"Einer flog über das Kuckucksnest" als Tanztheater

Mc Murphy (Frederik Rohn) mischt die Psychiatrie auf. Im Hintergrund Janis Heldmann. | Foto: Landsberg
  • Mc Murphy (Frederik Rohn) mischt die Psychiatrie auf. Im Hintergrund Janis Heldmann.
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Seit der Spielzeit 2010/11 arbeitet das Street-Dance-Label Renegade am Schauspielhaus und liefert in jeder Theatersaison eine abendfüllende Produktion ab.
In Kooperation mit der Tanzsparte des Theaters Bremen entstand jetzt eine tänzerische Aneignung von „Einer flog über das Kuckucksnest“.
Dramaturgin Annelie Mattheis erläutert: „Der Austausch zwischen Tänzern verschiedener Stilrichtungen eröffnet ganz neue Möglichkeiten.“
„Es ist uns ein Anliegen nicht immer das Gleiche zu machen. Die Schwierigkeit besteht darin, wirklich Tanz zu machen und nicht bei Pantomime zu landen“, ergänzt Choreograph Samir Akika.
Nach der erfolgreichen Premiere in Bremen wurde das Stück nun auch in Bochum bejubelt.
Den Roman über den Individualisten McMurphy, der die Psychiatrie aufmischt, bei seinen Mitpatienten einschneidende Veränderungen anstößt, aber am Ende seiner Persönlichkeit beraubt wird, veröffentlichte Ken Kesey bereits 1962.
Ein Jahr später formte Dale Wasserman den Stoff zu einem erfolgreichen Theaterstück. Der gleichnamige Spielfilm mit Jack Nicholson aus dem Jahre 1975 verankerte die Geschichte endgültig im kollektiven Gedächtnis.
Akika umreißt die Stärke des Films: „Er ist zugleich Drama und Komödie.“ „Unser Tanztheater hat eine Nähe zum Film“, betont Mattheis die besondere Bedeutung des filmischen Blicks bei der Vorbereitung der Tanztheater-Adaption.
Die Ästhetik des Films ist an einigen Stellen spürbar, etwa wenn die Krankenschwestern ihre Durchsagen machen.
Erzählt wird die Geschichte (fast) ohne Worte. Akika betont, es sei seine Absicht, die Story ganz klar herauszuarbeiten – und das gelingt.
Nanako Oizumi, zuständig für Bühnenbild und Kostüme, erklärt: „Es geht nicht nur um die Psychiatrie. Die angesprochenen menschlichen Probleme könnten überall auftreten.“
In der Tat wird „Einer flog über das Kuckucksnest“ häufig als Parabel auf das Funktionieren totalitärer Systeme gelesen. Roman und Film haben jedoch auch ganz konkret dazu beigetragen, den Blick für inhumane Tendenzen in der Psychiatrie zu schärfen.
In grauen, mit gelber Neonfarbe beschmierten Uniformen agieren Patienten und Schwestern auf der Bühne der Kammerspiele. Quertreiber McMurphy fällt da auch optisch aus dem Rahmen.
Mit unterschiedlichen Bewegungsformen und Tanzstilen wird das Spannungsfeld zwischen Anpassung und Rebellion differenziert ausgelotet. Bekanntes wird ganz neu erlebbar.

Termine
 Am Freitag, 8. Januar, ist „Einer flog über das Kuckucksnest“ um 19.30 Uhr in den Kammerspielen zu sehen.
 Eine weitere Vorstellung gibt es am Samstag, 16. Januar, ebenfalls um 19.30 Uhr.
 Auch am Sonntag, 24. Januar, besteht die Möglichkeit, das Tanztheaterstück zu erleben. Beginn ist bereits um 17 Uhr.
 Ein weiterer Termin: Samstag, 30. Januar, 19.30 Uhr.
 Karten unter Tel.: 33335555.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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