Noch 14 Tage bis Heilig Abend

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Weihnachtsgeschichte, es geht auch ohne Alkohol

Jetzt kann Weihnachten werden

© von . Hans Peter Schulzke

für meine AA Freundinnen und Freunde als Dank, für das jährlich stattfindende schöne Weihnachtsmeeting.

Es war einmal ein junger Mann der keine Sorgen hatte, außer, wie er den Tag verbringen kann. Sein Vater hatte viel Geld mit einer Computerfirma gemacht, und ist als zigfacher Millionär nun nur noch stiller Teilhaber.
Weil die eigene Frau, also die Mutter von Frank, sich vor Jahren schon vom Vater getrennt hat, reist er nun mit jungen Frauen durch die ganze Welt.
Frank hat Angst vor dem Fliegen, und ist darum mit der älteren Haushaltshilfe Hilde fast nur noch alleine im großem Haus.

Eigentlich hat er ja alles was sich ein junger Mann nur wünschen kann, außer, menschliche Wärme und Liebe. Doch das weiß Frank ja nicht, weil er dieses einfach nicht kennen gelernt hatte.
Doch immer wenn es auf Ende Dezember zu geht, befällt Frank so eine gewisse Unruhe. Aber die Unruhe, und auch die Langeweile, hat er bis jetzt immer ganz gut mit Alkohol vertreiben können.

Nun muss man aber auch wissen, Frank ist stark gehbehindert von Kindheit an, und daher sehr viel alleine. Und Hilde ist, und war nie eine Ersatzmutter, sondern immer nur eine ledige strenge Erzieherin, und gleichzeitige Haushaltshilfe.

Seit Frank nun 18 Jahren ist, und mit Mühe und Not sein Abitur gemacht hat, kommt kaum noch ein Freund zu ihm nach Hause. Zwei oder drei Freunde sind ihm noch geblieben, die aber auch nur wegen des Alkohols kommen, der ja immer reichlich bei Frank vorhanden ist.
Eine Freundin hatte Frank wegen seiner Behinderung nie gehabt, weil er sich schämte.

Ja, und nun ist es wieder soweit. In 14 Tagen ist Heilig Abend, und Vater hat von Südafrika angerufen, dass er nicht zum Fest und Jahreswechsel nach Hause kommt.
Also wieder mal mit Hilde alleine Weihnachten feiern ?
Nein, er hat sich vorgenommen mal was anderes zu machen.

Die Idee kam, als er in der Zeitung einen Artikel über die Anonymen Alkoholiker gelesen hatte. Dort haben Leute von ihrem Leben berichtet, und wie sie durch die A A Gruppen Trocken geworden sind.

Er fuhr also mit seinem Rollstuhl zu einem AA Meeting, was ganz in der Nähe war, und war erstaunt, dass alle von ihrer Krankheit sprachen. Dass es eine Krankheit ist, war ihm noch nie zu Ohren gekommen.
Und im Laufe des Abends, musste er sich selber eingestehen, dass er ja auch krank ist, Alkohol - Krank.

Frank war von der Ehrlichkeit die die für ihn einfachen Leute auf den Tisch legten, so beeindruckt, dass in ihm eine Wandlung vorging.
Und so beschloss er die neuen Freundinnen und Freunde zu fragen, ob sie nicht am Heiligen Abend zu ihm nach Hause kommen wollen.

Da einige Freundinnen und Freunde auch alleine waren, sagten sie zu.

Nun musste Hilde alles was an Alkohol im Hause war entfernen, und für genügend alkoholfreie Getränke sorgen. Und siehe da, Hilde wurde auf einmal ganz emsig.

So freudig hat er Hilde schon lange nicht mehr gesehen, und er hörte sie sogar in der Küche singen.
Auf seine Frage ob sie so fröhlich ist, weil ja bald Weihnachten ist, sagte sie:
Nein Frank, ich freue mich weil ich nun keinen Alkohol mehr um mich habe.
Und weil ich mir schon lange Sorgen wegen des immer mehr werdenden Alkoholkonsums von dir gemacht habe. Schließlich bin ich ja schon seit 25 Jahren eine trockene Alkoholikerin, und den freien Tag immer zu den AAs gegangen.
Nur die letzten 2 mal nicht, weil meine Schwester im Krankenhaus war, die ich dann besucht hatte.
Und als meine Freundin aus der AA Gruppe von dem neuen Freund Frank, der im Rollstuhl zur Gruppe kam, erzählte, habe ich es nicht glauben können, dass du es bist.

Nun werden wir zum ersten Mal solange deine Mutter nicht mehr da ist, mal wieder richtig Weihnachten feiern. Bist du damit einverstanden, dass ich noch zwei liebe Freunde einlade, die auch alleine sind, weil ihre Frauen sie wegen des Saufens verlassen haben ?

Natürlich, sagte Frank mit zugeschnürter Kehle. Und in diesem Moment wusste er nicht wie ihm geschah, denn Hilde umarmte ihn zum ersten Mal ganz liebevoll und lange, und bei beiden rollten die Tränen ohne Unterlass.

Und wie aus einem Munde sagten beide gleichzeitig:

= Jetzt kann Weihnachten werden. =

Autor:

Hans Peter Schulzke aus Bottrop

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