Ein Meister der Töne

Er ist erst 30 Jahre alt, hat schon Musikgeschichte(n) geschrieben und sein künstlerischer Lebenslauf ist abendfüllend. Doch das merkt man Dr. Raphael Thöne nicht an. Denn der von seinem Naturell eher zurückhaltende junge Mann arbeitet nach eigenem Bekunden gerne im Hintergrund. Einzig in seiner Funktion als Dirigent des Schönebecker Jugendblasorchesters und der Rheinhold Brass Band steht er dann auch mal vor Publikum. „Aber da konzentriere ich mich voll auf meine Musiker“, versichert er. Neben der momentanen Dirigentschaft des SJB, die er für ein Jahr von seinen Kollegen Martin Asmacher übernommen hat- dieser befindet sich in einem Sabathjahr - ist Raphael Thöne Komponist, Arrangeur, Orchestrator und lehrt an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover als Dozent für Musiktheorie.
So pendelt er nicht nur von seinem Heimatort Moers nach Borbeck und Hannover. Seit letztem Jahr fährt Raphael Thöne in Sachen Musik auch noch nach Berlin. Denn bei der Audicion für die Essener Mammutshow „Al Passionata“ fungierte der Musiker als Probenpianist. „Man muss zum Teil völlig unbekannte Stücke direkt vom Blatt spielen. Das konnte ich schon immer gut“, erklärt Raphael Thöne. Sechs Stunden lang begleitete er dort Sänger beim Vorsingen und fiel dem in der Jury sitzenden Christian Neuhäuser mit seiner genauen und engagierten Spielweise auf. So kamen die beiden Komponisten zusammen und auf Projekte wie die Großveranstaltung des ZDF zu „20 Jahre Mauerfall“ ist selbst der bescheidene Thöne stolz. „Ich kann mich noch gut an den Tag des Mauerfalls erinnern und es war schon eine besondere Ehre für mich, an der musikalischen Gestaltung der Feierlichkeiten mitwirken zu dürfen.“ Raphael Thöne findet es sehr spannend, kreativ im Hintergrund zu bleiben, „aber zu wissen, dass ohne mich nichts geht.“ Das habe er bei der Übertragung im Fernsehen genauso empfunden wie hinter der Bühne etwa bei der Eröffnung des Nationalmuseums in Bahrain vor 80.000 Menschen samt Herrscher und Hofstaat. Und was hat ihn dazu getrieben Komponist zu werden? „Damit habe ich schon mit 13 Jahren begonnen und mein Wunsch als Komponist ist, die Menschen mit meiner Musik zu berühren.“
Das gehe zum Beispiel sehr intensiv mit Filmmusik - seiner Meinung nach „die Klassik in 200 Jahren“ und einer seiner musikalischen Schwerpunkte. Vorbilder sind da etwa Hans Zimmer, er komponiert die Musik zum Film „König der Löwen“ oder Malcolm Arnold, der „leider nur für seinen River Kwai Marsch bekannt wurde“. Gegen Kommerzialität in der Musik habe er nichts. „Aber sie muss auf einem hohen Niveau sein“, unterstreicht der 30-Jährige. Dieter Bohlen sei „als Komponist mehr Produzent und nah am Markt“. Dass heute 14-jährige Mädchen in ein Klassikkonzert gehen, weil der Geiger aussieht wie David Garret, findet er nicht unbedingt schlecht. Durch die Übernahme der Dirigentschaft des SJB hat er wieder neue Erfahrungen gesammelt. „Wenn man junge Menschen musikalisch ausbildet, heißt das zwangsläufig auch den Menschen bilden.“ Als Dirigent und Arrangeur wisse er zwar genau, wo er musikalisch hin wolle. Aber durch die Arbeit mit den jungen Musikern und deren Feedback habe sich etwa seine Dirigiertechnik geändert. Er benutze zwar immer noch klare Gesten und Handbewegungen, „aber ich muss nicht mehr alles ausdirigieren“. Tja auch als Meister der Töne lernt man anscheinend nie aus - zumindest Raphael Thöne nicht.

Autor:

Patricia Koenig-Stach aus Essen-Borbeck

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