Gelsenkirchenerin Laura da Silva-Carvalho steigt mit 30 aus: Australien ist erstes Ziel
Mit Kängurus auf Du und Du

Neben der Arbeitssuche bleibt auch Zeit fürs Strandleben. Und wenn Lukas gerade keine Gewichte im Fitnessstudio stemmen kann, dann ... Foto: Privat
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  • Neben der Arbeitssuche bleibt auch Zeit fürs Strandleben. Und wenn Lukas gerade keine Gewichte im Fitnessstudio stemmen kann, dann ... Foto: Privat
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Gelsenkirchenerin Laura da Silva-Carvalho steigt mit 30 aus: Australien ist erstes Ziel Gerade war die Gelsenkirchenerin Laura da Silva-Carvalho noch unsere liebe Kollegin - und jetzt ist sie Aussteigerin: Seit rund vier Monaten lebt und arbeitet sie in Australien und das ist erst der Anfang. Und weil sie gut und gern schreibt, kann man ihre Geschichte - mit allen gruseligen Details zu Giftschlangen, aber auch kitschig-schönen Landschaftsbildern - im Detail in ihrem Blog "homefarawayteamelephant" nachlesen. Der Stadtspiegel hatte aber noch mehr Fragen...

Der Blog (homefarawayteamelephant.wordpress.com) startet so: "Wir (Laura und Lukas) haben uns in den Kopf gesetzt, unseren Traum von einer langen Reise zu erfüllen. Das, was viele nach der Schule oder der Uni machen, wollen wir jetzt mit 30 erleben. Wir haben unsere Jobs und Wohnungen gekündigt, die Möbel und Autos verkauft, haben unsere sicheren Hafen verlassen und sind für ein Jahr Work&Travel zunächst nach Australien gereist. Weiter soll es dann nach Neuseeland und Südostasien gehen. Unterwegs werden wir für uns unglaubliche Abenteuer erleben, wunderschöne Dinge sehen, aber auch vor Pleiten, Pech und Pannen nicht gewahrt sein. Diese Erfahrungen wollen wir teilen."

Wie kam der Blog zu seinem Namen?
"Eigentlich sollte der Blog Home far away heißen, doch das ging nicht, wahrscheinlich, weil der Name schon vergeben war. Es war auf jeden Fall kompliziert mit der Namensgebung. Und "Team elephant" haben wir dann dazu gestellt, weil wir uns als Paar manchmal so nennen, weil wir beide fasziniert von Elefanten sind und sie sich auch als Symbol durch unsere Beziehung ziehen. Ich habe mir beispielsweise ein Elefantentattoo stechen lassen, Lukas hat mir ein riesiges Bild von einem Elefanten geschenkt.

Gab es bürokratische Hürden, die Ihr überwinden musstet, um Work&Travel zu machen?
"Eigentlich nicht, man muss sich vorher natürlich gut informieren, was super einfach dank Internet geht. Ein Work&Travel kann man in Australien beispielsweise nur bis 31 machen, daher war das jetzt quasi unsere letzte Chance. Das Visum beantragt man online und ich hatte es in ca. zwei Wochen bewilligt, Lukas in vier Wochen. Das ist dann schon mal das Wichtigste und natürlich ein gültiger Reisepass. Den Rest haben wir vor Ort geregelt. Wenn man in Australien arbeiten möchte, braucht man hier ein Bankkonto (super einfach und kostenfrei), eine Lohnsteuernummer (TAX File number), diese kostet um die 25 Australian Dollar und ist online zu beantragen, genau so wie die Superannuation Number, das ist die Rentenversicherung in Australien. Das war's schon. Alles kein Hexenwerk."

Wie lange soll Euer Ausstieg insgesamt dauern?
"Wir wollen insgesamt ca. ein Jahr reisen. Ende Februar geht es nach fünf Monaten Australien nach Südostasien, wahrscheinlich ist dort das erste Ziel die Philippinen, aber das steht noch nicht 100-prozentig fest."

Was war bisher das schönste Erlebnis?
"Die Landschaft, die Menschen und die Tiere (zumindest einige). Der Whitehaven Beach auf der Insel Whitsunday Island (im Great Barrier Reef) ist der schönste Strand, den wir je gesehen haben, da sind wir uns absolut einig. Melbourne ist außerdem eine wahnsinnig tolle und interessante Stadt. Man fühlt sich hier direkt wohl, es gibt so viele tolle, kleine Restaurants und super coole Rooftop Bars. Mir gefallen vor allem die "geheimen" Bars, da gibt es eine, die heißt "Pizza, Pizza, Pizza", von außen denkt man, es sei eine normale Pizzeria, aber dann geht man durch eine geheime Tür und ist in einer Cocktail-Bar. Die Menschen sind zum größten Teil unglaublich freundlich hier, gerade in Melbourne haben wir tolle Erfahrungen gemacht. Wir durften eine Woche kostenfrei bei einem netten Melbourner, den wir bei einem Job kennengelernt haben, wohnen. Ein anderer hat uns angeboten, kostenfrei in seinem Fitness-Studio zu trainieren, außerdem sprechen einen ständig Leute an, sobald man auf der Straße verloren aussieht und wollen helfen und dann gibt es hier noch diesen tollen Laden "Lentil as anything", hier gibt es köstliches Essen und jeder kann anonym zahlen so viel wie er/sie möchte oder eben kann. Total toll. Dann natürlich die typisch australischen Tiere: Kangaroos, Wallabies und Koalas in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen, ist einfach nur toll. Und dann gibt es hier in Melbourne auch noch Pinguine! Diese ganzen Tiere reichen schon, um mein Herz zum Schmelzen zu bringen."

