Kleine Eleven mit großer Disziplin

Einmal als gefeierte Primaballerina auf der Bühne stehen - diesen Traum träumen viele kleine Mädchen am Anfang ihrer klassischen Tanzausbildung. Uta Witt hat nicht nur geträumt, sie hat ihren Traum gelebt. Auf den Bühnen in Berlin und Leipzig hat sie getanzt, anschließend als Tanzpädagogin ihr Wissen an den Nachwuchs weitergegeben. Seit 1989 leitet Uta Witt, die die Ausbildung der Baganova Academy of Russia Ballet absolviert hat und auch lehrt, ein Ballettstudio in Borbeck. Neben dem Klassischen Ballett werden dort Kindertanz, Jazz-Dance, Hip Hop und auch Stepptanz unterrichtet.
Den größten Teil des Unterrichtes macht Uta Witt selbst und das mit großer Leidenschaft. Eine Leistung, die Respekt verdient. Denn 2007 erkrankte Witt schwer. Bis heute ist ihre Beweglichkeit eingeschränkt. „Dass ich jedoch nicht mehr unterrichten könnte, daran habe ich keinen Augenblick gedacht“, erinnert sie sich an die erste Zeit in der Reha. „Tanzen Sie einfach in Gedanken weiter“ - den Rat ihrer Physiotherapeutin befolgt die Tanzpädagogin bis heute.
Durch Disziplin und regelmäßiges Training ist sie wieder in der Lage, ihren Schülerinnen einfache Dinge auch wieder selbst vorzumachen. „Eine Hauptrolle zu tanzen, so wie ich das bei unserer Nußknacker-Aufführung noch getan habe, das wird aber wohl nicht mehr möglich sein. Doch auf die Beine komme ich wieder“, ist sich Uta Witt sicher. Was mit den Füßen noch schwer fällt, bringt die Tanzpädagogin mit Worten und Händen rüber. „Sie macht das mit ihrer Genialität wett, was sie den Kindern noch nicht selbst wieder zeigen kann“, bringt es einer der Ballettmütter auf den Punkt. Am Nachmittag kommen Kim, Nele, Sina, Pauline und die anderen Mädels der 4. Ausbildungsklasse zum Training in das Studio an der Marktstraße. Die 9- und 10-jährigen Nachwuchstänzerinnen sind voll konzentriert. Derzeit stehen ihre Trainingsstunden ganz im Zeichen der Vorbereitung auf den 30. Oktober. Dann nämlich werden 25 Schülerinnen der Borbecker Ballettgruppe im Clubhaus Gesellschaft Verein Hohenzollernstraße anlässlich einer Buchvorstellung eine rund 30minütige Kostprobe ihres tänzerischen Könnens liefern.
Ab 18 Uhr dreht sich an diesem Abend dort alles um das Thema Tanz. Das vorgestellte Buch mit dem Titel „Die Tänzerin“ liefert zugleich auch die Grundlage für die Choreografien der Aufführung. Die stammen allesamt von Uta Witt. „Allerdings entwickeln wir diese im Unterricht weiter.“ Auch die Mädchen der Ausbildungsklasse 4, die am 30. Oktober eine Tarantella tanzen werden, haben sich eifrig mit eingebracht. Die Hauptrollen der Ines und Gwendolin tanzen Jennifer Meuken (22) und Julia Friedländer (13). Kostümprobe, Generalprobe - die nächsten Wochen sind für Solisten und die anderen Tänzerinnen terminlich ganz schön eng. Uta Witt ist Perfektionistin. Immer wieder korrigiert sie Haltung und Schritte bei ihren Schülerinnen. „Ich kann nicht, das gibt es nicht. Für mich gilt nur eines: ich kann das noch nicht.“
Unter dieser Devise führt sie ihre Schülerinnen zum Erfolg. Das Ballettstudio gehört zu den anerkannten berufsvorbereitenden Schulen. Musicalstar Florence Kasumba, die durch ihre Titelrolle im Musical „Aida“ bekannt geworden ist, lernte bei Uta Witt in Borbeck ihre ersten Tanzschritte. Das war Ende der 80er Jahre. Alle Bilder sind von Winfried Winkler