St. Martin in Dortmund
Mit Palmsonntag beginnen die Ostervorbereitungen

Die Begrüßung durch Pfarrer Robert Geßmann | Foto: Christiane Forthaus
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Mit dem Palmsonntag beginnen die Ostervorbereitungen in den christlichen Kirchen, so auch in St. Martin in Dortmund. Mit den gestern gebastelten Palmstecken wurde an den Einzug von Jesus in Jerusalem erinnert.

Bastelnachmittag in Dortmund-Kley

Die Gemeinde traf sich auf dem Kirchplatz in Dortmund-Kley, wo der Gottesdienst mit der musikalischen Untermalung durch den Posaunenchor begann.

Palmsonntag in St. Martin

Anschließend ging es weiter in die Kirche, wo im Rahmen des Gottesdienste auch die Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu nach Lukas erzählt wurde.

Folgende Gedanken formulierte unser Pastor im Ehrenamt Heinz Otto zum heutigen Tag:

Paulus schreibt an seine Gemeinde in Philippi und zitiert dort ein schon zu seiner Zeit bekanntes Christuslied: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrige sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn über alle erhöht … „Der Held trägt eine Rüstung, der Heilige ist nackt“. Ein Wort, das auf Simone Weil zurückgeht; ein Wort, das herausfordert. Aber was soll das heißen? Heilig und nackt. In der Geschichte von Goliath und David wird Goliath als Held gefeiert, bis an die Zähne bewaffnet, gepanzert – und David, der Hirtenjungem ohne Rüstung, fast nackt. Das Zeichen unseres Glaubens, das Kreuz zeigt Jesus nackt. Wir haben uns so daran gewöhnt, dass uns das kaum noch auffällt. Jesus trägt keine Rüstung, er ist nackt. Das fällt aus dem Rahmen. Der Held kommt hoch zu Ross daher, doch Jesus reitet auf einem Esel in die Stadt Jerusalem ein. Als Jesus auf einem Esel daherkam, dachte und befürchtete so mancher Zeitzeuge: Er wird sich zum Narren machen. Doch ich glaube, dass er bei diesem Auftritt nichts dem Zufall überließ, weder die Wahl des Tieres, die Lokalisierung noch die spätere Rückgabe. Warum aber der Esel? Es war doch klar: Die römische Besatzermacht traute jemandem, der einen Esel ritt, Verhandlungsgeschick auf dem Markt zu, aber mehr auch nicht. Das religiöse Jerusalem vermutete nicht, dass der Messias als Eselstreiber daherkommt. Ja, die gängigen Gottesvorstellungen sind hier zu Ende. Wir Menschen erwarten Gott oft irgendwo weit oben, und er ist doch ganz unten. Gott hat sich mit dem gekreuzigten Jesus ein für allemal identifiziert. Wie heißt es doch im Christuslied: „…er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich…“ Wir nennen Gott „groß“ und suchen ihn in allem, was groß und imponierend ist. Auf dem Gipfel eines Dreitausenders im Urlaub fühlen wir uns ihm nahe, über den Wolken, erhaben über die krabbelnden Ameisen dort unten im Tal. So sehr lassen wir uns bestechen von allem, was groß ist, dass wir vermuten, auch er sei bei denen, die mächtig und groß sind, bei den Reichen und Starken, bei den Helden und Superstars. Wir tun uns schwer, zu verstehen, dass Gott ganz anders ist als wir es erwarten. Ein winziger Embryo ist er im Schoß seiner Mutter Maria, eines Mädchens, das nicht an Abtreibung dachte, sondern Ja sagte zum Leben. Ein wehrloses Kind ist er, auf Heu und auf Stroh, umgeben von Hirten und Tieren. Ein Gott der Kleinen am Rande der Gesellschaft. Ein Flüchtlingskind ist er, damals und auch noch heute, von klein an verfolgt von denen, die über Leichen gehen, damit ihr eigener Thron nicht ins Wanken gerät. Verfolgt von Soldaten, die gehorsam Befehle ausführen. Ein Junge, der mit 12 schon die großen und klugen Leute in Verlegenheit brachte mit seinen Fragen. Ein junger Mann war er, der ohne festen Wohnsitz umherzieht im Land, einfach und anspruchslos in seinem Lebensstil, aber ansteckend in seiner Herzlichkeit. Einer, der ein Auge hat für alles, was klein ist: für das Weizenkorn und die Spatzen, für das Salz und den verlorenen Groschen. Der eine Hand und ein Herz hat für alle, die klein sind, für Arme und Hungrige, für Trauernde und Verfolgte. Einer, der dem Volk nicht auf das Maul schaut, der sagt, was Sache ist, die Sache Gottes nämlich. Ob es den Großen passt oder nicht. Einer der Wenigen, die nicht resignieren vor der Macht der Mächtigen. Die trotz allem glauben an die Kraft der Schwachen, die fest überzeugt sind, das den Friedensstiftern die Zukunft gehört, den Liebenden und allen Menschen guten Willens, gerade auch angesichts der derzeitigen beängstigenden Situation des Krieges in der Ukraine. Einer derjenigen, die den Glaube an den Frieden und die Liebe der Menschen nicht verloren hat. So möchte ich nun zum Schluss einstimmen in ein Gebet: Guter und barmherziger Gott, unscheinbar und klar war das Zeichen das Jesus, dein Sohn, unser Bruder, gesetzt hat am letzten Abend, was mit dem Einzug in Jerusalem auf einem Esel begann und beim Abendmahl von ihm fortgesetzt wurde: Was ist ein Bissen Brot – bei so viel Hunger! Was ist ein Schluck Wein – bei so viel Kälte! Was sind ein Dutzend Freunde – in solch einer Welt! Wirklich – es ist ein Geheimnis des Glaubens. So verborgen und klein. Doch so wächst deine neue Welt. Amen.

Nach dem schönen und stimmungsvollen Gottesdienst ging es dann zum Kirchenkaffee.
Am Gründonnerstag steuert die Heilige Woche auf den nächsten Höhepunkt zu: der Gottesdienst zum Letzten Abendmahl

Messe vom Letzten Abendmahl
Autor:

Alt-Katholische Gemeinde St. Martin Dortmund aus Dortmund

Kleyer Weg 89, 44149 Dortmund
+49 176 55512348
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