Hinter den Kulissen

Erklärt den Führerstand: Markus Peters
4Bilder

Jeden Tag ist eine enorme Anzahl an Personen auf den Dienst der Bahn angewiesen. Egal, ob man damit zur Arbeit kommt oder privat reisen möchte.
Die Bahn macht es möglich quer durchs Land zu reisen oder nur zwischen nahe gelegenen Städten hin und her zu fahren.Was der Verbraucher dabei mitbekommt beschränkt sich allerdings nur auf einen kleinen Teil des Geschehens.
Der große Teil des Eisbergs allerdings hat mit einer funktionierenden Technik und
einem enormen Organisationsaufwand zu tun.
Um der Bevölkerung auch diese Seite näher zu bringen beteiligt sich die Deutsche Bahn an der Techniknacht Ruhr. Bei einem Tag der offenen Tür soll Interessierten ein Blick hinter die Kulissen gewährt werden. Insgesamt 35 Unternehmen beteiligen sich an der Nacht der Technik,ebenso wie das DB Regio Werk in Essen.
Mit 84 neuen Elektrotriebzügen der Generation ET 422 verfügt die S-Bahn Rhein-Ruhr seit Dezember 2010 über eine der modernsten S-Bahn-Flotten in Deutschland.
Zu den wichtigsten Aufgaben des Werks gehört der Erhalt von voll funktionsfähigen und sauberen S-Bahnen. Anhand einer Führung soll den Teilnehmern gezeigt werden, welche Prüf- und Wartungsarbeiten im Werk durchgeführt werden und eine Fahrt durch die mit Regenwasser betriebenen Waschstraße soll zeigen, wie es möglich ist, dass alle Bahnen immer wieder aufs Neue in ihrem kennzeichnenden Rot erstrahlen.
Insgesamt sind 55 Mitarbeiter für die Instandhaltung zuständig und etwa 50 weitere
dir Reinigung. Die Führung beginnt in der S-Bahn selbst. Dort erklärt der Mitarbeiter Markus Peters das Kernstück jeder Bahn: den Führerstand.
„Es versteht sich von selbst, dass wir hier voll technisiert arbeiten. Auf dem Display werden dem Zugführer alle Daten angezeigt, die für ihn wichtig sind. Er
hat dabei Zugriff auf die Geschwindigkeitsregelung per Tachoanzeige, die Bremskraft und einen digitalen Fahrplan. Sollten Störungen auftauchen, wird ihm das natürlich ebenfalls angezeigt. Sind diese nicht gravierend, kann er diese noch selbst beheben. Bei großen Sachen, was meist der Fall ist, muss aber ein Techniker geholt werden“, erklärt der Lockführerprüfer.
„Ebenfalls zur Technik zählt, dass alle S-Bahnen seit zwei Jahren klimatisiert sind. Eine Ausbildung in diesem Bereich dauert dabei acht Monate, die sehr intensiv sind. Dass bei Personalausfällen, etwa bei Krankmeldungen, trotzdem ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden kann, gibt es sogenannte Sitzbereitschaften. Das bedeutet, dass mehrere Personen früh morgens zur Arbeit erscheinen, aber nicht sofort einem Zug zugeteilt werden. Sie warten ab, ob sie gebraucht werden oder nicht. Außerdem ist es so geregelt, dass jeder Mitarbeiter einer Linie zugeteilt wird, die er auch den ganzen Tag befährt.“
Im Anschluss geht es direkt in das Herz der Anlage, den Hebestand. Diese hat eine
Länge von 162 Metern und beinhaltet zwei Werkstattgleise mit vier Arbeitsständen. Das bedeutet, dass eine gleichzeitige Behandlung von vier Triebzügen möglich ist. Beim Betreten der Halle ist zu Anschauungszwecken ein Zug bereits aufgebockt.
Ähnlich wie bei einem Auto wird der Zug dabei in die Höhe gehebelt, sodass Bedarfsreparaturen an der Unterseite des Zugs möglich sind. „Die Hebelanlage besteht aus zehnEinzelhebern, wobei ein Heber 160 Tonnen tragen kann. In einem Abstand von etwa 15 Metern kann ein Zug nur gehievt werden, wenn alle Böcke ein Signal erhalten. An dieser Station erfolgt ein Fahrmotorentausch, Drehgestelle und
Radsätze werden gewechselt, Klimananlagen gewartet und Kompressoren ausgetauscht“, meint der Anlagenkontrolleur Manfred Denkler.
Vom Hebestand geht’s an-schließend in luftige Höhen. Im Dacharbeitsstand werden längere Arbeiten am Dach der Triebzüge vorgenommen. Die Arbeiten fallen in die Bereiche Stromabnehmer und Klimatisierung der Fahrgasträume, wobei es sich hier überwiegend um Wartung und In-standhaltung handelt. Auch erfolgt hier eine Säuberung der Isolatoren, damit sich hier kein Dreck ansammelt. Da sich die Arbeiter in so luftige Höhen schwingen müssen, wird der Dacharbeitsstand scherzhaft auch „Fliegender Teppich“ genannt. Damit es für die Arbeiter im Winter
nicht unerträglich wird, ist die Halle beheizt.
Die dritte Etappe ist die Au-ßenreinigungsanlage (ARA). „Ein Zug wird alle sieben
Tage gewaschen. Wenn der Verschmutzungsgrad stärker ist, kann das auch öfter der Fall sein. Eine Innenreinigung erfolgt jeden Tag. Man muss sich die vollautomatische Reinigung so vorstellen wie bei einem Auto, das in die Waschanlage gebracht wird. Dabei versuchen wir sehr umweltfreundlich zu agieren. Zum einen verwenden wir Regenwasser und zu anderen 60 % des Abwassers aufbereitet und wiederverwertet. Ein Waschprogramm dauert zwischen 20 und 40 Minuten“, ergänzt Denkler.
Tag für Tag kommen viele Züge in die Werkstatt und verlassen diese auch wieder.
Der letzte Zug kommt um drei Uhr nachts an und wird für etwa zwei Stunden auf dem Gleis abgestellt, bis er sich
schließlich wieder auf große Fahrt begibt.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.