Tauben auf dem Dachboden
In der Zwickmühle

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Steht die Dachluke am Haus gegenüber schon wieder  oder immer noch auf? Ich war mir nicht sicher. Denn wer schaut schon täglich auf das Dach der Nachbarn?
Vor  Tagen beobachtete ich dort zum wiederholten Male eine Haustaube vor der geöffneten   Dachluke. " Wohnungsbesichtigung," ging es mir durch den Kopf und ich schmunzelte. "Da musst du aber unbedingt jemanden ansprechen, damit die Luke endlich  geschlossen wird, " nahm  ich mir vor .
Seit gestern bin ich mir sicher: Ich habe zu lange gezögert und nun haben wir das Problem.
Von meiner "Rentnerbank" vor dem Haus konnte ich beobachten, dass mindestens zwei Haustaubenpärchen das Dachfenster im Minutentakt anflogen und auf dem Dachboden verschwanden. Ich fürchte , dass sie dort geschützte Schlaf- und Nistplätze gefunden haben. Und nun ist es zu spät. Man darf das Dachfenster nicht einfach wieder schließen. Die Taubenküken würden dort qualvoll verhungern und verdursten. Wirbeltiere so zu töten, ist sogar strafbar. Fünf bis sechs Wochen bleiben die Jungen im Nest. Und wenn man Pech hat, kommt es an dem idealen Nistplatz sogar zu einer Schachtelbrut, bei der ein Gelege sich mit dem nächsten zeitlich überschneidet. Die Wohnungsbaugesellschaft wird sich freuen, wenn sie von diesem Problem hört, denn nach dem Abzug  bzw. Rausschmiss der Tauben  wird der Dachboden von Taubenkot verunreinigt sein und Schädlingsbekämpfer werden diesen Dreck fachgerecht entsorgen müssen, damit Krankheiteserreger aus dem  Kot der Vögel nicht auf den Menschen übertragen werden.
Und was ist, wenn sich die gute Nistmöglichkeit unter den Tauben herrumspricht und es im gegenüberliegenden Mietshaus bald zugeht wie im sprichwörtlichen Taubenschlag?

Vor Jahrzehnten waren Tauben auf den Dachböden nichts Besonders .Gerade in den Bergarbeitersiedlungen des Ruhrgebiets gab es in jedem Stadtteil zig Garten- und Dachbodenschläge. Und die Lockrufe der Taubenväter  gehörten noch in den 60ern zur täglichen Geräuschkulisse.
Die Taube - das Rennpferd des Bergmannes - war der Wappenvogel des Ruhrgebiets. Doch die Taubenzucht kam außer Mode, die Haustauben verwilderten  und wurden schließlich zu Schädlingen deklariert.
Dabei muss ich an den kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry denken. der sich den Fuchs "vertraut" gemacht hat.  "Du bist ewig für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.", heißt es dort. Und die Stadttauben sind als ehemalige Felsenbrüter nun einmal mit den Ersatzfelsen der menschlichen Behausungen vertraut. Sie können gar nicht auf Bäumen brüten. Sie trifft bei der Dachbodenbesetzung im Nachbarhaus gar keine Schuld.

Ich bin gespannt, wie  und wann sich das Taubenproblem bei uns in der Nachbarschaft lösen wird.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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