Für die Senioren da sein

Initiatoren, Seniorengesellschafter und betreute Senioren stellten sich zu einem Gruppenfoto auf. Foto: Jörg Terbrüggen
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Emmerich. Es sind oftmals die ganz banalen Dinge im Alltag, die älteren Menschen schwer fallen. Seien es Behördengänge oder ein simpler Einkauf auf dem Wochenmarkt. Eine helfende Hand täte hier oftmals gut. Doch woher nehmen, wenn der Partner verstorben und die Kinder nicht greifbar sind?

Der demografische Wandel ist längst kein Schlagwort mehr, er hat die Menschen mittlerweile von Jahr zu Jahr immer mehr im Griff. Viele der Älteren vereinsamen und haben eine große Hemmschwelle, sich anderen anzuvertrauen. Doch gerade diese Hemmschwelle gilt es zu überwinden, denn Hilfe in Alltagssituationen – gleich welcher Art – ist tatsächlich in Sicht. Denn das Haus der Familie hat gemeinsam mit dem Arbeitskreis Rat und Tat der Emmericher Seniorenvertretung ein Projekt angestoßen, das bereits erste Erfolge vorweisen kann. „Wir hatten 20 Anfragen von älteren Menschen vorliegen, die mittlerweile dank der Seniorengesellschafter abgearbeitet wurden“, freute sich Manfred Lesaar vom Haus der Familie.
Die Familienbildungsstätte hatte einen Kurs Seniorengesellschafter ins Leben gerufen, an dem sich zehn Frauen beteiligten. Sieben blieben schließlich auch nach dem Kurs bei der Stange, doch aufgrund privater Veränderungen sind zurzeit nur noch vier aktiv dabei. „Das Projekt war eigentlich als Test gedacht“, so Manfred Lesaar. Doch das Ziel, den Bedarf zu erkundschaften, ist längst erreicht. „Daher überlegen wir auch im Frühjahr nächsten Jahres einen weiteren Kurs anzubieten“, meinte Lesaar weiter. Hierfür würde man sich vor allem über männliche Teilnehmer freuen. Haben sie doch letztendlich einen besseren Draht zu den möglichen männlichen Senioren. „Wir müssen weiter am Ball bleiben, damit das Projekt nicht einschläft.
„Die Menschen müssen mutig sein und die Hemmschwelle überwinden“, erklärte Leonie Pawlak von der Seniorenvertretung. Das gilt auch für den Arbeitskreis Rat und Tat, der montags von 10 bis 12 Uhr im infoCenter zur Verfügung steht. „Wer nicht kommt, dem kann auch nicht geholfen werden“, so Pawlak. Angelika Thüß ist übrigens eine der Seniorengesellschafterinnen. „Ich bin voll berufstätig, aber nicht mehr jeden Tag unterwegs. Ich wollte auch etwas Ablenkung haben. Ich sah, wie es meiner Mutter gegangen ist und habe mir überlegt, wie es mir einmal gehen könnte.“ So fasste sie den Entschluss, älteren Menschen ihre Hilfe anzubieten.
Ulla Thielert ist blind und war daher auf Hilfe angewiesen. „Zum Beispiel beim Einkauf auf dem Markt. Ich kann ja nicht sehen, ob die Sachen frisch sind, ob es Äpfel oder Birnen sind. So gehen wir gemeinsam zum Markt.“ Aber das soll noch längst nicht alles sein. Die 73-Jährige würde sich freuen, wenn ihr Angelika Thüß bei der Aktualisierung ihrer Telefonnummern im Telefon helfen würde. Außerdem müsste die riesige Büchersammlung einmal aussortiert werden. „Aber erst im Winter, im Sommer gehen wir ruas“, schmunzelte sie. Auch Franziska de Moll hat den Kurs besucht. Über ihre Hilfe freut sich die 94-jährige Mathilde Küster. Sie kann schlecht sehen und nicht mehr so gut hören. „Ich bin überglücklich, seit Frau de Moll kommt. Wir haben schon viel miteinander gelacht. Das passt zu mir, denn ich bin eine Frohnatur. Sie ist sehr verständnisvoll und hilfsbereit.“
Für Manfred Lesaar ist der Seniorengesellschafter eine echte Bedarfslücke. „In Deutschland ist das noch relativ wenig verbreitet. In Österreich ist das ganz anders.“ Wer also Bedarf hat, der kann sich beim Arbeitskreis Rat und Tat unter der Rufnummer 0 28 22/93 10 18 melden. „Wer sich für einen neuen Kurs Seniorengesellschafter interessiert, der kann sich im Haus der Familie auf eine Warteliste eintragen lassen“, bemerkte Manfred Lesaar.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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