Literatur Hotel Preis 2012: Irene Jagusch "Ein Schatz liegt auf dem Grunde des Sees"

Irene Jagusch.

Versunkenes Schiff gefunden:

Kürzlich traf ich einen Taucher, der mir eine tolle Story von einem versunkenen Schiff auftischten wollte. Irgendwie interessierte mich diese Geschichte von der versunkenen Motoryacht „Sanja“ dann doch und bat ihn, sie doch zu erzählen. Und so begann er, wenn auch anfangs nur zögernd, seine geheimnisvolle Geschichte auszuplaudern:

„Vor ein paar Tagen war ich auf dem moorigen Grunde des Nordufers des Blauen Sees, um ein paar Unterwasser-Fotos zu machen. Ja, und plötzlich hatte sich ein Tragegurt meiner Kamera-Ausrüstung in der Schiffsschraube eines kleinen Schiffes „Sanja“ verfangen, so dass ich fast selbst dort unten geblieben wäre. Ich konnte deshalb auch keine Fotos schießen. Die „Sanja“, eine Motoryacht, war schon ziemlich alt, aber mit doch recht gut erhaltenen Aufbauten.

Irgendwie hielt mich die „Sanja" in ihrem Bann fest, und ich musste weitertauchen, um zu erkunden, ob eventuell noch Schätze an Bord sein könnten und gehoben werden müssten. Das war sehr spannend und aufregend. Also, ich näherte mich mehr und mehr dem Teil des Schiffes, in dem ich das Herzstück vermutete. Als ich dann den Hauptlukenschlüssel in dem modrigen Wasser aufblinken sah, tauchte ich noch etwas tiefer, um die mit Eisen beschlagene Luke öffnen zu können. Denn ich war so gespannt, weil ich endlich an oder in die geheimnisvolle Schatzkammer gelangen wollte.

Nach einigen Minuten hatte ich es tatsächlich geschafft! - Es war kaum zu glauben, ich konnte die Luke leicht öffnen und somit auch eine mit einem roten Teppich eingefasste Treppe hinunter gleiten. Plötzlich sah ich einen goldenen Lichtstrahl, der von einer stählernen Tresorwand zurückgeworfen wurde, eher matt schimmernd in dem brackigen Wasser. Mein Herz pocht über die normale Norm hinaus. So aufgeregt war ich schon lange
nicht mehr. Was sah ich da: Das mit purem Gold verzierte Tresorschloss.

Ich kniff meine Augenlieder etwas zusammen, um lesen zu können, was auf ihnen in gotischer Schrift eingraviert stand. Ich schwamm noch etwas näher an das vor mir links liegende Goldherz, auf dem zu lesen war „Zum Gedenken an einen schönen Tag mit Dir."

Ich wandte den Kopf nach rechts, wische den eingedrungenen Sand von der Inschrift des zweiten Goldherzens, worauf geschrieben war:" Nimm dieses Herz als meines und bewahre es gut in Deinem Herzen auf, Dein geliebter Schatz." Da wusste ich, es hatten sich Zwei gefunden, die nun in den gleichen „Wellen" ruhten. Ich wollte aber auf gar keinen Fall diese stille Harmonie und Eintracht stören. So verschloss ich die Stahltür wieder, damit sie keiner mehr öffnen konnte. Ich tauchte irgendwie mehr als zufrieden und froh wieder auf. …
Und den Schlüssel nahm ich mit und trage ihn als Talisman immer bei mir. Denn jedes Glück, auch das verborgene, möchte eine kleine Hilfe haben, um in seiner gewählten Abgeschiedenheit alleine bleiben zu dürfen.“
Nun habe ich viel zu überlegen. ©ellina, im März 2012

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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