela Möst und Daniel Stock sind Günter Alt, Therese Dörr, Bettina Engelhardt, Jürgen Hartmann, Christopher Heisler, Thomas Mehlhorn, Ronny Miersch und Roland Riebeling mit von der Partie.

Termine
Für die Premiere von „Ende gut, alles gut“ am Samstag, 3. Februar, um 19.30 Uhr im Schauspielhaus, Königsallee 15, gibt es noch Restkarten.
weitere Termine: Donnerstag, 8. Februar, 19.30 Uhr; Samstag, 17. Februar, 19.30 Uhr; Sonntag, 25. Februar, 17 Uhr; Mittwoch, 7. März, 19.30 Uhr (18.45 Uhr Einführung im Foyer); Freitag, 16. März, 19.30 Uhr; Sonntag, 25. März, 19 Uhr.
Die Theaterkasse ist unter Tel.: 33 33 55 55 zu erreichen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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