Organspende: Experten informieren – großer Patiententag am 25. September in Düsseldorf

Rund 108.000 Organe wurden laut Deutscher Stiftung für Organtransplantation seit 1963 in Deutschland transplantiert und viele Leben gerettet. Noch fünf Jahre nach der Transplantation freuen sich rund 70 Prozent der Empfänger über ihr „zweites“ Leben. | Foto: DSO/J. Rey
  • Rund 108.000 Organe wurden laut Deutscher Stiftung für Organtransplantation seit 1963 in Deutschland transplantiert und viele Leben gerettet. Noch fünf Jahre nach der Transplantation freuen sich rund 70 Prozent der Empfänger über ihr „zweites“ Leben.
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12.000 Patienten warten bundesweit auf eine Organtransplantation. 1000 sterben jährlich, weil für sie kein Spendeorgan gefunden wurde. Organspende rettet Leben, doch die Entnahme von Organen ist für viele mit Ängsten behaftet. Am Dienstag, 25. September, informieren Experten bei der KV Nordrhein rund um das Thema Organspende.

Allein in Nordrhein-Westfalen warten derzeit 3.900 Menschen auf ein lebensrettendes Spendeorgan. „Lungenfibrose, Mukoviszidose oder COPD: Dies sind die drei häufigsten Erkrankungen, die Menschen zu Patienten machen, die auf ein Spendeorgan angewiesen sind“, erklärt Pneumologe Dr. Marc Spielmanns. „Und an Organen mangelt es.“

Beispiel Lunge: Im vergangenen Jahr standen 435 Menschen in Deutschland auf der Warteliste, nur 337 erhielten eine Spenderlunge. Auch bei Herz, Leber und Niere herrscht akuter Mangel. Laut Deutscher Stiftung Organtransplantation schenkt ein Organspender im Durchschnitt bis zu drei schwerkranken Menschen die Chance auf ein neues Leben. Bis zu sieben Menschen können durch Herz, Lunge, Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm überleben.

Für die Vergabe von Spenderorganen ist Eurotransplant im niederländischen Leiden zuständig. Der Stiftung sind neben Deutschland auch die Benelux-Länder, Österreich, Kroatien und Slowenien angeschlossen, um mit einer gemeinsamen Liste von Patienten, die auf ein Organ warten, die möglichst beste Vergabe zu gewährleisten. Computergesteuert wird nach sorgfältig festgelegten medizinischen Kriterien der passende Empfänger ermittelt.
Auch wenn laut Umfragen die generelle Bereitschaft zu spenden sehr hoch ist, haben doch nur 25 Prozent der Deutschen einen Organspendeausweis ausgefüllt. „Wenn es konkret wird, bekommen es die meisten Menschen schlichtweg mit der Angst zu tun. Das ist verständlich, denn mit dem Thema Organspende ist auch das Nachdenken über den eigenen Tod verbunden“, erklärt Dr. Peter Potthoff, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). Aus diesem Grund legen auch prinzipiell Spendewillige den Organspendeausweis unausgefüllt wieder beiseite. „Und genau hier müssen wir Ärzte ansetzen. Das Thema müsste regelmäßig im Arzt-Patientengespräch aufgegriffen werden“, so Potthoff. Der Arzt, der den Patienten gut kennt, kann ihn am besten informieren. Auch die Sichtbarkeit spielt eine große Rolle: Organspendeausweise sollten in der Praxis für alle sichtbar gemacht werden, sagt Potthoff. „So haben die Patienten die Möglichkeit, sich bereits im Wartezimmer damit zu beschäftigen.“

Die Öffentlichkeit hat sich mit dem Thema zuletzt sehr intensiv beschäftigt – leider nicht mit positiven Schlagzeilen. Denn der Transplantationsskandal hat das Vertrauen der Menschen in die gerechte Vergabe von Spenderorganen erschüttert. Die Fragen lauten: Werden Privatpatienten bevorzugt? Wie kann ich noch sicher sein, dass Organe gerecht vergeben werden? Warum sollte ich nach den Vorfällen in Regensburg und Göttingen noch in das System der Organspende vertrauen?

Um Vertrauen zurückzugewinnen, haben Politik und Ärzteschaft schnell reagiert. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weist darauf hin, dass mit dem geänderten Transplantationsgesetz, das am 1. August in Kraft getreten ist, die bereits bestehenden Kontrollmechanismen bei der Vermittlung von Organen verbessert und transparenter gestaltet werden. Ziel ist es, durch ein überprüfbares System der Organvergabe vergleichbare Fälle wie in Göttingen und Regensburg künftig auszuschließen.

„Wer sich für eine Organspende entscheidet, rettet Leben“, erklärte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens beim 30. Tag der Organspende, der seit 1982 jährlich am ersten Samstag im Juni stattfindet. Das Thema gehe alle Menschen an, denn „schließlich kann jeder in die Situation kommen, ein Spendeorgan zu benötigen.“

Die Politik setzt auf Aufklärung und gezielte Abfrage der Spendenbereitschaft. Künftig sollen alle Versicherten der privaten und gesetzlichen Krankenkassen über 16 Jahre alle zwei Jahre Informationen über Organtransplantationen und einen Spenderausweis erhalten. Auf dem Ausweis kann der Versicherte seine Entscheidung dokumentieren. Ab 2014 kann dafür auch die elektronische Versichertenkarte in Frage kommen.

Hinsichtlich der Neuregelungen zur Organspende stellte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr klar: „Wir wollen keinen Zwang ausüben, aber wir wollen überzeugen, dass es sich lohnt und dass es wichtig ist, sich mit der Frage der Organspende auseinanderzusetzen.“ Seit vielen Jahren besitze er einen Organspendeausweis und trage ihn auch immer bei sich. „Der Versicherte bleibt Herr seiner Daten. Die Krankenkassen werden den Grundsatz der Freiwilligkeit der Entscheidung eines jeden Versicherten berücksichtigen. Dies schließt auch die Ergebnisoffenheit der Aufklärung mit ein und berücksichtigt auch Fragen beim Zusammentreffen von Organspendeerklärung und Patientenverfügung.“

Es gilt also, viele Fragen zu beantworten – genau dies möchte die KVNO, bei der das Thema Organspende einen hohen Stellenwert genießt, mit Hilfe namhafter Experten tun. „Wir wollen unsere Mitglieder, aber auch Patienten gezielt und umfassend informieren“, sagt Dr. Peter Potthoff.

Aus diesem Grund lädt die KVNO am Dienstag, 25. September, ins Haus der Ärzteschaft an der Tersteegenstraße 9 in Golzheim ein. Zwischen 18 und 20 Uhr stehen hier Experten und Betroffene Rede und Antwort. Neben Fachvorträgen gibt es Informationsstände von Organisationen aus dem Bereich Organspende und Transplantation, die Aufklärungsarbeit leisten.

So wird Sören Melsa, Facharzt für Chirurgie und Koordinator, Deutsche Stiftung für Organtransplantation, zum Thema „Organspende und das neue Transplantationsgesetz: Was ändert sich, was bleibt gleich?“ referieren. Danach informiert Dr. Andreas Bertels, Facharzt für Neurochirurgie, über das Thema „Am Ende des Lebens – medizinische und ethische Aspekte des Hirntods“. „Leben nach Herztransplantation – ein Erfahrungsbericht“ lautet der Vortrag von Hans-J. Schmolke, der als Betroffener berichtet. In seiner Brust schlägt ein neues Herz. Frank Naundorf von der KVNO führt durch die Veranstaltung. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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Autor:

Kirstin von Schlabrendorf-Engelbracht aus Düsseldorf

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