Das Ahrtal, nicht nur Rotweinwanderweg und Spätburgunder

Rotweinwanderweg, Blick ins Tal
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Die Ahr ist ein kleines Flüßchen, dessen Quelle in Blankenheim in der Eifel liegt und das bei Remagen in den Rhein mündet. Bekannt ist das Ahrtal, ein kleines aber feines Tal, besonders durch den Rotweinwanderweg. Die bekanntesten Orte sind Altenahr und Ahrweiler. Zwischen diesen beiden Orten ist der Rotweinwanderweg sicherlich am schönsten mit teilweise spektakulären Ausblicken ins Tal. Der Weg ist eigentlich ein Muß für den Ruhrgebietler, der die Fortbewegung auf Schusters Rappen liebt, zumal man in ca. 1 ½ Stunden mit dem Auto dort ist. Der interessanteste Ort ist sicherlich Ahrweiler mit seiner komplett erhaltenen bzw. wieder aufgebauten Stadtmauer und den vier mächtigen Stadttoren. Dies ist vielleicht vielen bekannt. Weniger bekannt dürfte sein, daß Ahrweiler im zweiten Weltkrieg von den Allierten bombardiert und zum großen Teil zerstört wurde (was man heute in dem mittelalterlich anmutenden Städtchen nicht vermutet).
Da fragt man sich, wie kommen die Allierten dazu, ein mittelalterliches Dorf, das keinerlei militärischen Wert hat, zu bombardieren. Und hier beginnt eine andere Geschichte:
Wenn man von Ahrweiler durch das nördliche Tor, das „Adenbachtor“, in die Weinberge aufsteigt, fallen einem als erstes zwei gewaltige Beton-Monumente beiderseits des Weges auf, die einen zunächst sprachlos machen. Ein Schild klärt auf: Es handelt sich um Brückenpfeiler für eine Eisenbahnverbindung, die nie gebaut wurde. Es sollte eine Strecke sein, die Eisenerz aus Elsass-Lothringen zum Ruhrgebiet transportieren sollte (Baubeginn für die sogenannte Ruhr-Mosel-Entlastungslinie im Jahr 1913). Im Zuge der Streckenplanung waren sogar schon fünf Tunnel angelegt worden. Das Projekt wurde 1930 aus technischen und wirtschaftlichen Gründen aufgegeben (Stuttgart 21 gab es schon damals).
Bis zum Beginn des 1940er Jahre dienten die Tunnel zur Champignon-Zucht.
Im zweiten Weltkrieg sucht das NS-Regime nach Möglichkeiten, die Waffenproduktion untertage zu legen und hier stieß man auf die Tunnelbauten im Ahrtal, die immerhin einen Querschnitt von 8 Metern hatten. Und so geschah es, daß Teile für die Rakete V2 (V für Vergeltungswaffe), die vorher in Peenemünde gebaut worden waren, in einem der gut getarnten Tunnel montiert wurden. Die Allierten kriegten Wind von der Sache und bombardierten die Tunnelausgänge, wobei dann leider auch (Kollateralschaden) Ahrweiler erheblich beschädigt wurde, wobei auch zahlreiche Tote zu beklagen waren.
Mitte der 1950er Jahre auf dem Höhepunkt des „Kalten Krieges“ wurden im damaligen Regierungssitz in Bonn Überlegungen für einen bombensicheren „Ausweichssitz für die Verfassungsorgane“ angestellt. Durch die Nähe zu Bonn lag es nahe, hierfür die Bunker im Ahrtal zu nutzen. So wurden unter größtmöglicher Geheimhaltung Einrichtungen in den Bunkern für das Kanzleramt, die gesamte Bundesregierung, den Bundestag, das Bundesverfassungsgericht und den Bundespräsidenten geschaffen.
Im Zuge des Umzugs der Bundesregierung nach Berlin und nach dem Fall der Mauer wurde der Ausweichssitz aufgegeben. Heute befindet sich im Eingangsbereich des Kuxbergstunnels oberhalb von Ahrweiler die Dokumentationsstätte Regierungsbunker, die über die Geschichte Auskunft gibt. Öffnungszeiten Mittwoch, Samstag, Sonntag und an gesetzlichen Feiertagen, 10 bis 18 Uhr.
Am Ausgang des Silberbergtunnels wurde außerdem eine Gedenkstätte für die Zeit der Bombenangriffe eingerichtet. In dem Bunker suchten die Bewohner von Ahrweiler Schutz vor den Angriffen.

Autor:

Klaus Hickmann aus Essen-Süd

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