"Artists & Agents – Performancekunst und Geheimdienste" im Dortmunder U
HMKV-Ausstellung zur Ausstellung des Jahres 2020 gekürt

Bereits zum dritten Mal wurde eine Ausstellung des HKMV von der AICA prämiert. | Foto: Chris Franken
  • Bereits zum dritten Mal wurde eine Ausstellung des HKMV von der AICA prämiert.
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In Zeiten geschlossener Ausstellungen erreichte den HMKV eine erfreuliche Nachricht: KunstkritikerInnen der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbands AICA haben die Ausstellung Artists & Agents - Performancekunst und Geheimdienste (2019-20) des HMKV Hartware MedienKunstVerein zur "Ausstellung des Jahres" 2020 gewählt.

Gemeinsam mit dem HMKV wurden das Bauhaus Dessau (Museum des Jahres 2020) und das Brücke-Museum Berlin (Besondere Ausstellung 2020) ausgezeichnet. Die rund 200 in der deutschen AICA-Sektion zusammengeschlossenen AutorInnen, KritikerInnen, JournalistInnen und PublizistInnen vergeben jedes Jahr drei undotierte Auszeichnungen an Museen und für einzelne besonders gelungene Kunstausstellungen.

Überwachung thematisiert

Die am 25. Oktober 2019 in Anwesenheit vieler beteiligter KünstlerInnen feierlich eröffnete Ausstellung Artists & Agents – Performancekunst und Geheimdienste rückt die Überwachung von PerformancekünstlerInnen durch Geheimdienste – und die vielschichtige Interaktion zwischen diesen – in den Fokus. „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung der deutschen Sektion der AICA. Es ist eine großartige Anerkennung unserer Arbeit!“, so HMKV-Direktorin Dr. Inke Arns.

Umfangreiche Recherche sichtbar gemacht

Hervorgehoben wurde in der Begründung zur Auszeichnung die umfangreiche Recherche, die der internationalen Gruppenausstellung Artists & Agents zugrunde liegt: „Akademische Forschungsarbeit ist sehr wichtig“, so Inke Arns, „nur verbleibt sie leider allzu oft im akademischen Kontext. Wir haben mit dieser Ausstellung, die auch aktuelle künstlerische Arbeiten zum Thema versammelte, Forschung sichtbar und zugänglich gemacht. Das hervorragende Ausstellungsdesign von please don’t touch aus Dortmund hat maßgeblich dazu beigetragen.“

Historisches Archivmaterial als Grundlage

Ziel der Ausstellungsmacherinnen war es, ausgehend von dem historischen Archivmaterial aus der ehemaligen DDR und Osteuropa, die AusstellungsbesucherInnen für aktuelle Themen und Fragestellungen zu sensibilisieren. „Die Akten, in denen sich die Arbeit der Geheimdienste materialisiert, wurden quasi zu einem Ausgangs- und Kondensationspunkt für etwas, was sich sonst nur schwer fassen lässt, gerade auch im Zeitalter digitaler Kommunikation,“ so Inke Arns.

Kooperation hat sich bewährt

Die Ausstellung geht aus einer Kooperation mit der Universität Zürich hervor: mit Sylvia Sasse, Professorin für Slawistik an der Universität Zürich, sowie mit Kata Krasznahorkai, die im Rahmen eines dort angesiedelten Forschungsprojektes zu Performancekunst in Osteuropa in den Geheimdienstarchiven vieler Länder recherchiert hat.

Eine Zusammenarbeit zwischen Sylvia Sasse und Inke Arns mündete schon 2017 in einer Auszeichnung: Für Sturm auf den Winterpalast – Forensik eines Bildes erhielten die Kuratorinnen, gemeinsam mit Igor Chubarov, den Justus-Bier-Preis für Kuratoren und Kuratorinnen 2018/19.

Dritte Ausstellung des HKMV prämiert

Mit Artists & Agents wurde nun schon zum dritten Mal eine Ausstellung des HMKV von der AICA prämiert: 2003 wurde games. Computerspiele von Künstler*innen und 2012 wurde Sounds Like Silence (zu 4’33‘‘ von John Cage) ausgezeichnet, jeweils in der Kategorie „Besondere Ausstellung“.


