Die vielseitige Sandra Schuck prägt durch Fotos, Bühnenbilder, Kostüme und Logos das Bild der Öffentlichkeit vom Prinzregenttheater

Sandra Schuck vor einer Wand mit den von ihr für das Prinzregenttheater entworfenen Plakaten. In den Händen hält sie Requisiten - darunter das Riesencroissant aus "Die Schöne und das Biest". | Foto: Schuck
  • Sandra Schuck vor einer Wand mit den von ihr für das Prinzregenttheater entworfenen Plakaten. In den Händen hält sie Requisiten - darunter das Riesencroissant aus "Die Schöne und das Biest".
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Der Lokalkompass stellt im Rahmen einer Serie verschiedene Mitarbeiter des Bochumer Prinzregenttheaters näher vor, um einen Einblick in die verschiedenen Theaterberufe zu geben und die Menschen, die die Arbeit der renommierten Bühne prägen, vorzustellen. In den ersten beiden Teilen ging es um den Regisseur Frank Weiß und die Theaterpädagogin Clara Nielebock. Diesmal kommt die Fotografin und Bühnenbildnerin Sandra Schuck zu Wort.

Sandra Schuck sitzt in ihrem Arbeitsraum an der Prinz-Regent-Straße, in dem sie auch die Kostüme für Jean Genets „Die Zofen“ genäht hat, mit dem die laufende Spielzeit, die unter dem Motto „Wahrheit und Pflicht“ steht, im vergangenen Herbst eröffnet worden ist. „Schon in der Schule habe ich Kostüme für die Theater-AG erstellt“, denkt sie zurück. Seit Romy Schmidt in der Spielzeit 2015 / 2016 die Intendanz an der Prinz-Regent-Straße innehat, hat Schuck Bühnenbilder und Kostüme für zahlreiche Inszenierungen geschaffen – etwa für „Peer Gynt“ und „Bilder deiner großen Liebe“. An den Wänden hängen die verschiedenen Plakate, die Schuck seit 2015 für das Theater gestaltet hat.
„Ich habe eine Ausbildung zur Fotografin in einem Werbestudio in Stuttgart gemacht“, erinnert sich Sandra Schuck. Schuck hat dem berühmten Fotografen Michel Comte assistiert. „In Stuttgart“, erzählt sie, „hatte ich eine feste Anstellung als Fotografin. Dann habe ich selbständig in meinem Beruf gearbeitet. Mit der Schauspielerin Gabriela Weber habe ich im Jahr 2000 dann die Gruppe 'Videotouristen' gegründet und Videoarbeiten gemacht.“

"Mach doch mal ein Bühnenbild für mich"

Dass Sandra Schuck heute am Prinzregenttheater tätig ist, hat seinen Grund ebenfalls in einer Begegnung in Stuttgart: „Dort habe ich die Regisseurin Romy Schmidt kennengelernt und Spezialflyer für sie entworfen. Sie hat dann gesagt: 'Mach doch mal ein Bühnenbild für mich.'“ Diese Zusammenarbeit hat sich im Laufe der Zeit weiter vertieft. „Als sie die Intendanz am Prinzregenttheater übernommen hat, hat Romy Schmidt Frank Weiß und mich gefragt, ob wir ins künstlerische Leitungsteam kommen wollen“, erinnert sich Schuck. Weiß ist am Haus als Regisseur, Dramaturg und Autor tätig.
„Interesse am Theater“, erinnert sich Schuck, „war bei mir immer schon da. Ich bin in Stuttgart auch immer gern ins Staatstheater gegangen.“ Heute schätzt sie an der Arbeit am Theater, ihre verschiedenen Interessen und Talente ausleben zu können: „Ich habe hier zum Beispiel auch das Logo gestaltet und die neue Prinzbar entworfen.“ - Mit der in München ansässigen Grafikdesignerin Katja Prien hat sie gemeinsam das unverkennbare Artwork des Theaters entwickelt. „Katja Prien ist eine wichtige Diskussionspartnerin für mich“, erklärt Sandra Schuck.

