Literatur Hotel Preis 2012: Dietmar Rehländer "Alles Natur"

Dietmar Rehländer.
  • Dietmar Rehländer.
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Prüfend spähte er durch das schmale Kellerfenster hinaus auf seinen gepflegten Garten, als wäre es der Gefechtsstand einer Bunkeranlage.
„Alles, Terroristen da draußen“, sagte Albert mit unbewegtem Gesicht. „Diesmal kriege ich euch!“

Die Attentäter hatten Hochkonjunktur, immer wieder schlugen sie heimtückisch und ohne Vorwarnung zu... doch Albert hatte Zeit satt und mit seinen 68 Jahren ge-hörte er zu den rüstigsten Rentnern dieser Straße. Er begann den Garten zu verminen. Die erste Batterie seiner biologischen Erstschlagswaffe hing bereits im Holunder und die Zweite war in Vorbereitung. Errechnete Inkubationszeit 20 Minuten.

Sie torpedierten seine Traditionen: Zu Weihnachten gab es eine drei Meter Nordmanntanne und zu Ostern schmückte er seinen geliebten Garten mit Schokoladen Osterhasen . Alles Natur! – Und jetzt, Osterferien. Man könnte sagen, staatlich angeordneter Freigang für Hobby Terroristen jeglichen Alters. Das aufgestellte Schild: „Eltern haften für ihre Kinder. Der Osterhase!“ - Spurlos verschwunden.

Die Zeit war günstig, Heidemarie seine Frau, benötigte längere Zeit für Einkäufe. So verwandelte Albert die Kellerwerkstatt in eine Anti Terror Küche, mit geborgten Zutaten aus Heidemaries Reich. Auf einem alten Einplattenherd verrührte er in ihrem kleinem Topf, aufgelösten Zuckerguss mit drei gut gehäuften Esslöffeln Glaubersalz. Ja Glaubersalz, für drei Euro aus der Apotheke, Terrorabwehr konnte so preiswert sein. In der richtigen Dosierung mutierte ein Abführmittel zur Tellermine der Darm-flora. - Alles Natur!

Andächtig bestrich Albert mit Heidemaries Backpinsel den vierten Schokohasen, den er zuvor vom Stanniol befreit hatte, als er Stimmen im Garten hörte... Code Red!
Albert eilte zur Schießscharte und löste Super Code Red aus:
Heidemarie war im Begriff eine Tellermine einem Mini Attentäter zu schenken, der die Frechheit besaß nicht einmal stehen zu können.
Dieser Sitzriese würde sich glatt vom Arm seiner Mama sprengen. Das musste ver-hindert werden. Albert schnappte sich eine unscharfe Mine und hastete hinauf zum Gartentor. Zu spät, Mini lutschte bereits an den freigelegten Ohren der Verdauungs-bombe. Angeekelt schüttelte er das Köpfchen, stieß den Hasen von sich und spuckte ein Gemisch von Sabber und Schoko aus. So sind sie, trickreich bis zum Schluss.

„Was ist mit dem Hasen, Albert?“ fragte Heidemarie und biss ein Ohr ab. Böse Falle. „Schmeckt ja übel... aber mit der Schokolade...“
„Mit Zuckerguss bestrichen...“, antwortete Albert kleinlaut. „Im Keller.“
„Na Gott sei Dank“, erwiderte Heidemarie. „Das ging ja wohl in die Hose!“
„Das kannst du laut sagen“, bestätigte Albert, während Mama mit Mini erschreckt das Weite suchte.

„Man sollte probieren, was man fabriziert, na los. Beiß ab!“ befahl Heidemarie. Fest genagelt! Heidemarie ließ Albert nicht den Hauch einer Chance.„Und jetzt beeil dich, wir wollten noch ins Gartencenter.“
„Ich fürchte, dazu bleibt uns heute keine Zeit. Hoffentlich hält die Kloschüssel“, raunte Albert Heidemarie hinterher, die verdächtig schnell im Haus verschwand.
– Alles Natur.

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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