Malteser helfen bei der Integration von Flüchtlingen

Ehrenamtliche geben einen Deutschkurs für Anfänger. | Foto: Klinke
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Simone Streif ist ausgebildete Ethnologin. Wer jetzt vermutet, dass sie an einem Schreibtisch in einer Uni sitzt und über unbekannte Naturvölker forscht, der liegt völlig falsch.

Simone Streif arbeitet als Koordinatorin des Integrationsdienstes für die Malteser. Bei den Malteser Hilfsdienste denkt man sicher zunächst an den Rettungsdienst oder den Katastrophenschutz, weniger an Flüchtlungshilfe.

„Ich sitze hier mit meinen Kenntnissen als Ethnologin genau an der richtigen Stelle“, erzählt sie. Und als Ethnologin ist sie nicht die einzige ihres Faches in dieser Tätigkeit. „Ich möchte nicht, dass es noch einmal so wie in der 60er Jahren läuft“, sagt sie, und spielt damit auf die Lage der „Gastarbeiter“ in Deutschland an. „Ich finde die Arbeit hier total spannend, mag die Vielschichtigkeit und die Abwechslung.“ Ethnologen,so erklärt sie, haben die verschiedenen Kulturen im Blick, aber auch deren Wandel.

Seit rund einem Jahr bieten die Malteser diesen Dienst in Dortmund an, es gibt ihn aber bundesweit mit rund 90 Standorten, gefördert wird er ausschließlich aus einem Topf des Bundeskanzleramtes. Ziel ist es, neben praktischen Hilfen wie beispielsweise Sprachkursen einfach Kontakte zu knüpfen, sei es beim Sport oder bei der gemeinsamen Freizeitgestaltung.

„Integration passiert nur, wenn die Menschen untereinander verbunden sind. Es müssen sich persönlic Beziehungen und Netzwerke bilden“, erklärt Simone Streif. „Die Ehrenamtler, die dahinter stehen, sollen menschliche Nähe anbieten. Zwar in einer verabredeten Form, aber verlässlich und nachhaltig.“

Beim Sprachkurs trifft man sich einmal in der Woche, und zwar dort, wo die Geflüchteten in den Traglufthallen ihr ersten Zuhaus gefunden haben. „Seit einem Jahr gibt es den Sprachkurs schon, wir haben schon eine Weihnachtsfeier und ein Grillfest gemacht.“

Wer sic als Ehrenamtler bei den Maltesern einbringen möchte, ist bei der Gestaltung seines Angebots ganz frei: „Das kann ein Hobby sein, oder ein Sportangebot. „Wir haben eine Freizeitgruppe, das sind junge Studenten, die treffen sich zweimal im Monat und unternehmen zusammen etwas. Angefangen hat das mit einem einfachen Spieleabend.“ Möglich ist die individuelle Begleitung eines Flüchtlings, aber auch Freizeitgestaltung oder auch musisch-kulturelle Projekte können angeboten werden.

Alle Ehrenamtler bekommen eine Ganztagsschulung und eine Einführung in die Tätigkeit des Integrationslotsen. Alle vier bis sechs Wochen gibt es einen Gruppenabend für die Integrationslotsen, dazu werden Experten eingeladen, denn der Wissensbedarf bei den Helfern ist groß. „Bei den Gruppenabenden können sich die Lotsen untereinander austauschen und es gibt auch Zeit für Reflexion“ erklärt Simone Streif. Rund 40 Integrationslotsen gibt es derzeit bei den Maltesern, weitere Freiwillige mit möglichst konkreten eigenen Ideen zur Betreuung sind herzlich willkommen.

Vor die beiden Einführungskurse ist noch ein einstündiges Eignungsgespräch geschaltet, auch ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis müssen die Freiwilligen vorweisen können. „Eineinhalb Jahre nach „Refugees Welcome“ stehen wir nach den Ereignissen in den Silvesternächten vor einem ganz anderen Punkt. Es ist nicht mehr so einfach, Hilfswillige anzusprechen.“ Es gibt andere Probleme, aber auch andere Strukturen, die Aufgaben werden kleinteiliger. „Viele der Geflüchteten sprechen schon ganz gut Deutsch. Es fehlt ihnen aber oft die Gelegenheit, es auch anzuwenden.“

Manche der Flüchtlinge kennt sie schon über ein Jahr lang. „Ich habe so viele tolle Begegnungen mit Menschen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak, das hat mein Leben bereichert.“ Auch, weil sie die Entwicklung miterlebt: „Es ist großartig, es ist so viel passiert bei den Leuten.“

Wer jetzt Ideen oder Anregungen für den Integrationsdienst bekommen hat, kann sich direkt unter Tel. 01719108782 oder per Mail an Simonestreif@malteser.org melden: „Hilfswillige können sich zusammentun und bei mir melden. Die Palette der Möglichkeiten ist groß.“

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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