Stephen Kings „Misery“ im Bochumer Rottsr5-Theater
Ein Autor und sein größter Fan

Paul Sheldon (Maximilian Strestik) muss erkennen, dass Anni Wilkes (Rosalia Warnke) unberechenbar ist. | Foto: Schnorrbusch
  • Paul Sheldon (Maximilian Strestik) muss erkennen, dass Anni Wilkes (Rosalia Warnke) unberechenbar ist.
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Das Klischee, dass gerade Künstler, die ein breites Publikum ansprechen wollen, nicht ohne, aber auch nicht mit ihren Fans leben können, wird in Stephen Kings Horrorklassiker „Misery“ auf zweifache Weise grausame Realität. Der junge Regisseur Remo Philipp, an der Rottstraße bereits durch die Produktionen „Howie the Rookie“ und „Frankenstein“ bestens bekannt, bringt die Allegorie auf das Dasein eines populären Schriftstellers ganz ohne Bühnenbild, dafür mit hervorragenden Schauspielern auf die Bretter.  Am Sonntag, 16. Februar, ist das Stück um 19.30 Uhr wieder im Bochumer Theater Rottstr5 zu sehen.

Bekannt geworden durch eine Reihe historischer Romane um eine Figur mit dem sprechenden Namen Misery Chastain, will Paul Sheldon (Maximilian Strestik) zu neuen Ufern aufbrechen: Er lässt Misery sterben und bereitet die Veröffentlichung eines neuen Romans vor, der nicht zuletzt durch seine drastische Sprache eine Neuorientierung darstellt. Durch einen Autounfall nimmt sein Leben jedoch eine völlig andere Wendung.
Anni Wilkes (Rosalia Warnke), fanatische Anhängerin der „Misery“-Romane, findet Sheldon und kümmert sich um ihn. Bald wird klar, dass sie gar nicht vorhat, ihn ins Krankenhaus zu bringen, sondern ihn in ihrem Haus in Abhängigkeit halten will. Als Fan behagt ihr der neue Roman,der ihrem Idol Anerkennung auch bei der „ernsthaften“ Literaturkritik bringen soll, gar nicht. Stattdessen zwingt die psychisch offenbar schwer kranke Frau ihren Patienten - oder soll man sagen: ihr Opfer -, Misery wieder zum Leben zu erwecken. Dabei ist der Band der Reihe, in dem die Serienfigur zu Tode kommt, bereits im Handel.

Zwischen Verlockung und Druck

Dass Erfolgsautoren sich von Serienhelden trennen wollen, um sich aus ihrer Sicht künstlerisch ergiebigeren Projekten zu widmen, dann aber einen Rückzieher machen und die Figur wiederauferstehen lassen, ist nichts Neues – schließlich ist Arthur Conan Doyle, Sherlock Holmes geistiger Vater, um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bereits ähnlich mit seiner übermächtig gewordenen Schöpfung verfahren. Mit ihrer Mischung aus Locken und Drohen könnte Anni als Personifikation des Zusammenwirkens der Anziehung, die Geld und Ruhm ausüben, und des öffentlichen Drucks, dem Autoren in einer solchen Situation ausgesetzt sind, gelten.
Paul Sheldon ist Anni Wilkes jedoch auch noch in anderer Weise ausgeliefert: Sie kontrolliert seinen Zugang zu den dringend benötigten Schmerzmitteln und kann ihm als Krankenschwester beistehen – oder eben nicht. Ob Sheldon je wieder ein selbstbestimmtes Leben führen wird, scheint zweifelhaft. Wie gesagt: Er kann nicht mit seiner Pflegerin und Wärterin leben, aber auch nicht ohne sie.
Dass dieser Zweikampf zweier starker Persönlichkeiten so packend ist, liegt an Maximilian Strestik, am Rottstr5-Theater längst eine feste Größe, und der Neuentdeckung Rosalia Warnke, die derzeit ihr Schauspielstudium an der Folkwang Universität der Künste absolviert. Das, was Sheldon und Wilkes aneinander kettet, personifiziert Rabia Caliskan in der Rolle der Misery Chastain. Gemeinsam treiben sie die Geschichte bis zu ihrem schrecklichen Ende. - Beeindruckend.

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Termine

  • Zu sehen ist "Misery"im Theater Rottstr5 wieder am Sonntag, 16. Februar.
  • Weitere Vorstellungen folgen am 29. März und 19. April.
  • Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr.
  • Karten können unter: karten@rottstr.de oder unter Tel.: 0163/7615071 reserviert werden.

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Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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