Pflege-Not als Geschäft

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Pflege-Wohngemeinschaften boomen. Allein in Oberhausen gibt es mittlerweile mehr als 70 Anbieter. Bieten diese Wohnformen wirklich Antworten auf den Wunsch nach einem möglichst selbstbestimmten Leben bis ins hohe Alter?

Sie versprechen Häuslichkeit und professionelle Versorgung in einem. Pflege-WGs sind vermeintlich unbürokratischer und preiswerter als Heime. Mit dieser Problematik befasste sich, die bereits im März ausgebuchte BIVA-Jahrestagung am 24.4.18 in Berlin „Pflege-WG´s zwischen Selbstbestimmtheit, Schutz und Kontrolle“.

Die Referenten beleuchteten das Thema aus unterschiedlicher Sicht. Zum Schluss zeigte die Vertreterin des AOK Bundesverbandes auf, Pflegewohngemeinschaften sind nicht preiswerter als stationäre Einrichtungen. Wenn der Gesetzgeber nicht kurzfristig klare Vorgaben erarbeitet, muss der Pflegekassenbeitrag erheblich steigen. Die von Gesundheitsminister Spahn angekündigten Einsparungen des Krankenkassenbeitrages reichen zur Kompensation der 2017 geschätzten 3.100 Pflegewohngemeinschaften nicht aus. Die zum Abschluss eingeladenen Bundes-PolitikerInnen versprachen sich in die Materie einzuarbeiten. Nicht das Geld, das Wohl der Menschen muss uns interessieren. VertreterInnen der Regierungskoalitionen ließen sich entschuldigen.

Ein weiteres drängendes Problem darf nicht vergessen werden, die Unsicherheit der Pflegehilfen bzw. Haushaltshilfen aus Osteuropa. Sind die Arbeitsverhältnisse legal oder illegal? Geschätzt in mindestens 13 Prozent der 2.327.799 Haushalte mit Pflegebedürftigen in Deutschland leben Betreuungspersonen in häuslicher Gemeinschaft mit den von ihnen versorgten Menschen. Erfahrungen fehlen.

Die notwendige Planung in der Altenhilfe obliegt nach dem Gesetz der Kommune. Ohne Planung und Steuerung wird der Sozialhaushalt der Stadt explodieren. Will Landesgesundheitsminister Laumann diese kommunale Steuerungsmöglichkeit zur vordergründigen Entlastung der Verwaltung, zum Wohle des freien Marktes wirklich abschaffen.

Wer interessiert sich schon für Pflegebedürftige, deren Angehörige oder Senioren. Im Vergleich des Bruttosozialproduktes wird in Deutschland das Wenigste aufgewendet. Werden und können An- und Zugehörige auf Dauer ruhig weiter leiden?

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Anteil der über 65-Jährigen und Pflegeausgaben im Vergleich zum Bruttosozialprodukt | Foto: entnommen Bundesgesundheitsministerium 20.10.2017
Autor:

Siegfried Räbiger aus Oberhausen

Webseite von Siegfried Räbiger
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