Teenie-Mütter: So jung und schon Mutter?

Lina (links) mit Emil Elias war die erste Teenie-Mutter im Geburtsvorbereitungskurs. Angelina (2. v. l.) hat sich in zwei Monaten mit Tayler zur Vorzeigemutter entwickelt. Kelly (rechts). Katharina Hasenberg und Anne Stolzenberger (2. v. r.) fiebern mit.
  • Lina (links) mit Emil Elias war die erste Teenie-Mutter im Geburtsvorbereitungskurs. Angelina (2. v. l.) hat sich in zwei Monaten mit Tayler zur Vorzeigemutter entwickelt. Kelly (rechts). Katharina Hasenberg und Anne Stolzenberger (2. v. r.) fiebern mit.
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53 junge Frauen unter 20 Jahren haben im Jahr 2010 im Marienhospital Gelsenkirchen ein Kind entbunden. Bis Anfang Mai 2011 waren es bereits 20 Teenager, die in der Klinik Mutter wurden. Diese Zahlen sprechen gegen den bundesweiten Trend. Aber stellen sie ein Problem dar?

Von Silke Sobotta

GE. Der Stadtspiegel besuchte Teilnehmerinnen der Geburtsvorbereitungskurse für Teenager und erlebte dabei zwar sehr junge, dafür aber umso liebevollere Mütter und ihre Babies.

Als Lina (jetzt 18) und Angelina (17) hochschwanger durch die Stadt gingen, dürfte ihnen so manch ein ungläubiger, überraschter oder auch feindseliger Blick entgegen gegangen sein. Doch inzwischen sind beide junge Mütter und sind stolz auf ihre Söhne Emil Elias und Tayler. Kelly ist zwar „schon“ 19 wirkt aber junger und steht kurz vor der Niederkunft. Sie weiß schon, dass sie einen Sohn gebären wird und er soll Sam heißen.
Die drei jungen Frauen würden draußen auf der Straße eher wie die großen Schwestern wirken, die sich um ihre kleinen Geschwister kümmern. Kein Wunder also, dass sie sich bei einer Geburtsvorbereitung unter so genannten gestandenen Frauen vielleicht nicht wirklich wohl gefühlt hätten. Aber genau das ist ja wichtig, um sich wirklich effektiv auf eine Geburt vorbereiten zu können.
„Wir wollen den jungen Frauen und Mädchen die Scheu nehmen - vor dem Krankenhaus, vor dem medizinischen Betrieb, vor dem Kreißsaal. Als katholisches Krankenhaus und als ein Krankenhaus mit Anspruch sind wir da in der Pflicht“, erläutert Dr. Hans-Jürgen Venn, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Marienhospital.
Und mit den ebenfalls jungen Hebammen Katharina Hasenberg und Anne Stolzenberger kann der Chefarzt auf zwei kompetente Kursleiterinnen zurückgreifen, denen die Probleme der jungen Frauen noch nicht allzu fremd sind.
„Die jungen Mütter beschäftigen sich mit ganz anderen Fragen als Frauen mit mehr Lebenserfahrung“, weiß Katharina Hasenberg. „So sind ihre Geschichten, wie die Kinder zustande kommen, ganz andere als die von älteren Müttern.“
Darum haben die beiden Hebammen ein eigens auf die Fragen und Bedürfnisse der Teenager zugeschnittenes Kursprogramm entwickelt. Neben Infos rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie Entspannungsübungen arbeiten die Hebammen auch kreativ mit den Teilnehmerinnen.
Die Schwangeren machen zum Beispiel Gipsabdrücke von ihrem Babybauch und kommen über die Veränderungen in ihrem Körper ins Gespräch.
„Die Hebammen haben einen Drah zu den jungen Frauen. Da lohnt es sich, den Kurs für Teenager auch schon für drei oder vier Teilnehmerinnen durchzuführen“, freut sich Dr. Venn.
Der acht Monate alte Emil Elias war das erste Baby das nach eienm Teenie-Geburtsvorbereitungskurs geboren wurde. Mutter Lina ist froh, dass sie das Angebot wahrnehmen konnte: „In einer Gruppe von 35-Jährigen hätte ich mich nicht wohl gefühlt.“
Ähnlich ging es Angelina, die ihren Tayler ebenfalls mit Hilfe der Vorbereitung auf die Welt brachte und weiß: „Das hat echt was gebracht.“ Inzwischen ist Tayler zwei Monate alt und die 17-Jährige eine echte Vorbild-Mutter, wie die Hebammen sich einig sind.
Dabei erleben die jungen Mütter schon im Vorfeld der Geburt so manche ungeliebte Situation. Da gibt es die besagten Blicke von Seiten der „Gesellschaft“ und dann auch noch die Ämtergänge. Das Jugendamt hat bis zur Volljährigkeit der Mutter die Vormundschaft über das Kind, die Vaterschaftsanerkennung muss vorangetrieben werden, es muss geschaut werden, ob die Schule mitspielt oder wie es mit der Ausbildung weiter geht und vieles mehr.
„Ich konnte in der Schule ein Jahr pausieren. Da ist man mir sehr entgegen gekommen und ich bereite mich jetzt schon auf den Wiedereinstieg vor“, schilderte Lina.
Kelly hat die Schule hinter sich und stellte ihre Ausbildung erst einmal ein Jahr zurück, bis Sam, der um dem 16. Juni zur Welt kommen soll, aus dem Gröbsten heraus ist.
Natürlich gibt es für die jungen Frauen keine Garantie dafür, dass Katharina Hasenberg und Anne Stolzenberger ihnen bei der Geburt zur Seite stehen können, aber sie treffen trotzdem auf bekannte Gesichter, denn auch die anderen Hebammen des Marienhospitals sind mit den Teenie-Müttern bekannt.
Die Wochenbettbetreuung wird auf jeden Fall von den beiden jungen Hebammen übernommen. Diese sind übrigens besonders stolz darauf, dass es bei den Teenie-Müttern bis jetzt bei allen sehr gut mit dem Stillen klappt. Denn das ist heutzutage in allen Altersgruppe keine Selbstverständlichkeit.
Zu dem Kurs können sich werdende Mütter ab der 20. Schwangerschaftswoche anmelden. Der Kurs findet immer donnerstags von 18 bis 20 Uhr in der Elternschule Sonnenschein, Virchowstraße 120 statt. Katharina Hasenberg und Anne Stolzenberger freuen sich auf viele junge Mütter, denen sie gern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Infos gibt es unter Tel. 172-3564.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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