Zwischen Anpassung und Subversion: Ray Bradburys „Fahrenheit 451“ im Rottstr5-Theater

Guy Montag (Michael Kamp) und seine Frau Mildred (Monika Bujinski) haben sich scheinbar mit dem Leben in einer repressiven Gesellschaft arrangiert. | Foto: Danielewicz
  • Guy Montag (Michael Kamp) und seine Frau Mildred (Monika Bujinski) haben sich scheinbar mit dem Leben in einer repressiven Gesellschaft arrangiert.
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Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“, 1953 erstmals veröffentlicht, gehört zu den klassischen Dystopien des 20. Jahrhunderts. Regisseur Marco Massafra bringt den Stoff im Rottstr5-Theater als Zwei-Personen-Fassung mit Monika Bujinski und Michael Kamp auf die Bühne.

Der Feuerwehrmann Guy Montag hat in dieser dem Zuschauer scheinbar fremden Welt nicht die Aufgabe, Brände zu löschen, sondern Bücher zu vernichten – der Titel „Fahrenheit 451“ bezieht sich auf die von Ray Bradbury angenommene Selbstentzündungstemperatur von Papier. Das eigentlich Irritierende daran: Er handelt nicht um eine Maßnahme, die ein repressiver Staat seinen verängstigten Bürgern aufzwingt, sondern die Obrigkeit greift mit ihrem Vorgehen offenbar die Wünsche der Bürger auf, die mit den Angeboten des Fernsehens augenscheinlich vollkommen zufrieden sind und sich nicht mit subversiven Gedanken, wie sie in Büchern zu finden sind, herumplagen wollen.

Die Welt des schönen Scheins

So bringt Montags Ehefrau Mildred ihre Tage vor drei riesigen Bildschirmen zu. Dass das als Lebensinhalt wohl ein wenig dürftig ist, offenbart ein nur mühsam kaschierter Selbstmordversuch.
Guy hingegen erkennt durch seine Freundschaft mit der jungen Clarisse, was seinem Leben fehlt: Fantasie, Eigenständigkeit, unmittelbare Erfahrung. Als er im Einsatz auf eine alte Frau trifft, die lieber sterben als ihre Bücher verbrennen lassen will, gerät Montags Welt endgültig aus den Fugen.

Konzentrierte Zwei-Personen-Fassung

In der konzentrierten Zwei-Personen-Fassung im Theater unter den Gleisen eröffnet sich ein ganz neuer Zugang zu dem Stoff. Dass Monika Bujinski sowohl die lethargische Mildred als auch die sensible Clarisse verkörpert, steht für die ganz unterschiedlichen Möglichkeiten menschlicher Existenz, mit scheinbar unausweichlichen gesellschaftlichen Vorgaben umzugehen. - Ein beeindruckender Abend, nicht zuletzt dank zweier hervorragender Schauspieler.

Termine
- „Fahrenheit 451“ ist am Freitag, 28. September, um 19.30 Uhr wieder im Rottstr5-Theater zu sehen.
- Eine weitere Vorstellung folgt am Donnerstag, 11. Oktober, um 19.30 Uhr.
- Karten können unter der E-Mail-Adresse: karten@rottstr.de oder Tel.: 01 63 / 761 50 71 reserviert werden.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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