Religionen
Einheit von Religionen - Nicht wegen Gott, sondern für uns.

Eines Tages traf ich im Park eine verschleierte junge Muslimin. Damals war ich verbittert und misstrauisch, doch sie legte mir aufgrund ihrer Religion sehr sanft und liebevoll nahe, es gäbe keine Widersprüche, somit keine Vorurteile und kein Beurteilen.
Gerührt von ihrer klaren Frömmigkeit, dachte ich, so hätte es Jesus auch gesagt, denn er wollte kein „Herr“ sein, keine Hierarchie aufbauen, sondern jedem ein Bruder, ein Sohn des Menschen.
Die Kirche spricht vom „Ewigen Leben“ als Trost auf das Jenseits. Das Ewige Leben aber ist das Ewige im Leben, in Augenblicken, in denen wir ganz präsent, ganz da sind. Der Tod gehört in der Einheit ebenso dazu, vielleicht als Einfliessen, Auflösen und Wiederkehren.
Das christliche Leidenskreuz diente der Macht der Kirche, nicht der Freiheit, wie Jesus sie gewollt hatte. Er selbst lebte im Widerspruch zu den Priestern und ihren Regeln. Er wollte Wahrheit und er wurde unter Zwang und Gewalt,  wie später in der Kirche oft geschehen, vernichtet.
Die Religionen haben viele Farben.
Einmal traf ich eine Alevitin, die mir erzählte, in ihrer Religion lege man sehr viel mehr Wert auf die Herzenskräfte.
Und ein Rabbi sagte, wir beteten nicht für Gott, sondern wegen uns selbst.
Er nannte es das "Steigen", ein Hinaufsteigen aus der weltlichen Gebundenheit.
Im  Sufismus sagt man : „Wenn ich Gott benenne, betrachte ich ihn schon als abgegrenzt, außerhalb von mir, wie ein Objekt meines subjektiven Denkens.“
Meister Eckart sagte ähnliches:
„Gott ist nicht Nichts und nicht Eins, in jedem geboren und doch außerhalb. Will man Gott denken, so entzieht sich das Denken - oder Gott."

In allen Zeiten und Gegenden, bei allen Völkern, gab es gleiche ursprüngliche Wahrheiten und Weisheiten, ein mystisch formloses Erkennen, als seien die Religionen nur unterschiedliche Zweige eines gleichen Stammes des großartigen Baumes.
Meister Eckart sagte, so erkenne du in jedem Menschen das Ich und das Du, denn was in mir ist, ist auch in dir.
Auch Goethe war der Ansicht, der Mensch trüge in sich schon die ganze Menschheit und verstünde er einen Menschen, verstünde er alle.
Menschen beginnen nicht am Punkt Null, sie sind in einem Gesamtnetz des Leben eingebunden, tragen das Leid ihrer Ahnen und Gedanken an die Zukunft.
Wer sich auf Sicherheit stützt, verzichtet auf Freiheit oder ordnet sich einer Führung oder Ideologie unter, doch das Vertrauen in die Möglichkeit der Schöpfung bietet sich ebenso an.
Leben entsteht aus Leben.
Wissenschaftler bauen Modelle, um die Wirklichkeit nachzustellen und glauben dann, ihr Modell sei die Wirklichkeit. Doch Erforschungen des allerkleinsten Teils zeigen ihnen nicht, was Leben eigentlich ist, zumal jeder dabei innerhalb und als Teil des Prozesses ist.
Wenn die Quantenphysik recht hat, läßt sich kein Phänomen auf einen einzigen Zustand reduzieren, da das Beobachtete immer abhängig vom Beobachter ist, der mit seinem Beobachten sich selbst, das Beobachtete und das Beobachten verändert. So versteht sich auch der Buddhismus, wenn er sagt, nichts existiere aus sich selbst heraus.
Sind wir dann quantenmäßig sowohl Wellen als auch Teilchen?
Das Überleben der Menschheit in unseren Zeiten entscheidet sich an der Ego Frage und das Ego wiederum daran, wie frei wir sein können.
Können wir in dieser unserer Situation die Welt, die Unendlichkeit, das Leben, den Tod erkennen oder ist alles nur Zufall?
Oder können wir unser Nichtwissen über den Zufall als Gott bezeichnen?

Autor:

Ingrid Dressel aus Bochum

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