Land NRW will Geldhahn zudrehen - Widerstand von der SPD
Ist die ZWAR-Zentrale in Marten noch zu retten?

Landtags-Vizepräsidentin Carina Gödecke sprach sich bei einem Besuch der ZWAR-Zentrale in Marten für die weitere Förderung der Organisation durch das Land NRW aus.  | Foto:  Schmitz
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Großer Empfang im Alten Amtshaus in Marten. Die Landtagsvizepräsidentin Carina Gödecke hatte sich auf Einladung der Landtagsabgeordneten Anja Butschkau zum Besuch angemeldet. Der Theatersaal im Obergeschoss ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Dabei sind Mitglieder des Vorstandes, Vertreter mehrerer Dortmunder ZWAR-Gruppen – die sogenannten Netzwerke – und Mitarbeiter der ZWAR-Zentralstelle.

Es gibt einiges zu besprechen, denn die Nöte sind groß. Ende des Jahres will die Landesregierung die Fördermittel streichen. Das sind rund 600.000 Euro. Und das hieße momentan das Aus für die ZWAR-Zentralstelle. Landesweit rund 240 Netzwerke in über 80 Kommunen mit über 10.000 Menschen, die sich hier engagieren, würden damit die große Klammer, die alles zusammenhält, verlieren.

„Sie haben uns an Ihrer Seite“

Für die beiden Abgeordneten Grund, ihre Solidarität und Hilfsbereitschaft hier vor Ort zu verkünden. „Sie haben uns an Ihrer Seite“, macht Anja Butschkau in ihrem Eingangsstatement direkt deutlich. „Vor einigen Tagen habe ich bereits das ZWAR-Netzwerk in Brünninghausen besucht. Da habe ich von ZWAR ein ganz anderes Bild erhalten als es der Bericht von Sozialminister Karl-Josef Laumann an den Landtag abgibt.“
Der sagt nämlich aus, dass ZWAR-Netzwerke in erster Linie zusammenkommen, um ihre Freizeit zu gestalten. Das sei aber Aufgabe der Kommunen. Daher wäre eine Förderung nicht mehr im Landesinteresse. „Das zeigt mir, dass der Minister unser Konzept nicht verstanden hat“, zeigt sich Friedhelm Sohn, der kommissarische Vorsitzende des Trägervereins ZWAR e.V. verärgert.

Selbstorganisation

Das ZWAR-Konzept, machte Geschäftsführer Marc Bagusch in seinem Vortrag deutlich, beruhe auf Selbstorganisation und Selbstbestimmung und erreiche dadurch eine vereins- und verbandsferne Zielgruppe älterer Menschen, die andere Angebote nicht erreichen würden. Bagusch: „Dadurch ist es auch ein kostengünstiges Instrument zur Quartiersentwicklung, das Menschen unabhängig von Bildungsabschluss und geografischer Lage erreicht.“ Hervorzuheben sei, dass ZWAR-Gruppen sich auch immer wieder zu wichtigen Unterstützungsnetzwerken entwickeln würden. „Hier ist jeder für den anderen da. Man gibt gegenseitig auf sich Acht und fragt nach, was los ist, wenn einer mal fehlt“, Bagusch weiter.

Ansprechpartner 

„Kein Cent der Landesmittel fließt in die Arbeit der ZWAR-Netzwerke. Das Geld ist ausschließlich für den Betrieb der ZWAR-Zentralstelle bestimmt“, entkräftet Friedhelm Sohn das Argument des Sozialministeriums. Dieses unterstütze die Kommunen bei der Gründung von neuen ZWAR-Netzwerken, stehe den Gruppen als Ansprechpartner in organisatorischen Angelegenheiten zur Verfügung, unterstütze die landesweite Vernetzung der ZWAR-Netzwerke und biete Weiterbildungen für die ZWARler an. Außerdem biete die ZWAR-Zentralstelle Kommunen Beratungsleistungen im Bereich der Arbeit mit Senioren an. Sie sei aber nicht an der Planung und Durchführung der Aktivitäten der Gruppen vor Ort beteiligt.
Landtagsvizepräsidentin Carina Gödecke warnte davor, die Fördermittel für ZWAR zu kürzen: „Die Landesregierung hat ihren Schwerpunkt in Richtung Pflege verschoben. Aber Pflege- und Seniorenpolitik darf man nicht gleichsetzen. Wir brauchen beides!“

Öffentlicher Druck

Anja Butschkau zweifelt daran, dass man die Landesregierung allein mit guten Argumenten überzeugen könne. Butschkau: „Das haben wir im letzten Jahr beim Sozialticket gesehen. Hier knickte die Landesregierung erst nach großem öffentlichen Druck ein. Nicht anders wird das bei ZWAR sein.“

Landtags-Vizepräsidentin Carina Gödecke sprach sich bei einem Besuch der ZWAR-Zentrale in Marten für die weitere Förderung der Organisation durch das Land NRW aus.  | Foto:  Schmitz
Anja Butschkau und Carina Gödecke stellten sich der Diskussion mit den ZWAR-Mitarbeitern. | Foto: Schmitz
Autor:

Andreas Meier aus Dortmund-West

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