Daneben gelegen? - 80 Zuhörer beim Bürger-Infoabend zur Ausweitung der Flughafen-Betriebszeiten

Einige Stühle blieben frei im Asselner Gemeindesaal am Mittwochabend beim Bürger-Infoabend zur beantragten Ausweitung der Flughafen-Betriebszeiten... | Foto: Günther Schmitz
3Bilder
  • Einige Stühle blieben frei im Asselner Gemeindesaal am Mittwochabend beim Bürger-Infoabend zur beantragten Ausweitung der Flughafen-Betriebszeiten...
  • Foto: Günther Schmitz
  • hochgeladen von Ralf K. Braun

Der Antrag zur Ausweitung der Betriebszeiten in Wickede bis 23 Uhr bzw. bis 23.30 Uhr ist gestellt. Rund 80 Zuhörer ließen sich am Mittwochabend im Gemeindesaal der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Asseln über das Vorhaben der Flughafen Dortmund GmbH informieren.

Hintergrund: Wer Einwände gegen den Antrag des Airports formulieren will, muss dies in den nächsten Wochen tun, denn am 19. Juli läuft die Frist ab (die Unterlagen liegen zur Einsicht im Planungsamt der Stadt sowie in der Bezirksverwaltungsstelle Brackel aus und sind im Internet herunter zu laden).
Stadtplanungs-Amtsleiter Ludger Wilde führte in den Ablauf des Verfahrens ein und machte deutlich, dass nur schriftlich formulierte Einwände möglich sind und dass nur die Einwender in einem möglichen anschließenden Erörterungsverfahren beteiligt werden. Gemeinsam führten Flughafen-Geschäftsführer Markus Bunk und sein Technischer Prokurist Dietmar Krohne anschließend durch Anträge und Gutachten, die insgesamt zwei dicke Ordner füllen.
Bereits in seiner Eröffnung hatte Brackels Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka die ablehnende Beschlusslage der Bezirksvertretung erläutert und das Problem auf den Punkt gebracht: Im letzten Genehmigungsverfahren hatte der Flughafen selbst bereits im Antrag ausdrücklich eine Betriebszeit von 6 bis 22 Uhr gefordert zum Schutz der Anwohner. Und hatte ausdrücklich betont, dass er in dieser Zeit seine Aufgaben als Regionalflughafen sehr gut erfüllen könne. Die Bezirksregierung hatte diese Forderung dann eins zu eins in den Planfeststellungsbeschluss übernommen und die strikte Festlegung als eine notwendige Schutzfunktion für die Anwohner festgelegt.
„Wir sind nun ganz gespannt wie Sie Ihren Sinneswandel erklären und die Genehmigungsbehörde davon überzeugen wollen“, so Czierpka.
Auf viele Nachfragen und Kritik stießen die Hoffnungen des Flughafens auf mehr Flugverbindungen durch die längere Betriebszeit. Ein Bürger: „Die vielen Gutachten aus der Vergangenheit haben allesamt daneben gelegen, das sind Wünsche und keine belastbaren Zahlen“.
Auch die neue Verspätungsregel wurde kontrovers diskutiert. Sie wird am Ende dazu führen, dass künftig bis 23 Uhr gestartet und gelandet werden darf; sogar bis 23.30 Uhr können verspätete Maschinen mit Heimatstandort Dortmund noch aufsetzen.
Großartige Lärmschutzmaßnahmen können die Bürger indes nicht oder erst mit großer Verspätung erwarten. Bauherren allerdings müssen die in den Lärmschutzzonen teure Lärmschutzfenster und Belüftungsanlagen einbauen auf eigene Kosten!
Konsequenzen für Krankenhäuser, Schulen und andere schutzbedürftige Einrichtungen sparte die Diskussion bewusst aus hier liegen bereits Einwände der entsprechenden Häuser vor.
Der Aussage von Airport-Chef Bunk, der Flughafen wirke sich nicht negativ auf die Immobilienpreise aus, widersprachen zahlreiche Anwohner vehement. Wer versuche, sein Eigentum zu verkaufen, merke deutlich, dass dies nur weit unter Wert gelinge. Kein Käufer würde bei den Verhandlungen den Flughafen als Negativ-Faktor auslassen, diese Erfahrung müssten alle Immobilien-Verkäufer machen und das würden auch die örtlichen Makler bestätigen.
Für Heiterkeit sorgte die Aussage Bunks, Dortmund sei wegen des Vorhandenseins des Flughafens besser durch die Krise gekommen als Gelsenkirchen. Hier musste der Bezirksbürgermeister um Nachsicht bitten: „Herr Bunk ist kein Dortmunder und er stammt noch nicht einmal aus dem Ruhrgebiet anders ist diese Aussage nicht zu erklären“.
Czierpka betonte, es sei die hervorragende Wirtschaftsförderungspolitik der Stadt gewesen, die Dortmund bisher vor der Haushaltssicherung gerettet hat, Effekte des Flughafens seien da absolut nicht erkennbar. „Hätte man die Unsummen, die der Flughafen Jahr für Jahr verschlingt, unseren Wirtschaftsförderern zur Verfügung gestellt, stünden wir noch viel besser da.“
Hat sich die Bezirksvertretung ein größeres Interesse bei den Anwohnern gewünscht? Die Einlader verwiesen auf die bereits eine Woche zuvor abgehaltene (ähnliche) Veranstaltung der Schutzgemeinschaft Fluglärm (SGF). Zudem gebe es bereits tausende von Einwendungen, und wer sich freiwillig dem wenig lustvollen Exkurs durch die sperrigen Gutachten unterzogen habe, habe dies in fester Absicht getan, einen fundierten Einwand zu formulieren.
„Das war Sinn und Zweck der Veranstaltung“, so Bezirksbürgermeister Czierpka. Zudem sorge der Flughafen im Augenblick selbst für geringes Interesse. Czierpka ergänzt: „Bei täglich gerade mal 20 Starts und Landungen nehmen viele Menschen den Flughafen nicht mehr als so störend wahr ein weiteres Argument gegen die Ausweitungen: Es fehlt ganz einfach die Nachfrage, die Liste der gestrichenen Flüge wird immer länger. Und das hat mit der Betriebszeit wenig zu tun.“

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.