Jan Dvoraks Oper feiert am Samstag, 28. September, Premiere am MiR
(Erzähl-)Oper Frankenstein

Und im Hintergrund lauert Frankenstein... Foto: Karl Forster/MiR
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Für den musikalischen Leiter Giuliano Betta ist die Premiere Jan Dvoraks Oper „Frankenstein“ eher eine Uraufführung, denn in der am Musiktheater im Revier präsentierten Form wurde sie bisher noch nie gezeigt. Warum das so ist und was die Zuschauer erwartet, verrieten Betta und Regisseur Sebastian Schwab im Gespräch.

Am Samstag, 28. September, feiert das Musiktheater im Revier um 19.30 Uhr die erste Opern-Premiere der noch jungen Spielzeit und das gleich mit einer ganz besonderen Darbietung. Denn bei „Frankenstein“ handelt es sich nach den Worten des Regisseurs Sebastian Schwab um eine Erzähloper.
Sie haben richtig gehört: Erzähloper und das zu recht, denn Schwab verspricht: „Wenn die Zuschauer die Augen schließen und dem gesprochenen und gesungenen Wort lauschen, braucht es beinahe kein Bühnenspiel, weil die Geschichte auch so zu verfolgen ist. Denn die Erzähltexte sind sehr ungewöhnlich für eine Oper und machen sie darum sehr spannend.“
„Frankenstein“ ist nach „Klein Zaches“ im Jahr 2015 die zweite Möglichkeit für Sebastian Schwab das Große Haus des MiR zu bespielen, was ihn sehr freut. Zumal der Regisseur schildert, dass er wie auch Britta Tönne, die für die Bühnengestaltung damals wie heute verantwortlich ist, bereits bei den Vorbereitungen auf „Klein Zaches“ Mary Shelleys Roman gelesen haben, um sich gedanklich in die Zeit zu versetzen, in der auch „Klein Zaches“ spielte.
Anders als im Roman erscheint in der Oper das Monster gleich zu Anfang und erzählt, wie es zum Leben erweckt und sich seines selbst bewusst wurde. Viktor Frankenstein, der Erschaffer des Monsters kommt erst später hinzu und fungiert neben dem Monster als zweiter Erzähler. Und so wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven berichtet.
Anhand von 16 Bildern, die für 16 unterschiedliche Orte irgendwo in Europa bis hin zum Nordpol stehen, wird die Geschichte des Monsters verdeutlicht. Wobei die Orte durch die Sprache und die ausgefallenen, zum Teil schon grotesken Kostüme von Rebekka Dornhege Reyes vor Augen geführt werden, während die Bühne immer die gleiche bleibt.
„Meine erste Idee für die Bühne war ein anatomisches Theater. Ich habe dann weiter darüber nachgedacht, bin aber immer wieder zu meiner ersten Idee zurückgekehrt und dabei ist es auch geblieben. Die Oper spielt immer im gleichen Bühnenbild, was aber kein Problem darstellt, weil die Worte die Zuschauer an andere Orte führen,“ erzählt die Britta Tönne.
Ausschlaggebend war die Zeit in der Mary Shelley lebte, denn damals wurden Leichen gleich mehrmals zerschnitten, um einem schaulustigen Publikum diesen Akt vorzuführen. Es ging längst nicht um den medizinischen Fortschritt, sondern um Voyeurismus, wie Tönne schildert. Darum wurde das anatomische Theater gewählt, das wie eine Art Arena erscheint oder auch ein Gefängnis, da es sich um einen geschlossenen Raum handelt. „Das passt gut zu dem Kampf zwischen Viktor und dem Monster,“ glaubt Tönne.
„Bei der Inszenierung handelt es sich um gefühltes Theater. Der Zuschauer ist dabei, wenn der Darsteller durch das Ausziehen einer Jacke von der einen in die andere Rolle schlüpft. Damit haben die Zuschauer Anteil am Bühnengeschehen. Man könnte sagen: Wir spielen den Zuschauern diese über 200 Jahre alte Geschichte vor“, zeigt sich Schwab begeistert.
Von Jan Dvorak vorgegeben ist die Darstellung des Monsters als Puppe, die von einer Schauspielerin gesprochen wird. Doch während Dvorak die Stimme der Schauspielerin aus dem „Off“ erklingen lässt, stehen die drei Puppenspielerinnen bei Sebastian Schwab leibhaftig auf der Bühne. Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass es sich bei den Puppenspielerinnen um Absolventinnen der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch handelt, also auch Schauspielerinnen, die fragten, warum sie nicht selbst das Monster sprechen können.
Schwab war begeistert, setzte die Idee beim Komponisten durch und nun hat das Monster drei Stimmen, die der Puppenspielerinnen, die es ansonsten zum Leben erwecken. Evi Arnsbjerg Brygmann, Bianka Drozdik, Eileen von Hoyningen Huene und Anastasia Starodubova sind aber auch ohne die Puppe auf der Bühne zu sehen, wenn sie dem Monster ihre Stimmen geben.
Das 15 Kilogramm schwere Monster ist noch einmal überarbeitet worden, weil es Schwab nicht furchterregend und Mitgefühl weckend erschien. „Es war noch einmal zurück zu einer Hässlichkeitsoperation an der Charité Ernst Busch“, wie Schwab scherzt.
Der musikalische Leiter Giuliano Betta freut sich über die Neuentwicklung der Oper, die für ihn eine Uraufführung darstellt. Dazu interpretiert die Partitur, „das liegt in meiner Verantwortung“. Allerdings gibt die Partitur klar vor, wie sich das Orchester zusammensetzt, nämlich vor allem aus Percussions und Streichern. Begeistert zeigt sich Betta von der Arbeit des Geräuschemachers, der für Waldklänge, Sturm, Gewitter und mehr sorgt, die beinahe schon an Filmklänge erinnern.
Alles in allem macht das Vorgespräch mit den Beteiligten viel Lust auf diese moderne Oper aus der Feder von Jan Dvorak.
Nach der Premiere wird die Oper am 3., 12, 20. und 27. Oktober, 1. und 16. November, 1. und 20. Dezember sowie am 5. Januar gespielt. Karten gibt es an der Theaterkasse unter Telefon 4097-200.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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