Blick zurück: 1973, "2. Bochumer Kunstwoche"
Weltkarriere von Klaus Doldingers Passport startete vom Bochumer Ruhrpark aus

Passport mit Curt Cress, Kristian Schultze, Klaus Doldinger, Wolfgang Schmid (Pressefoto 1973). Fotoarchiv: Ulli Engelbrecht
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  • Passport mit Curt Cress, Kristian Schultze, Klaus Doldinger, Wolfgang Schmid (Pressefoto 1973). Fotoarchiv: Ulli Engelbrecht
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Ein Jazzrock-Konzert der besonderen Art gab es im September 1973 im Ruhrpark, der in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden ist, zu hören: Saxofonist Klaus Doldinger gastierte mit seiner damals relativ neuen Passport-Band in der Nähe des Zeltdaches auf einer kleinen Bühne. Mit dabei: Wolfgang Schmid (Bass), Kristian Schultze (Keyboards) und Curt Cress (Schlagzeug). Gespielt wurden Titel aus den Veröffentlichungen "Passport" (71), "Second Passport" (72), "Hand Made" und "Looking Thru" (beide 1973).

Was wir an dem Nachmittag an neuen Klängen hörte, war ein groovender Mix aus Komposition und Improvisation. So etwas kannten wir bislang eigentlich nur von Bands wie Weather Report. Ich kann mich noch seht gut an Abracadabra erinnern mit dem stoischen Bassriff und dem flippigen Getrommel von Curti an den Drums. Wahnsinn! Allerdings: Die berühmte "Tatort"-TV-Melodie aus Doldingers Feder wurde leider nicht gespielt.   

Der Auftritt des Ensembles fand statt im Rahmen der "Bochumer Kunstwochen", die die Bochumer Galeristin Inge Baecker 1972 ins Leben gerufen hatten. Bis 1979 fanden sie insgesamt sechsmal an dieser Stelle statt. Das sechstägige Festival 1973 bot ein farbenprächtiges Programm rund um Kunst, Musik, Chaos und Happening. Unter anderem war auch zu Gast die Cellistin und Performance-Künstlerin Charlotte Moorman, die sich auf ein aus zehn Monitoren zusammengefügtes "TV-Bett" legte und spielte, liegend, auf ihrem Cello. Das war witzig und schön schräg. In den Folgejahren wurde sie eine enge Mitarbeiterin des koreanischen Avantgarde-Künstlers Nam June Paik.

Uns 16-jährige Bengels, die mit Kunst normalerweise nicht viel am Hut hatten, hatten vor allem die vielen künstlerischen Mitmach-Aktionen im Stundentakt beeindruckt.  Und natürlich immer wieder die Musik (auch Albert Mangelsdorff war am Start). Es war wirklich spannend, was während der Kunstwochen im Shoppingcenter abging. Und aufregend war es 1973 vor allem deshalb, weil Doldinger mit dieser Besetzung kurz danach und für mehrere Jahre weltweit die Menschen beglückte und und wir stolz sagen konnten: Passport? Klar, haben wir in Bochum gesehen...

Fotos: Passport (Pressefoto 1973). Klaus Doldinger (2), Wolfgang Schmid, Curt Cress, Plakat "2. Bochumer Kunstwoche" und Programm. Fotoarchiv: Ulli Engelbrecht.

Autor:

Ulli Engelbrecht aus Bochum

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