Kathrin-Türks-Halle Backstage: Wolf Biermann in Dinslaken

Josh Springer und Wolf Biermann. Foto: Heinz Kunkel.
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Wolf Biermann, Sänger und linker Humanist durfte 1976 nach seinem legendären Konzert in Köln nicht mehr in die DDR zurück reisen. So sehr fürchtete sich das Honecker-Regime vor seinen Liedern. Der legendäre Friedens- und Freiheitskämpfer blieb sich auch im Westen im Kampf gegen Gewalt und Unterdrückung in allen Lebensbereichen treu und ist nach wie vor auf der Seite der gesellschaftlich Schwachen menschlich wie künstlerisch engagiert. Auf seinen zahlreichen Konzertreisen kam er 2002 auch mal an den schönen Niederrhein in die Stadthalle nach Dinslaken zu Josh Springer:

"Vor jeder Veranstaltung wird eine Bühnenanweisung an uns geschickt. Dort sind die Zeiten von Proben und Aufführungen, das Künstler-Catering, aber auch notwendige Ton- und Lichttechnik verbindlich geregelt.

Bisweilen gibt es da einige Überraschungen. So auch bei Wolf Biermann.

In seiner Bühnenanweisung forderte er drei verschiedene Notenständer. Ich wartete nun gespannt auf seine Ankunft am Auftrittstag und fragte mich insgeheim, wofür Wolf Biermann, (der ja bekanntlich nicht gerade riesig von Statur ist und schon hinter einem! Notenständern fast vollständig verschwinden würde) zu einem Solo-Auftritt drei Notenständer brauchte. Biermann kam pünktlich mit der Bahn an. Wir holten den gut gelaunten Künstler natürlich selbst vom Bahnhof ab.

Als wir in die Halle gingen, wollte er auch sofort auf die Bühne und bat darum, dass man ihm die Notenständer zeigte. Wir stellten ihm die Notenständer zur Ansicht vor. Ich versuchte einen besonders filigranen Ständer aufzuklappen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es mehr mit Kraft als mit Technik versuchte. Wolf Biermann sah dies und bemerkte hintergründig:“ Aber Herr Springer, sie wissen doch, keine Gewalt gegen Sachen“.

Er verließ darauf die Bühne und ließ mich doch ein wenig nachdenklich mit meinem grob "unterdrückten und unterworfenen" Notenständer zurück. Ich habe mich natürlich sofort innerlich bei allen anwesenden Notenständern entschuldigt und Besserung versprochen. Das Konzert war übrigens ein Riesen-Erfolg. Und Biermann ist auch nicht hinter den drei Notenständern verschwunden - im Gegenteil: Er hat sie ganz nebenbei auch noch aus ihrer "unterdrückten" Rand-Stellung befreit!“

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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