Was war das schrecklichste Erlebnis?
"Für mich war die Begegnung mit den Huntsman-Spinnen besonders schlimm, weil ich wie so viele Frauen eine schlimme Spinnenphobie habe und diese riesigen Exemplare aus nächster Nähe zu sehen, hat mich ganz schön fertig gemacht. Außerdem sind wir öfter an unsere Grenzen gestoßen, wenn wir wochenlang im Auto schlafen und es draußen besonders heiß ist, das ist sehr anstrengend. Vor allem muss man dann auch noch ständig nach Toiletten und Duschen suchen, das kann sehr nervenzehrend sein.

Wie schwer ist die Arbeitssuche?
"Bei der Arbeitssuche kommt es ganz darauf an, in welchem Ort man ist. In Airlie Beach im Norden und an der Sunshine Coast haben wir ganz schnell und einfach Jobs gefunden, meist einfach über Facebook-Gruppen, in Melbourne ist es allerdings sehr mühselig, hier gibt es einfach zu viele Menschen für zu wenig Jobs."

Wie schwer ist es, nicht zu wissen, wann das nächste Geld reinkommt?
"Wir haben beide zum Glück vorher Geld für die Reise gespart, ansonsten würden wir ständig in Angst und Schrecken leben, aber so geht es. An manchen Tagen ist es nervig, jeden Dollar dreimal umzudrehen, vor allem, weil wir in Deutschland "gute" Jobs hatten und uns meist alle Freizeitaktivitäten leisten konnten, das sieht jetzt anders aus. Hier heißt es sparen, sparen, sparen. Aber dadurch wird einem auch noch bewusster, wie gut es uns eigentlich geht und in was für einem Überfluss wir leben.

Macht Ihr wirklich Model-Jobs?

"Haha ja, wir machen wirklich Model-Jobs. Wir haben uns direkt nach unserer Ankunft bei einer Agentur (WINK Models) hier beworben und tatsächlich war selbst ich als 30-jährige Frau nicht zu alt für sie und wir haben schon ein paar Jobs vermittelt bekommen, was uns ab und an finanziell auf gut Deutsch gesagt schon richtig den Allerwertesten gerettet hat. Aber super viel verdienen wir damit auch nicht. Insgesamt haben wir bisher zusammen sechs Jobs über die Agentur gemacht."

Habt Ihr mal an Aufgeben gedacht?
"Ja, wir haben schon ein paar Mal ans Aufgeben gedacht, immer, wenn mal wieder ein Tief kam, die Langweile zu groß war, wir keinen Job gefunden haben oder uns gestritten haben. Auch das kommt durchaus mal vor."

Warum gerade diese Reiseroute?
"Die Reiseroute kam zustande, weil Lukas' Mutter in der Nähe von Brisbane an der Sunshine Coast wohnt, also sind wir dort gestartet und konnten ein paar Wochen bei ihr wohnen. Dann wollten wir auf jeden Fall noch das Great Barrier Reef sehen und die großen, bekannten Städte, also kamen Sydney und Melbourne noch dazu. Südostasien liegt ja quasi auf dem Rückweg und da wir beide schon mal in Thailand waren und das Land uns begeistert hat, wollten wir die Gegend erkunden. Zudem ist die Ecke natürlich sehr günstig, was zu unserem knappen Budget passt."

Was ist der Plan für "danach"? Zurück nach Deutschland?
"Wenn wir mit den Philippinen, Thailand, Indonesien, Kambodscha und Vietnam (das ist bisher der Plan) durch sind, dann soll es wieder nach Deutschland gehen. Deutschland ist und bleibt unsere Heimat. Wir wollen beide wieder in unseren Beruf einsteigen und irgendwann vielleicht noch mal ein "Sabbatt-Jahr" einlegen. Dann geht's eventuell nach Südamerika.
Ist irgendetwas ganz anders gelaufen, als Du vorher gedacht hast?
"Ich wollte mich auf dieser Reise sehr gerne ehrenamtlich engagieren, um gerade den "armen" Ländern, die wir bereisen, etwas zurückzugeben. Leider ist das gar nicht so einfach und ich war teilweise wirklich geschockt, was dort für ehrenamtliche Arbeit verlangt wird. Der Ehrenamtler arbeitet nämlich nicht nur ohne Lohn, sondern muss sogar noch etwas drauf bezahlen. Für eine Woche in einem Auffanglager für Elefanten in Thailand oder Kambodscha beispielsweise um die 500 Euro pro Person. Das ist doch nicht der Sinn von ehrenamtlicher Arbeit und diese Forderung lässt mich eher an Abzocke denken. Als würden die Elefanten extra dort in so eine Auffangstation geholt, damit Europäer, Amerikaner, Australier oder eben andere wohlhabendere Menschen, "die mal etwas Gutes tun wollen", dort hinkommen und Geld bezahlen. Als würde die Hilfe gar nicht wirklich gebraucht, sondern eher ein Geschäft damit gemacht. Das finde ich unmöglich! Jedenfalls habe ich jetzt eine Organisation in Thailand gefunden bei der das anders ist. PACS kümmert sich um Straßenhunde, Katzen und andere Tiere auf Koh Phangan, sie versorgen sie medizinisch und mit Nahrung. Dort werden wir eine Woche arbeiten und bekommen dafür sogar eine kostenfreie Unterkunft gestellt. Die Reaktion die von dieser Organisation auf meine Anfrage kam, fühlte sich so an, als würden wir wirklich gebraucht werden und nicht, als würde es nur darum gehen, uns zu bespaßen."

Hast Du manchmal Heimweh?
"Ja! Egal wie schön die große, weite Welt auch ist, ich vermisse meine Lieben Zuhause wahnsinnig. Am schlimmsten war es Weihnachten. Da habe ich auch ganz schön geweint. Zuhause ist es doch am Schönsten."

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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