Literatur-Hotel-Preis 2011: Jutta Warbruck "Ostergeschenke bei EDEKA"

Ostergeschenke bei EDEKA

Ostern ist immer ein Familienfest.

Und alle Geschwister kommen mit ihren Kindern in unseren Garten zum Eiersuchen. Als Paul und Frau ankommen, läuft der kleine Sohn auf mich zu und übergibt mir eine Tasche mit "Geschenken". "Hallo, guck mal, das haben wir dir mitgebracht!"

Ich schaue in die Tasche, da ist ein Glas mit Blumen aus Filz, ein Stoffvogel in Pink und mit Schürze und eine Filzgießkanne in den Farben pink und hellblau. "Danke, süßer Neffe ", sage ich und übernehme etwas verwundert dieses "schöne" Geschenk.

Was um Himmels Willen soll ich damit wohl machen? Dabei will ich auf keinen Fall mehr Kram irgendwo in die Regale stellen.

Aber den ganzen Tag spielt mein kleiner Neffe mit der Filzgießkanne und dem Stoffvogel und ich bin beruhigt, dass es doch sein eigenes Spielzeug ist, was er mir nur zur Ansicht gezeigt hat.

Als sich mein Bruder mit Frau und Kindern am Abend verabschieden, vergessen sie doch fast das Spielzeug wieder mit einzupacken. "Nein, nein, das haben wir dir doch mit gebracht!", sagt meine Schwägerin und jetzt hab ich den Kram hier stehen und weiß nicht was ich damit machen soll.

Die erste Idee ist: "ich schenk es meiner Putzfrau." Die liebt alle möglichen unnützen Dinge und ihr Geschmack weicht von meinem ganz erheblich ab, sodass es eine gute Chance ist, dass sie sich wirklich darüber freut.

Aber dann hab ich noch eine Idee. Das wollte ich eigentlich immer schon mal ausprobieren: "Ich stelle die Geschenke einfach zu EDEKA ins Regal."
Allein die Vorstellung, wenn ein Kunde nach dem Preis fragt und keiner weiß was es kostet, gefällt mir schon. Und strafbar kann die Handlung ja nicht sein, denn ich klaue ja nicht sondern ich eröffne vielleicht dem Konzern neue Verkaufsmöglichkeiten...

Mittwoch nach Ostern gehe ich also zu EDEKA und meine Geschenke liegen in einem universal Stoffbeutel im Einkaufskorb. Dieses Mal stehen im Laden nicht hinter der Kasse die Geschenkartikel in Regal. Die mussten Grillzubehör weichen. Das erleichtert das Geschenke verteilen ungeheuer. Neben dem Tschibo-Regal sind jetzt diverse Geschenkartikel aufgebaut. Und tatsächlich ist da wie für mich geschaffen ein freies Regalstück und ich nehme die „neuen Artikel“ aus meinem Einkaufswagen und stelle sie fein aufgereiht nebeneinander zwischen die Teelichter auf der einen Seite und den Porzellanschafen auf der anderen Seite.

Dann gehe ich ganz normal zur Kasse und bezahle meinen ganz normalen Einkauf. Milch, Gemüse und dergleichen...

Zwei Tage später muss ich wieder einkaufen und kann gleich das Regal kontrollieren. Und sieh mal an:
Die Geschenke haben Preise bekommen: Das Glas mit den Filzblumen drum herum kostet jetzt 3,99€ -das finde ich entschieden zu teuer- der Vogel mit dem Lätzchen kostet jetzt 2,99€ -den hätte ich aber teurer als das Glas eingeschätzt! - und die pinke Filzgießkanne mit den hellblauen Blumen kostet sagenhafte 4,99€. Mensch, da hatte die Familie meines Bruders ja ein richtig teures Geschenk mitgebracht.

Ich erledige meinen Einkauf und bringe die Sachen zum Wagen. Nachdem ich den Einkaufswagen zurückgestellt habe muss ich noch mal rein, die Preise muss ich mir noch mal ansehen.
Eine Freundin ist erstaunt, dass ich ohne Einkäufe aus dem Laden komme. Nachdem ich ihr von meinem Attentat auf EDEKA erzähle sagt sie "Man, die Sachen hatte ich gerade in der Hand, aber bei Ernsting Family war der Vogel für 1,49€ im Angebot."

Hab ich mir ja gleich gedacht, dass die Preise zu hoch waren!

Und jetzt hab ich noch mehr Spass bei EDEKA einzukaufen, denn jedesmal kontrolliere ich jetzt, ob schon eins der Geschenke verkauft wurde...

Nachtrag

Glas und Gießkanne sind verkauft!!!!

Hey, jetzt waren doch glatt die "kleinen Geschenke" bei Edeka verschwunden.

Sowohl für die Gießkanne aus pinkem Filz mit blauen Blüten (4,99€), als auch für das Glas mit den Filzblumen (3,99€) hat sich ein Abnehmer gefunden. Ganz allein steht nur noch der Vogel (ebenfalls pinkfarben) mit gelben Lätzchen zu 2,99€.

Wenn der Vogel auch noch verkauft wurde, gehe ich zum Geschäftsführer und erzähle ihm, von seinem Zusatzverkäufen.

Es bleibt dabei, an diesen Oster-Geschenken meines Bruders hab ich lange Spass....

Autor:

Jutta Warbruck aus Dinslaken

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