Infos zur Ausstellung im Überblick:

Artists & Agents – Performancekunst und Geheimdienste
26. Oktober 2019 – 19. April 2020
HMKV Hartware MedienKunstVerein im Dortmunder U, Ebene 3

Im Zentrum der Ausstellung steht die Interaktion zwischen Geheimdiensten und Performancekunst – einer Kunstform, die Geheimdiensten als besonders gefährlich galt. Fast nur in Osteuropa sind die Archive zugänglich und offenbaren die „Zersetzung“ und „Liquidierung“ kritischer KünstlerInnen durch die Staatssicherheitsdienste. Dafür mussten die AgentInnen jedoch teils selbst zu ‚Performance-künstlerInnen‘ werden. Artists & Agents versammelt z.T. noch nie gezeigte Beispiele künstlerischer Subversion und geheimdienstlicher Unterwanderung. Neuere Arbeiten zeigen: Die Frage nach dem zunehmenden Einsatz geheimdienstlicher Methoden in Politik und Alltag ist hochaktuell.

Kuratorinnen:

Inke Arns, Direktorin des HMKV Hartware MedienKunstVerein, Sylvia Sasse, Professorin für Slavische Literaturwissenschaft an der Universität Zürich, Kata Krasznahorkai, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Performance Art in Eastern Europe (1950 – 1990)" an der Universität Zürich

Mit Arbeiten von Künstler*innen aus Bulgarien, Deutschland, Chile, Kroatien, der Tschechischen Republik, Polen, Rumänien, Russland, Ungarn und den USA:
Alexandru (Sándor) Antik (RO), Tina Bara & Alba D'Urbano (DE), Kurt Buchwald (DE), Károly Elekes / Árpád Nagy / Gruppe MAMŰ (RO), György Galántai / Artpool (HU), Ion Grigorescu (RO), Sanja Iveković (HR), Voluspa Jarpa (CL), Jens Klein (DE), Daniel Knorr (RO/DE), Csilla Könczei (RO), Korpys/Löffler (DE), Jiří Kovanda (CZ), Jill Magid (US), Simon Menner (DE), Arwed Messmer (DE), Clara Mosch (DE), Orange Alternative (PL), Peng! Collective (DE), Józef Robakowski (PL), Cornelia Schleime (DE), Nedko Solakov (BG), Gabriele Stötzer (DE), Tamás St.Turba (NETRAF-agent) / Gábor Altorjay (HU)

Akten:
Politische Polizei, Schweiz; Ministerium für Staatssicherheit (MfS), DDR; Służba Bezpieczeństwa (SB), Volksrepublik Polen; Štátní bezpečnost (ŠB), ČSSR; Komitet gosudarstvennoj bezopasnosti (KGB), UdSSR; Belügyminisztérium (BM), Ungarische Volksrepublik; Securitate, Sozialistische Republik Rumänien; Dirección de Inteligencia Nacional (DINA), Chile; Algemene Inlichtingen- en Veiligheidsdienst (AIVD), Niederlande; Bundesnachrichtendienst (BND), Deutschland

Publikationen:

  • Sammelband: Kata Krasznahorkai, Sylvia Sasse (Hg.): Artists & Agents. Performancekunst und Geheimdienste, Leipzig: Spector Books, 2019, 690 Seiten, 34,00 €Autor*innen: Inke Arns, Mădălina Brașoveanu, Anna Krakus, Liliana Gomez, Hristo Hristov, Kata Krasznahorkai, Tomáš Pospiszyl, Łukasz Ronduda, Sylvia Sasse, Tamás Szőnyei und Anikó Szűcs
  • Eine englische Version des Buches ist in der Produktion
  • HMKV Ausstellungsmagazin 2019/2:Artists & Agents – Performancekunst und Geheimdienste / Artists & Agents – Performance Art and Secret Services, hrsg. v. Inke Arns, Kata Krasznahorkai, Sylvia Sasse, Dortmund: Verlag Kettler, 2019, zweisprachig deutsch/englisch, zahlreiche Abbildungen, 228 Seiten, 18,00€; sowie als PDF-Download (kostenlos) unter www.hmkv.de/shop.html

Hintergrund

  • Eine Ausstellung des HMKV (Hartware MedienKunstVerein) in Kooperation mit dem Slavischen Seminar der Universität Zürich
  • Die Ausstellung wurde gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und den European Research Council (ERC) im Rahmen des Forschungsprojekts "Performance Art in Eastern Europe 1950-1990. History and Theory".
  • Der HMKV wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Stadt Dortmund / Dortmunder U.
Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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