Premiere: Lucrezia Borgia am Aalto-Theater
Belcanto unter Erschwernissen

Die Oper Lucrezia Borgia feierte am Aalto-Theater Premiere: Tobias Greenhalgh (Gubetta), Marta Torbidoni (Donna Lucrezia Borgia), Statisterie. | Foto: Bettina Stöß
  • Die Oper Lucrezia Borgia feierte am Aalto-Theater Premiere: Tobias Greenhalgh (Gubetta), Marta Torbidoni (Donna Lucrezia Borgia), Statisterie.
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Unter ganz besonderen Bedingungen ging die zweite Opernpremiere der aktuellen Spielzeit am Aalto-Theater über die Bühne. Denn: Eine ganze Reihe von Darstellerinnen und Darstellern fiel krankheitsbedingt aus und musste kurzfristig ersetzt werden. Eine Herausforderung für die neue Intendantin Dr. Merle Fahrholz und ihr Team.

Was wenige Tage zuvor noch im Desaster zu enden schien, sollte dann doch noch eine gefeierte Opernpremiere werden, die besonders musikalisch den Geschmack des Publikums traf.
Das Werk von Gaetano Donizetti in italienischer Sprache - mit deutschen Übertiteln - konnte nicht von Jessica Muirhead in der Titelrolle aufgeführt werden.
Dr. Merle Fahrholz stimmte die Gäste auf die Änderungen ein: "Wir sind erleichtert, dass mit Marta Torbidoni eine Sopranistin gefunden werden konnte, die in dieser Rolle erst im Mai dieses Jahres am Teatro Communale in Bologna zu erleben war." Weitere Umbesetzungen: Davide Giangregorio übernahm für Almas Svilpa die Rolle des Don Alfonso. Als Maffio Orsini war Na’ama Goldman statt Liliana de Sousa zu erleben und Tommaso Caramia sprang für Baurzhan Anderzhanov als Don Apostolo Gazella ein. Wie geplant konnte hingegen Francesco Castoro in der Rolle des Gennaro auftreten.
Nach dem gleichnamigen Schauspiel von Victor Hugo wird der Mythos der legendären italienischen Fürstin Lucrezia Borgia erzählt: Lucrezia hat ihren unehelichen Sohn Gennaro abseits des Hofes aufziehen lassen, um ihn vor Intrigen zu schützen - er kennt nicht einmal seine eigene wahre Identität, und Lucrezia wagt es kaum, sich Gennaro anzunähern. Als es schließlich zu einer Begegnung kommt, wird diese zum Auslöser tragischer tragischer Ereignisse.
Das Melodramma in einem Prolog und zwei Akten bringt Belcanto vom Feinsten auf die Bühne, gekonnt musikalisch untermalt von Andrea Sanguineti, designierter Generalmusikdirektor der Essener Philharmoniker.
Erstaunlich wie eingespielt und souverän das Ensemble die schwierige Aufgabe meistert, in wenigen Tagen eine musikalisch überzeugende Gesamtproduktion zur - in letzter Minute geretteten - Aufführung zu bringen.
Für die Inszenierung und Bühne zeichnet Ben Baur verantwortlich. Dieser musste nicht spontan in schwierige Rollen schlüpfen, sondern konnte sich mit seinem kreativen Schaffen länger Zeit lassen. War die Aufführung doch eigentlich schon für die Spielzeit 2020/2021 geplant. Entstanden ist leider ein gähnend langweiliges Bühnenbild - mit unsinnigem Vorhang, der immer wieder halbwegs sinnfrei durchs Bild geschoben wird. Wenig originell und der Leistung der Sängerinnen und Sänger nicht gerecht werdend. Immerhin: Uta Meenen ist es gelungen, wirklich originelle Kostüme zu schaffen und junge Darstellerinnen und Darsteller, Tänzer, der Opernchor und die Statisterie des Aalto-Theaters sind ein Lichtblick, wenngleich auch weit entfernt von den versprochenen "bildgewaltigen Massenszenen".
Wer Belcanto mag, sollte sich eine der nächsten Aufführungen von Lucrezia Borgia nicht entgehen lassen. Wer bildgewaltige Opern schätzt, ist besser bei Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg aufgehoben. Dauert mit 4,5 Stunden zwar zwei Stunden länger als die jüngste Premiere, bietet dafür aber Spannung von der ersten bis zur letzten Minute.
Weitere Vorstellungen: 30. November und 4. Dezember 2022 sowie 5., 14. Januar; 4., 15. Februar; 10. März 2023

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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