Der Tag der Bombe

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Es war um 11.35 Uhr als die ersten Lautsprecherwagen des Ordnungsamtes die gut 20.000 Bewohner der 1000 Meter Sicherheitszone, nachdem zuvor am 24. udn 25. März Handzettel verteilt worden waren, auf die bevorstehende Entschärfung der amerikanischen 10 Zentner Bombe mit Aufschlagzünder an der Friedenstraße im Dellviertel aufmerksam machten und zum luftschutzmässigen Verhalten aufriefen.

In dieser Zone liegen zwei Krankenhäuser, die Verwaltung der GEBAG, das Jobcenter Duisburg, mehrere städtische Dienststellen und Ämter, sechs Seniorenheime, zwei Asylbewerberheime, sieben Schulen und fünf Kindergärten. Die Menschen in der Sicherheitszone mussten in ihren Wohnungen bleiben und sich "zivilschutzmässig" verhalten.

Die Evakuierungszone bis 500 Meter um den Fundort wurde seit den Morgenstunden systematisch geräumt. Hier waren neben gut 5.000 Einwohnern zwei Schulen, vier Kindergärten, zwei Alten- und Seniorenheime, das Polizeipräsidium (alleine hier mussten 300 Beamte evakuiert werden!), die Handwerkskammer, die Landeszentralbank und diverse Gewerbebetriebe betroffen. Diese musste bis 13 Uhr verlassen werden.

Auf dem Weg zur Innenstadt traf man auch Zeitzeugen, die die Luftangriffe auf Duisburg erlebt haben, und eigentlich sehr gelassen mit dem Fund umgingen. Ein Herr, Jg. 1935 auf der fast menschenleeren Musfeldstraße: "Wir hatten am 14. Oktober 1944 bei uns in Wanheimerort eine Luftmine zwischen den Möbeln liegen! - Die wurde einfach so da rausgezogen!"

Aber man traf auch Menschen, die besorgt fragten: "Wer bezahlt eigentlich, wenn mal eine solche Bombe hochgeht!"

Die Schulen hatten an diesem Morgen frei oder ab 12 Uhr Schulschluss. Die Hotels "CONTI" und "ferrotel" in der Evakuierungszone mussten ebenfalls ihre Gebäude verlassen. Das Hotel PLAZA war jedoch nicht betroffen.

Sehr nett war auch die Geste der GALERIA Kaufhof. Johanna Groeneweg de Kroon, die Geschäftsführerin des Hauses liess per Lautsprecher alle Kunden, die das Haus während der Bergungsarbeiten nicht verlassen konnten, zu Kaffee und Kuchen in das Restaurant einladen. Sie kümmerte sich persönlich und gemeinsam mit Wilfried Schmitz, Leiter des Betriebsrates, um ihre Kunden.

Den Evakuierten stand in der Zeit ab 11 Uhr die Pausenhalle der Gesamtschule Duisburg Mitte an der Falkstraße zur Verfügung. Betreut und verpflegt wurden diese durch Hilfskräfte des DRK Duisburg. Den Fahrdienst für die 33 gehbehinderten Menschen aus der Evakuierungszone hatten zudem Malteser und Johanniter übernommen.

Pünktlich ab 13 Uhr wurden keine Personen mehr in den inneren und äußeren Absperrkreis hineingelassen. Die A 59 wurdeab 13.30 Uhr in Fahrtrichtung Düsseldorf ab dem Autobahnkreuz Duisburg und in Gegenrichtung ab dem Autobahnkreuz Süd gesperrt. Auf der A 40 wurden ebenfalls die Abfahrten Hochfeld und Hafen geschlossen.

14 Bus- und 2 Straßenbahnlinien der DVG waren betroffen. Aushänge an den Haltestellen, Infos und Durchsagen sorgten hier für eine problemlose Abwicklung. Nach Auskunft der DVG vor Ort wurde auch ehemaliges Fahrpersonal aus dem Bereich der Verwaltung für den reibungslosen Ablauf auf den Schienenersatzverkehr und die zur Evakuierung eingesetzten Einsatzwagen gesetzt.

30 Mitarbeiter interner Dienststellen und externer Behörden, wie Polizei oder DVG waren im Einsatz sowie 65 weitere bei der Verteilugn der Flugblätter. 120 städtische Mitarbeiter sowie ca. 30 der Polizei zeichneten für die Verkehrsabsperrungen und die Lautsprecherdurchsagen verantwortlich!

Um 14:33 Uhr gab der Kampfmittelräumdienst Entwarnung und alle Einschränkungen wurden aufgehoben.

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

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