„Vergiss mein nicht“ im Essener Filmkunsttheater

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David Sieveking: Mit dem Film habe ich etwas Lebendiges geschaffen, weil Gretel jetzt für immer bei uns ist

Am Sonntag 3. Februar, 15 Uhr, stellte Dokumentarfilmer David Sieveking sein sehr persönliches Filmprojekt im ältesten Essener Kino – Filmstudio Glückauf (von 1924- inzwischen mit Bürgerspenden und öffentlichen Mitteln sorgfältig restauriert) dem Publikum vor, mit anschließendem Publikumsgespräch.

Vergiss mein nicht – Ein Film über das Leben und nicht über den Schmerz

David Seveking: „Der Film ist eine Liebesgeschichte über meine Familie. Die Beziehung zu meinen Eltern hat sich gewandelt und dafür bin ich dankbar.“

Im Mittelpunkt des Films steht seine Mutter Gretel, die an fortschreitenderr Demenz leidet. Um seinen Vater zu entlasten, zieht David für drei Monate wieder bei seinen Eltern ein, um seine Mutter zu pflegen und das dokumentarisch auch festzuhalten. So ist er für eine Weile plötzlich Sohn, Betreuer und Dokumentarfilmer in einer Person, begleitet die Pflege und das Leben seiner Mutter mit der Kamera. „Aus der Tragödie meiner dementen Mutter ist kein Krankheits- sondern ein Liebesfilm entstanden, der mit melancholischer Heiterkeit erfüllt ist“, sagt Sieveking über seinen Film, der für ihn auch eine Liebeserklärung an das Leben und die Familie geworden ist – eine Reise in die Vergangenheit seiner Eltern, Schlüssel der eigenen Geschichte die er auch in seinem Buch dokumentiert hat.

Kommentar

Tief geprägt von dem Verlust des Erinnerungsvermögens seiner Mutter, liefert David Sieveking ein sehr persönliches Filmprojekt ab und zwar ganz ohne Gefühlsduselei. Besonders aufgewühlt hat mich der Dialog zwischen Mutter und Sohn in der Wohnung der Eltern. Sie: „Hier war ich noch nie.“ Er: Aber Du bist doch hier zu Hause.“David Sieveking: „Bei dem Film treten mir immer die Tränen in die Augen.“ Kurios war, und das nicht nur für mich, dass David und seine Schwester und deren zwei Söhne ihre Mutter/Oma generell mit „Gretel“ ansprachen. Ein Besucher sprach David Sieveking darauf an. Die Erklärung war ganz einfach: Die Eltern gehörten der 68er Generation an. Man erinnert sich: Damals existierte zwischen Eltern und Kindern ein partnerschaftliches Verhältnis, was zur Folge hatte, dass man sich generell mit Vornamen ansprach. „Wir waren eine offene Familie. Das Wort Mama oder Mutter ist meiner Schwester und mir nie über die Lippen gekommen", erklärte David Sieveking. Beim anschließenden Publikumsgespräch gab es für den Dokumentarfilmer viel Lob vom Publikum. Eine Zuschauerin stellvertretend für viele: „Ich möchte mich bedanken für den Film. Mich hat die Geschichte Ihrer Familie sehr betroffen gemacht und ich habe Angst, dass das auch in unserer Familie passieren könnte.“ Der Film ist nicht primär ein Demenz-Film. Das wird den Erfolg des Films machen. Er wird demnächst auch in der Schweiz gezeigt, so David Sieveking.

Ich danke David Sieveking für das ganz persönliche Foto, dass ich von ihm machen durfte.

Autor:

Ursula Hickmann aus Essen-Süd

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