VHS-Kurs "Fundstücke im Essener Westen" erkundete die Frohnhauser Apostelkirche
Ein echtes Essener Kleinod

Berichtete aus der bewegten Geschichte der Frohnhauser Apostelkirche: Heimatforscher Robert Welzel (rechts). | Foto: Frank Blum
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  • Berichtete aus der bewegten Geschichte der Frohnhauser Apostelkirche: Heimatforscher Robert Welzel (rechts).
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Wirft man einen Blick in die bewegte Geschichte der Frohnhauser Apostelkirche, stellt man schnell fest: Dieses Kirchengebäude ist ein echtes Kleinod. Nicht nur in Essen, sondern bundesweit. Heimatforscher Robert Welzel stellt fest: "In Deutschland entstanden vor dem Ersten Weltkrieg nur etwa ein Dutzend Kirchen, die mit der Apostelkirche vergleichbar sind.“

Für den Kurs "Fundstücke im Essener Westen" der Volkshochschule war dies Anlass, das Kirchengebäude einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. An der Seite der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Robert Welzel aus Frohnhausen, der sich intensiv mit der Historie der Stadt Essen, des Jugendstils in seiner Heimat und der Frohnhauser Apostelkirche, der Heimat der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Frohnhausen, beschäftigt hat.
Er kommt zu dem Ergebnis: "Eine sachliche und funktionale Architekturauffassung vertrat der eigentlich planende Architekt Ewald Wachenfeld. Der im Kirchenbau ungewöhnliche Verputz, die Verwendung von Sichtbeton am Außenbau oder der fehlende Sockel, dies alles waren Tabubrüche, die auf die 1920er Jahre vorausweisen."
Die Apostelkirche und der Gänsereiterbrunnen prägen das Frohnhauser Stadtbild und sind das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs in den Jahren 1912 / 1913 und zudem ein bedeutendes Bespiel der Reformarchitektur. Selbst in Details ist dies schon von außen gut zu erkennen: Während die umliegenden Gebäude wie zum Beispiel die Schulen an der Berliner Straße mit einem breiten, steinernen Sockel versehen sind, wurde darauf beim Bau der Apostelkirche verzichtet.
Wer hätte es gedacht: Der in der Umgebung, zum Beispiel vom Westpark oder Frohnhauser Markt, gut sichtbare Turm der Apostelkirche entstand in Anlehnung an den Campanile von Venedig.
Und der Heimatforscher ergänzt: „Durch die Mitwirkung des berühmten Darmstädter Architektur-Professors Friedrich Pützer entstand in Frohnhausen ein bedeutendes Beispiel für den Einfluss des Darmstädter Jugendstils.“
Robert Welzel bringt es auf den Punkt: "Die 1912-13 errichtete Apostelkirche gehört zu einer überschaubaren Gruppe reformorientierter Gemeindebauten, wie sie vor allem in expandierenden Großstadtgemeinden entstanden.“
Selbst beim Außengelände wurde bereits bei der Planung sehr viel Wert auf umgebende Schmuckplätze und Bäume gelegt.
In jüngster Zeit wurde der von Bildhauer Wilhelm Ohly ausgeführte Gänsereiterbrunnen aufwändig restauriert und prägt nun weiterhin den Platz hinter der Apostelkirche. Und: An der Mülheimer Straße wurde die Apostelkirche durch ein gläsernes Forum, das beliebter Treffpunkt der Menschen im Stadtteil geworden ist, mit der von Otto Bartning geschaffenen Apostel-Notkirche verbunden. Diese entstand 1949 im Rahmen des Notkirchenprogramms nach Ende des Zweiten Weltkrieges, um den Mangel nach Räumen für Gottesdienste zu beseitigen, nachdem viele Kirchen zerstört und zugleich zahlreiche Flüchtlinge zugezogen waren.
Auch die Evangelische Kirche selbst zählt dieses ungewöhnliche Fundstück im Essener Westen zu seinen kirchlichen Kulturorten. Auf der Homepage heißt es: "Apostelkirche, Apostel-Notkirche und Apostelforum bilden zusammen mit dem historischen Gänsereiterbrunnen und dem Kunstwerk „Focus of Life“ auf dem Kirchenvorplatz heute ein einzigartiges und inspirierendes Gesamtensemble. Alle Gebäude und Plätze sind öffentlich zugänglich. Seit 2011 ist die Apostelkirche mit Forum und Notkirche offiziell durch die Evangelische Kirche im Rheinland als „Verlässlich Offene Kirche“ anerkannt."
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des VHS-Kurses "Fundstücke im Essener Westen" waren beeindruckt von spannenden Geschichte des eindrucksvollen Kirchengebäudes, das sich direkt vor ihrer Haustür befindet. Alfred Altwicker: "Es ist toll, dass es diese Kirche in Frohnhausen gibt. Eine Diskussion darüber, ob sie im Zuge von Sparmaßnahmen abgerissen werden soll, finde ich völlig unverständlich."
Mehr Infos: Die reich bebilderten Beiträge von Ute Reuschenberg (TU Dortmund) und Robert Welzel zur Apostelkirche sind in den Essener Beiträgen des Historischen Vereins für Stadt und Stift Essen 133, 2020, erschienen und können über den Historischen Verein (www.hv-essen.de) oder den Buchhandel bezogen werden.

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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