Initiative sieht Missachtung der von Naturgewalten und Klimaveränderung in der Bauplanung
Kritik der BI nach Hochwasser

Hochwasserschäden als Folge versiegelter Flächen und Missachtung des Natur- und Umweltschutzes sieht die Dortmunder Bürgerinitiative „Rettet das Lennhof Biotop“.

"In den letzten Woche haben wir schmerzlich feststellen müssen, dass alle Bedenken, die die Bürgerinitiative innerhalb der Bauleitplanung zum Bebauungsplan Am Lennhof HOM252 nicht nur gerechtfertigt waren, sondern von der Wirklichkeit um Längen an Gefahr und Ausmaß übertroffen wurden", übt die Initiative Kritik. Nach 2008 und Starkregen in 2010 sei dieses dritte Mal in 13 Jahren kein Einzelfall des „Jahrhunderhochwassers“.

Umdenken überfällig

Die Reaktionen in der Politik bei Bund und Ländern seien jetzt eindeutig: Man erkenne, wie man Flächennutzung und Bau gegen die Umwelt und die Natur in den letzten Jahren zugelassen hat und dass ein Umdenken zu einer verantwortungsvollen Planung lange überfällig ist. Die Ausmaße, die dieses Unwetter angenommen hat, spiegeln wider, was Naturschutzverbände und die Klimabewegung schon lange aussprechen: Die Städteplanung kann nicht mehr von alten Planungsvoraussetzungen aus dem letzten Jahrhundert ausgehen.

Garagen in Minuten geflutet

"Die neuen Gesetze der Natur und des Klimas müssen endlich ein Umdenken in der Stadtplanung bewirken – auch wenn dies unsere Dortmunder Politiker und Stadtplaner bis jetzt nicht sehen wollten", verweisen die Mitglieder auf den Rüpingsbach, wo innerhalb von zwei Minuten das Wasser an den Garagen so hoch stand, dass es unmöglich war Autos, E-Bikes und Hab und Gut zu retten. Ganze Garagenhöfe waren überflutet. "Dabei war es laut Hochwasserkarte der Stadt Dortmund nicht möglich, dass eine Brücke, wie die am Spörkel, vom reißenden Wasser überflutet wurde", berichtet die Initiative, dass die Feuerwehr nur noch in der Lage war, den Bereich weitläufig zu sperren. Eine Rettung der Wertsachen und Autos aus den Tiefgaragen war nicht mehr möglich gewesen. Der laut Starkregengefahrenkarte als lila verzeichnete Rüpingsbach habe bei etwa 3 Meter über dem Normalstand von 40-50 cm am Ostenberg gelegen. Bis zu einem Meter höher als erwartet.

Kaum Abflussmöglichkeiten

Mit dem Bebauungsplan HOM252 befürchtet die Initiative, dass ein weiterer Brückenbau als Fußgängerbrücke zum neuen Baugebiet die Abflussmöglichkeiten des Baches weiter einschränken und den Rückstau an der Brücke Am Spörkel weiter verstärken wird. "Wer diesem Bau zustimmt, riskiert weitere, noch verheerendere Zerstörungen und riskiert das Leben der Menschen, die versuchen, in solchen Ausnahmesituationen Ihre Keller zu retten," sorgt sich die Initiative. Zum Glück sei diesmal beim Hochwasser kein Mensch zu Schaden gekommen.

Fehleinschätzung auf Starkregenkarte

Die Starkregenkarte weise in Höhe der Rüpingsbach-Bebauung im Bramkampsweg und Am Spörkel keine nennenswerten Wasserstände im Falle des Jahrhunderthochwassers aus. Nur bis zu 30 cm in Grenznähe zu bebauten Grundstücken. Doch auch dies sei eine vollständige Fehleinschätzung der Stadt. "Mit über 50cm über dem erwarteten Stand und Wasser bis in die Erdgeschosswohnung des Hauses 37 mussten die Anwohner umgehen.  Gartenhäuser waren 40 cm hoch geflutet, ein etwa 20 Meter breiter Strom sei von der Pferdeweide bis über den komplett gefluteten Wirtschaftsweg der Emscher Genossenschaft in die Gärten der Häuser geflossen. Am Haus Bramkampsweg 14 konnte ein Höchststand von 85 cm statt angenommener 30 gemessen werden.

Erfahrungen berücksichtigen

Das erlebte Szenario habe mit der Einschätzung des Stadtplanungsamtes nichts zu tun. "Die Starkregenkarte muss neu definiert werden und sie muss Auswirkungen auf eine Bebauungsplanung HOM252 haben", fordert die Initiative. Denn weiteres Oberflächenwasser sei in diesem Bereich zwischen der Brücke Am Spörkel und Menglinghauser Straße im Bereich des Rüpingsbachufers nicht aufnehmbar.

Grundwasser knapp unter Grasnarbe

Und auf einen weiteren Punkt habe man schon 2018 aufmerksam macht: Die Grundwassersituation im Baugebiet hängt direkt mit dem Wasserpegel des Rüpingsbachs zusammen. Neben austretendem Schichtwasser ist das Grundwasser aktuell in den Messpunkten zum Teil nur wenige cm unter der Grasnarbe – bei normalem Wetter. Der Starkregen durchnässte nun die Fläche dermaßen, dass das Grundwasser bis auf die Höhe der Oberfläche des Rüpingsbachs stieg. Die hochstehende Flut drückte mit der gesamten Masse auf das Grundwasser. Dieses stieg nun in allen angrenzenden Kellern – sowohl im Seilbahnweg als auch im Bramkampsweg – mit aller Gewalt durch Wände, Böden und Treppen. Trotz Pumpen war es kaum möglich das aufsteigende Grundwasser schneller aus dem Haus zu pumpen, als es durch Risse im Boden und den Wänden nachlief.

Schmerzhaft und teuer für Anwohner

Zudem wurde Am Spörkel 37 a-b durch die tiefe Lage der Grundstücke das Grundwasser wie aus einer Quelle aus dem Boden gedrückt, so dass es zu Überflutungen auch im Außenbereich über das Oberflächenwasser hinaus entstand (Vgl. auch Darstellung Starkregenkarte Bereich Rüpingsbach).
Im Bramkampsweg konnten schlimmere Schäden nur durch massiv Nachbarschaftshilfe verhindert werden. Erst gegen 2:00 nachts sank der Pegel unter die Sohle der Häuserbodenplatten.

Dies zeigt eindrucksvoll und für die Anwohner gefährlich, schmerzhaft und teuer: Eine weitere Veränderung des Grundwasserspiegels darf nicht geschehen. Jede Bebauung im Baugebiet würde den Druck auf das Grundwasser weiter verstärken und neue Gefahren eröffnen.

"Fazit: Stop der Bebauungsplanung HOM252."

In jedem Fall müssen neben dem Baustopp auch Starkregenkarte und systematische Grundwasser-Kartographien erstellt werden, um sich aufkommende Naturkatastrophen angemessen vorbereiten zu können. Denn erst wer weiß, was geschehen kann, kann auch die richtigen Vorsichtsmaßnahmen treffen, so die Bürgerinitiative „Rettet das Lennhof Biotop“.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-Süd aus Dortmund-Süd

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