Grundschülerin wurden Energydrinks verkauft / Arzt empfiehlt Verbot

An Durchfall, Herzrasen und Bauchschmerzen litt die neunjährige Alexa, nachdem sie zweieinhalb Dosen eines Energydrinks getrunken hatte. Im Krankenhaus sei zudem Bluthochdruck diagnostiziert worden, berichtet ihre Mutter Sabrina Glaser. Die Castrop-Rauxelerin empört sich darüber, dass ihrer Tochter die Energydrinks verkauft wurden. Wir haben bei Dr. Carsten A. Scholz, Allgemeinmediziner mit dem Schwerpunkt Versorgung von Kindern und Jugendlichen, nachgefragt, wie gefährlich solche Getränke für Kinder sind.

Scholz nennt Nebenwirkungen, die auftreten können, wenn Kinder und Jugendliche übermäßig Energydrinks konsumieren: Herzklopfen, Blutdruckerhöhung, Zittern, Krampfanfälle, Halluzinationen und sogar Schlaganfälle. Verantwortlich dafür seien „die darin enthaltenen Mengen von Koffein und Taurin sowie weitere Begleitsubstanzen. Manche Produkte enthalten vier bis fünf Mal mehr Koffein als Cola.“

In Kombination mit Alkohol und Sport

Noch gravierender können die Folgen in Verbindung mit Alkohol oder Sport sein. „Energydrink plus Alkohol führt zu einer Gefäßerweiterung, was den Herzschlag zusätzlich beschleunigen kann. Beide Stoffe wirken entwässernd. Der damit gestörte Wasser- und Salzhaushalt im Körper erhöht die Wahrscheinlichkeit gefährlicher Herzrhythmusstörungen zusätzlich“, erläutert Scholz. „Wird dann auch noch Sport getrieben, gerät jeder Heranwachsende schnell an eine gefährliche Belastungsgrenze seiner Gesundheit.“

Gefahrenbewusstsein fehlt

Aus seiner Praxistätigkeit kennt der Arzt die Problematik der Energydrinks. „Ich werde insbesondere im Rahmen kinder- und jugendsportmedizinischer Untersuchungen häufiger als noch vor einigen Jahren von Eltern, die ihren Kindern etwas Gutes gönnen wollen, und Jugendlichen auf solche vermeintlichen ,Fitmacher‘ angesprochen“, erklärt Carsten Scholz. „Häufig fehlt aufgrund der psychologischen Wirkung geschickter Werbestrategien leider jegliches Gefahrenbewusstsein. Das erfordert dann viel Zeit für Aufklärungsarbeit.“
Denn trotz des Begriffs „Energy“ im Namen liefern die Getränke dem Konsumenten nicht wirklich Energie. „Viele Energydrinks sind Zuckerbomben: Sie sollen zwar kurzfristig die Leistungsfähigkeit, subjektiv auch die Konzentration und die Ausdauer steigern, diese Effekte sind jedoch wissenschaftlich nicht bewiesen“, erläutert Scholz.
Mit Bezug auf die Empfehlung US-amerikanischer Wissenschaftler rät der Arzt dazu, dass Kinder und Jugendliche keine Energydrinks trinken sollten. „Sie gehören meines Erachtens für Kinder und Jugendliche verboten“, so der Castrop-Rauxeler Mediziner.

Gesetzliche Obergrenze

Eine sichere Konsummenge für Kinder und Jugendliche sei bisher nicht bekannt. Seit 2013 gebe es eine gesetzliche Obergrenze für den Koffeingehalt in Energydrinks: 320 Milligramm/Liter.
„In Deutschland wird eine Altersbegrenzung diskutiert“, weiß Carsten Scholz. Eine Kennzeichnungspflicht dagegen hält er für unzureichend. „Einzig und allein zielführend ist meines Erachtens, diese Substanzen ebenso strikt zu reglementieren wie Tabak oder Alkohol, um zukünftig Gesundheitsgefahren, schwere Intoxikationen oder sogar Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen einigermaßen sicher vorzubeugen.“

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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