Krankmeldung von Kliniken steigt und steigt

„Schlechte Qualität wollen wir unseren Versicherten nicht mehr zumuten – wir wollen sie aber auch nicht mehr bezahlen“, sagte Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek, (Verband der Ersatzkrankenkassen ) und fordert in einem Atemzug, Krankenhäuser mit schlechter Qualität künftig aus der Versorgung auszuschließen.

Für eine solche Behauptung, es gäbe überhaupt Kliniken mit schlechter Qualität, muß sie schon ihre Gründe haben, sonst gibt es jetzt richtig Zoff. Die steigenden Patientenzahlen in Deutschland scheinen nämlich für das Gegenteil zu sprechen. Die Chirurgen sind dabei mit 15,7 Millionen Fällen -3,3 Prozent mehr als im Jahr 2011 laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden-, die Spitzenreiter. 41,9 Prozent der Patienten waren allerdings älter als 65 Jahre. Aber ist das der Grund: weil wir immer älter werden, werden wir auch immer kränker?

Nein, sagen die Krankenkassen*, mit der Überalterung der Gesellschaft allein wäre der Anstieg nicht zu erklären und schließen skalpellscharf auf „eine hohe Zahl medizinisch unnötiger Eingriffe“ – was an dem Überangebot an Krankenhausbetten liege. Das ist wiederum für die Deutsche Krankenhausgesellschaft eine glatte Unterstellung: Die Zahlen aus Wiesbaden seien ein Beleg für den Bedarf an Krankenhäusern

Aber vielleicht hilft da ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern, die sich nicht wesentlich von uns unterscheiden. Bei uns in Deutschland werden 244 von tausend Einwohnern ins Krankenhaus eingewiesen, nur noch getopt von den noch kränkeren? Österreichern. In allen anderen Länder der OECD** liegen die Fallzahlen deutlich niedriger, im Durchschnitt bei 156 pro 1000 Einwohnern.

Und jetzt auch das noch, obwohl schon Hunderte von Millionen für die Krankenhausfinanzierung mehr geflossen sind, fühlt sich jede zweite Klinik wirtschaftlich gefährdet- laut Barometer des Deutschen Krankenhausinstitutes und spricht von einem Anstieg der "Krankenhaus-Krankmeldungen" von 31 auf 51 Prozent in den letzten beiden Jahren .

Aber vielleicht hängt das irgendwie doch mit der Qualität in den Kliniken zusammen. Wenn mehr Wundinfektionen (nur ein Kriterium für Qualität) in einem Haus vorkommen, muß automatisch mehr für Antibiotica ausgegeben werden als in besseren Kliniken, bleibt weniger für das Personal. Manchmal bedeutet das auch einen Zweiteingriff - auch ein Grund für eine Fallvermehrung!

Höchste Qualität wäre auf jeden Fall das wichtigste Merkmal eines Krankenhauses: Was spricht dagegen, wenn jedes Krankenhaus seine Leistungen nach einheitlichen Maßstäben unter Beweis stellt? Vielleicht bräuchte man dann insgesamt weniger Betten.
Jedenfalls eines ist bemerkenwert, dass andere europäische Völker mit deutlich weniger Krankenhausbetten auskommen und auch nicht früher sterben!

*Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen
**Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Autor:

Dr. Helmut Förster aus Essen-West

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