Organisiertes Verbrechen
Gegen Clankriminalität: Zwei Staatsanwälte sind in Essen für die Bekämpfung von Clankriminalität im Einsatz

NRW-Justizminister Peter Biesenbach, Leitender Oberstaatsanwalt Walther Müggenburg und Polizeipräsident Frank Richter (v.l.) stellen die neue Initiative zur Bekämpfung der Clankriminalität vor. | Foto: Krüger
  • NRW-Justizminister Peter Biesenbach, Leitender Oberstaatsanwalt Walther Müggenburg und Polizeipräsident Frank Richter (v.l.) stellen die neue Initiative zur Bekämpfung der Clankriminalität vor.
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Das Projekt "Staatsanwälte vor Ort" soll die Clankriminalität in Essen bekämpfen. Die enge Kooperation von Staatsanwaltschaft, Polizei, Zollfahndung und der Stadtverwaltung soll neue Möglichkeiten bieten, Einblicke in die Strukturen der organisierten Kriminalität zu bekommen.

Gerade in den letzten Jahren hat sich das Thema Clankriminalität in Essen immer weiter zu einem Hauptthema entwickelt. Und das nicht ohne Grund, da Essen NRW-weit die Statistik im Bereich der Clankriminalität anführt. Vor allem in Teilen der Nordhälfte Essens sind kriminelle Familienorganisationen tätig und verbreiten ein Gefühl der Unsicherheit. Und das, obwohl Essen eine der sichersten Städte in Deutschland ist, wie die allgemeine Kriminalitätsstatistik beweist.

Aus diesem Grund soll ein neues Projekt die Ermittlung und Bekämpfung von Clankriminalität in Essen unterstützen. "Staatsanwälte vor Ort" heißt die Initiative, die einen direkten Kontakt der Behörden fördern und damit Ermittlungen effektiver gestalten soll. Wie bereits in Duisburg werden auch in Essen zukünftig zwei neue Staatsanwälte eingesetzt, um dem organisierten Verbrechen entgegenzuwirken."Es ist ein guter Tag für die Kriminalitätsbekämpfung in Essen", resümiert der Leitende Oberstaatsanwalt Walther Müggenburg.

Zentrales Ziel der Arbeit der neuen Staatsanwälte ist die frühzeitige Erkennung von kriminellen Machenschaften. Dazu sollen Einblicke in die Familienstrukturen gewonnen werden. Verdeckte Ermittler können bei diesen Strukturen, die für Fremde nicht zugänglich sind, keine Einblicke gewinnen. Dazu sind die Clans zu stark als Familiengemeinschaft organisiert. Doch den Ermittlern hilft ein Blick nach Italien, um auch in Essen Methoden in der Analyse von kriminellen Familien anzuwenden.

Eine weitere Priorität liegt für die Ermittler bei der Vermögensabschöpfung der kriminellen Clans. Deren Erfolg ist vor allem wirtschaftlich. Ein gezieltes Eingreifen in die finanziellen Aktivitäten, die oft mit Geldwäsche im Fahrzeug-Handel zusammenhängen, kann die Attraktivität von weiteren kriminellen Handlungen mindern. "Ich bin davon überzeugt, dass wir die kriminelle wirtschaftliche Basis austrocknen", versichert Polizeipräsident Frank Richter.

Intensive und direkte Einbindung vor Ort

Um schnelle Ergebnisse zu fördern, sind die beiden neuen Staatsanwälte intensiv vor Ort in die Ermittlungen eingebunden und für die Behörden sofort ansprechbar. Auf diese Weise sollen Dienstwege beschleunigt werden. Die Namen der Staatsanwälte sowie weiterer beteiligter Ermittler sind aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben worden.

NRW-Justizminister Peter Biesenbach betonte bei der Vorstellung des Projekts in Essen, dass die Maßnahmen jedoch nicht nur repressiver Natur sein dürfen. "Wir wollen nicht die Familien stigmatisieren." Aus diesem Grund arbeitet das Justizministerium auch an der Perspektivenschöpfung für junge Mitglieder der Familien. "Warum sollte sich ein junger Mann integrieren, wenn er als Mitglied eines Clans schneller zu Geld und Anerkennung kommen kann?", gibt Peter Biesenbach zu Bedenken. Und auch Polizeipräsident Frank Richter betont bezüglich des Erfolgs von repressiven Maßnahmen: "Was passiert danach?" Um den Clans eine gesellschaftliche Basis zu nehmen, sollen in nächster Zeit Maßnahmen zur Integrationsförderung vorgestellt werden.

Autor:

Nils Krüger aus Essen-Süd

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