Psychiatrie-Erfahrene - mitmachen, verändern, gestalten

Wie fing es an, wie geht es weiter?

Christine Schäfer von Bethel.regional und Guido Elfers vom KLuW e.V. berichteten im Märztermin des Psychoseseminars über den aktuellen Stand der Arbeit der Koordinierungsgruppe Mitbestimmung Psychiatrie-Erfahrener in Dortmund.

Eine vom Anbieter vorgenommene Befragung unter Nutzern des ambulanten betreuten Wohnens ergab, dass sich ca. sechzig Prozent der Befragten eine Interessensvertretung für ihre Belange wünschen. Vier in dem Bereich tätige Profis luden fünf Psychiatrie-Erfahrene zu einem ersten moderierten Gespräch ein. Im Mai 2014 folgte ein Workshop von Psychiatrie-Erfahrenen in Dortmund, zu dem fünfundvierzig Personen erschienen. Es wurde beschlossen, sich regelmäßig zu treffen und die Arbeit für die Interessen Psychiatrie-Erfahrener in vier Arbeitsgruppen weiterzuführen.

Bewusst wurden unter anderen praktische Themen aufgenommen, die schnellen Erfolg versprachen. So hat die Arbeitsgruppe 4 „Tauschbörsen und offene Freizeitangebote“ mittlerweile einen Inforello mit Informationen für kostenlose Kulturveranstaltungen und Freizeitangebote sowie andere Möglichkeiten Geld zu sparen wie Tafel oder Gasthaus erstellt. Dieser Flyer ist auf der Homepage des Vereins KLuW e. V. veröffentlicht. Ein weiterer Flyer mit Kontaktadressen für Psychiatrie-Erfahrene ist in Arbeit.

Es wurde eine bessere Koordinierung von Freizeitangeboten der verschiedenen Träger wie Halte-Stelle, ZSD oder Bethel.regional beschlossen und umgesetzt. So wird vermieden, dass parallel in verschiedenen Einrichtungen zum Beispiel gekocht oder Karten gespielt wird. Das bringt mehr Vielfalt für die Nutzer der Angebote, zumal die Träger gegenseitig über ihre Veranstaltungen informieren und dazu einladen.

Die Arbeitsgruppe 3 „Informationsprojekt“ hat damit begonnen, Berichte von Psychiatrie-Erfahrenen zu Themen wie Krankengeschichte, Medikamente oder Psychotherapie zu sammeln. Die sollen später ausgewertet und in Buchform veröffentlicht werden. Es sollen auch Erfahrungsberichte von Angehörigen und Professionellen aus ihrer Arbeit mit psychisch Kranken einfließen.

Wer Interesse hat, in Gruppe 3 oder 4 mitzuwirken, kann sich beim KLuW e. V. unter kluw-ev@web.de oder 0231 814440 melden.

Die Mitwirkenden der Arbeitsgruppe 2 „Beratung von Psychiatrie-Erfahrenen für Psychiatrie-Erfahrene“ möchten eine Beratung anbieten „wie wir sie selber gerne gehabt hätten“. Die ursprüngliche Absicht war, dass diese Beratungstätigkeit von ausgebildeten EX-INlern ausgeübt werden sollte. Wie sich herausstellte, gibt es davon in Dortmund aber noch zu wenige. Daraufhin wurde ein eigenes niederschwelliges Schulungsangebot entwickelte, das Interessierten die Möglichkeit bietet, in die Aufgabe eines Beraters hineinzuschnuppern und sich das erste Rüstzeug für diese Tätigkeit zu erwerben.

Dieser bereits angelaufene Kurs mit sechs Teilnehmern besteht aus zwölf Einheiten, in denen es unter anderem darum geht, die Rahmenbedingungen für die Beratertätigkeit zu klären und Beratungsgespräche als Rollenspiel zu üben. Zum Abschluss wird eine Urkunde über die Teilnahme ausgestellt. Ziel ist es, zwei Kurse dieser Art pro Jahr anzubieten. Sobald ausreichend Berater zur Verfügung stehen soll es mit monatlich zwei Beratungsangeboten am Nachmittag losgehen. Ein Standort wird das Krankenhaus Lütgendortmund sein, für einen zweiten gibt es noch keine feste Entscheidung.

Zur rechtlichen Absicherung bei eventuell auftretenden Haftungsansprüchen im Zusammenhang mit der Beratung soll die Beratertätigkeit wahrscheinlich im Rahmen eines noch zu gründenden Vereins erfolgen. Die Kursteilnahme ist dank Fördergelder kostenlos und verpflichtet nicht zur anschließenden Beratertätigkeit, für die es eine Vergütung geben soll, die mehr als eine Aufwandsentschädigung ist.

Die Gruppe erarbeitet gerade einen Flyer zu ihrem Angebot. Ansprechpartner für alle die mitmachen möchten ist Guido Elfers unter guido-elfers@t-online.de oder 0231 90 620 26.

Die gewählten Themen der Gruppe 1 „Interessensvertretung/Mitbestimmung Psychiatrie-Erfahrener Menschen“ sind:
Einrichtung einer Beschwerdestelle für Klienten des Betreuten Wohnens
Sammeln und Weitergabe von rechtlichen Informationen
Abbau von Vorurteilen gegenüber Psychiatrie-Erfahrenen
Netzwerke schaffen mit anderen behindertenpolitischen Gruppen
Gleichwertige Gesprächspartner sein für Behörden und Institutionen

Wegen der eventuellen Schnittmengen mit den anderen drei Gruppen wird es möglicherweise einen Wandel in der Ausrichtung und Gestaltung dieser Gruppe geben.
Für diese wichtige und spannende Arbeit werden noch Mitstreiter gesucht. Interessenten melden sich bitte für weitere Einzelheiten bei Frau Reiss unter ilka.reiss@gmx.de.

Christine Schäfer und Guido Elfers vermittelten Aufbruchstimmung. Es sind seit Jahren angestrebte Ziele verschiedener Akteure, die die Koordinierungsgruppe in Angriff genommen hat und deren Umsetzung andern Orts teilweise schon weiter fortgeschritten ist. So betonte Christine Schäfer, es ginge in erster Linie darum, bereits vorhandene Gruppen und deren Bestrebungen im Bereich Interessensvertretung Psychiatrie-Erfahrener zu unterstützen und zu bündeln.

Der Schwerpunkt der Koordinierungsgruppe sowohl was die Wahl der Ziele als auch deren Umsetzung betrifft soll bei den Psychiatrie-Erfahrenen liegen. Im Bereich Psychiatrie Arbeitende sollen die Rahmenbedingungen schaffen und sichern. Eine Aufgabe, die nicht zu unterschätzen ist. Profis bringen Erfahrungen im Aufbau von Strukturen und unumgänglichen Verwaltungstätigkeiten mit.
Die Unterstützung durch den Arbeitskreis für Betreutes Wohnen für Psychisch- und Suchtkranke Menschen in Dortmund unter der Federführung des Psychiatriekoordinators der Stadt Dortmund macht Hoffnung auf den Erfolg der Bemühungen der Koordinierungsgruppe.

Die Koordinierungsgruppe selbst trifft sich im Jahr 2015 monatlich jeweils am 4. Donnerstag im Monat in der Regel in den Räumen von
Bethel.regional, Von-der-Tann-Str. 38, 44143 Dortmund.
Wer in der Koordinierungsgruppe mitmachen möchte wendet sich bitte an Frau Christine Schäfer unter christine.schaefer@bethel.de oder 0231 534 250 151.

Autor:

Sylvia Spiegel aus Dortmund-City

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