Flokati und ein Riesencroissant

Besonders nachhaltig dürften dem Publikum Sandra Schucks Bühnenbilder in Erinnerung bleiben – nicht zuletzt das für das Märchenstück „Die Schöne und das Biest“, das beim virtuellen nachtkritik-Theatertreffen 2017 den ersten Platz erobert hat. „Regisseurin Romy Schmidt und ich haben aus dem Bauch heraus entschieden, die Bühne in verschiedene Punkte einzuteilen: Da gibt es das Schloss, den pinkfarbenen Flokati-Punkt, der Belles Zimmer im Schloss markiert, die Musikerinsel, auf der Linda Bockholt agiert, und das Haus von Belles Vater. Die Punkte an der Wand schaffen eine zusätzliche Dimension und erlauben einen Blick in die Vergangenheit.“
Im Schloss lebt es sich wie im Schlaraffenland – das Speisenangebot lässt Kindern (und Erwachsenen) das Wasser im Munde zusammenlaufen. „Das Ganze soll so fantastisch wie möglich daherkommen – deshalb auch das Riesencroissant. Uns war wichtig, dass die Kinder sehen können, wie die Dinge auf der Bühne funktionieren.“ Deshalb schweben die Köstlichkeiten aus Pappmaché an gut sichtbaren Drähten von der Decke.

Ein Häuschen, das aussieht wie ein Zwerg

Eine besondere Herausforderung war das Häuschen, das in der Dramatisierung des Frank-Goosen-Romans „Sommerfest“ die unterschiedlichsten Funktionen erfüllt und wie ein übergroßes Wetterhäuschen wirkt. „Das haben wir im Lager gebaut“, erinnert sich Sandra Schuck. Glücklicherweise hatte ich einen Praktikanten, der eine Schreinerausbildung gemacht hat. Trotzdem war das Ganze eine heftige Herausforderung.“ Das Häuschen ist mit einer Video-Klappwand ausgerüstet. Sandra Schuck verrät: „Es ist auseinandernehmbar; die einzelnen Elemente sind nur gesteckt. Sicherheitsschrauben halten die Konstruktion zusammen. Unser Techniker Tom Haarmann wacht darüber, dass die notwendigen Sicherheitsstandards eingehalten werden. Das Häuschen ist nach einer Seite offen – das macht die Statik schwierig. Ich schaffe es aber einfach nicht, kleine Bühnenbilder zu machen. Das Häuschen steht auf zwei Stahlplatten mit Rädern. Dadurch ist es drehbar.“ - Der besondere Clou ist das spitze rote Dach: „Dadurch sieht es aus wie ein Zwerg.“ - Und Zwerge spielen in „Sommerfest“ eine besondere Rolle.


Die nächste Premiere wirft ihre Schatten voraus


Dabei hat Sandra Schuck natürlich schon die nächste Premiere des Prinzregenttheaters im Blick: Am 17. März geht „Sisyphos!“, eine Performance von Romy Schmidt, Linus Ebner und Martin Widyanata, erstmals über die Bretter – mit einem Bühnenbild und Kostümen, für die wiederum Sandra Schuck verantwortlich zeichnet. Viel lässt sie sich im Vorfeld natürlich nicht entlocken. Immerhin so viel: „Es wird bunt und kitschig. Das Bühnenbild spielt bei 'Sisyphos' eine besonders wichtige Rolle.“

Vielseitige Aktivitäten

Neben ihrer Arbeit für das Prinzregenttheater ist Sandra Schuck in verschiedenen Bereichen als freie Fotografin tätig. Daneben findet sie noch Zeit, sich für verschiedene soziale Projekte zu engagieren. So hat sie der Bochumer Zeitschrift „Neu in Deutschland“, die Geflüchteten eine Plattform bietet, geholfen, sich ein professionelles Layout zu geben. Und wie gefällt es Sandra Schuck in Bochum? - „Ich war vorher nie im Ruhrpott“, erzählt sie und fährt fort, „ich erlebe die Menschen als ehrlich und direkt. Wir vom Prinzregenttheater sind mit vielen anderen Akteuren der Bochumer Kulturlandschaft im Gespräch. Das ist sehr bereichernd.“

Infos
- Mehr zum Prinzregenttheater gibt es auf www.prinzregenttheater.de.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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