ALZHEIMER-Der Tag heute

Heute besuchte ich mal wieder einen ganz nahen Angehörigen von mir..der vor 3Jahren an Alzheimer erkrankte..Seine Frau und er sind seit 50Jahren verheiratet.Sie betreut ihn zu Hause..zweimal am Tag kommt auch die Pflege vorbei..Es ist schon arg mit anzusehen..wie es mit seiner Erkrankung voranschreitet..und es tut mir weh..Doch heute war ich so froh..als er lachend am Fenster stand und mich wohl schon von Weitenm entdeckt hatte..Sein strahlendes Lachen als ich die Wohnung betrat..das Küßchen auf meine Wange..schön zu merken das er mich erkannte..Seine Frau hatte liebevoll das Frühstück für uns alle vorbereitet..ich schmierte ihm das Brötchen..und reichte ihm dem Kaffee an..Essen und trinken funktioniert momentan noch unter Anleitung..zwischendurch legte er gedankenverloren das Brötchen ab..und vergass warum wir am Tisch saßen..Ich reichte ihm den Kaffee und dann gings weiter..Bissen für Bissen..das Brötchen war geschafft..Auf die Frage..möchtest Du noch mehr..kam ein Jaaaa..Schnell war mir klar..das er beim nächsten Brötchen wieder jaaaa sagte..Die Entscheidung wann genug ist ob er noch Durst hat oder Hunger..muß seine Frau fällen..Er saß unter dem geöffneten Fenster..ein leichter Wind wehte hinein..Als ich seine Hand berührte merkte ich das sie ziemlich kalt war..schnell wurde das Fenster geschlossen..Ob er friert..auch das kann er nicht beantworten.. Nach dem Essen haben wir uns auf einen kleinen Spaziergang aufgemacht..Mit meinen kleinen Hund und ihrem ziemlich alten Jack Russel..Wir Alle haben den Spaziergang bei Sonnenschein genossen..Er ging immer ein Stückchen vor..Wollte ab und an woanders abbiegen..Doch seine Frau nahm ihn dann an den Arm und zog ihn in die richtige Richtung..Den Weg nach Hause hätte er nicht gefunden..So..wie an dem Tag vor 3 Monaten..Zweimal die Woche besucht er eine Tagespflegeeinrichtung..Dort war er plötzlich nach dem Mittagessen verschwunden...In Pantoffeln und nur im dünnen Pullover..Niemand hatte ihn gesehen..Seine Frau..und die Polizei wurden informiert..Tag und Nacht suchte man ihn....Am darauffolgenden Tag hat man ihn etwa 20 km von daheim auf einer Bank gefunden..Unversehrt..aber unterkühlt..Nach einem Tag im Krankenhaus konnte er nach Hause entlassen werden...
So gibt es gute und schlechte Tage..Seine Frau pflegt ihn..solange sie es vermag zu Hause..Sie weiß ganz genau..was auf sie Beide zukommt..Denn sie hatte seine Mutter 25 Jahre als Schwerstpflegefall zu Hause gepflegt...Nach dem Tod hatte die Beide genau 10 Jahre um ihre Träume zu Leben..Urlaube..Fahrradtouren..Geselligkeit...Doch dann schlug das Schicksal erneut so grausam zu..Ich frage mich wie lange sie das Alles noch körperlich schafft...Wir haben über vieles geredet heute..Und ich hatte manchmal den Eindruck..das er manchmal etwas verstand....Heute war ein guter Tag...Am Sonntag wird er 74...Wie lange wird er noch in dieser Halbwelt zwischen Verstehen und Leere verweilen...Wann wird er endgültig dorthin gehen..wo ihn nichts mehr erreicht...
Ich weiß es nicht..die Ärzte wissen es nicht..Und er..er pfiff vorhin fröhlich im Takt der Musik...Suggar Baby love von den Rubbetts..Genau im Takt...fröhlich wippend..
Wie gesagt..heute war ein GUTER TAG...ich gehe gedankenverloren Heim...
Bis bald..er hat mich gedrückt und mir ein Küßchen auf die Wange gegeben...Ich komme bald wieder..er lächelte und hatte verstanden..

Autor:

Sabine Hegemann aus Essen-Steele

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