Neue Frauen braucht das Land

Voller neugierigem Tatendrang machten sich die Mädchen an die Arbeit im Schüler-Labor EnergyLab des Wissenschaftsparks. Foto: Gerd Kaemper
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Diesen Eindruck kann man zumindest gewinnen, wenn man die 13- bis 15-jährigen Mädchen trifft, die sich in den Herbstferien freiwillig (!) eine Woche lang im EnergyLab, dem Schüler-Labor des Wissenschaftsparks, mit Technik befassten. „Mädchen wählen Technik“ lautete das Projekt, das von der Stiftung Partner für Schule NRW mit dem Wissenschaftspark initiiert wurde.

Eine Woche lang kamen dazu junge Mädchen aus ganz NRW und allen Schulformen in Gelsenkirchen zusammen und verstanden sich auf Anhieb prächtig. Denn sie einte das Interesse an der Technik und ein gesunder Forschungsdrang.

Bei dem Ferienprojekt handelte es sich um eine Vollzeit-Freizeit, denn die jungen Damen wohnten hier im Jugendgästehaus Haus Grimberg und zeigten sich begeistert über ihr Quartier in der Nähe des Zoom. „Das Haus gefällt mir richtig gut, nur ein wenig länger schlafen wäre toller“, strahlte Michelle aus Hamm.
„Das Jugendhaus ist klasse. Vor allem entspricht es gar nicht dem, was ich mir so vorgestellt hatte, so von wegen Etagenbetten und so“, freute sich auch Kim aus Solingen.
Die Schülerinnen waren in ihren Klassen meist konkret angesprochen worden, weil die Lehrer wussten, dass sie sich für technische Dinge interessieren. „Barbie ist doch affig“, erzählte so zum Beispiel die 13-jährige Leonie aus Wuppertal, die viel lieber Leo genannt wird. „Ich habe immer schon eher Jungen- als Mädchensachen gemacht. Meine Eltern finden das okay und unterstützen mich durch Chemiebaukästen und ähnliches als Geschenk. Denn ich mache auch in der Schule gern Chemie und Physik, und Mathe ist auch viel cooler als deutsch“, erklärt die selbstbewusste junge Dame.
Überhaupt eint die Vorliebe für Mathematik und naturwissenschaftliche Fächer die Mädchen. Jessica und Laura aus Ibbenbüren wurden von der Chemielehrerin angesprochen, die damit dann auch die Klassenbesten „erwischte“. Jessica ist ein großer Fan der Physik, „weil sie mathematischer ist als Chemie.“
Die 14-jährigen Zwillinge Kim und Imke besuchen in Düsseldorf eine Gesamtschule. Sie lieben die Naturwissenschaften und haben sich bei den Wahlpflichtfächern auch für diese und gegen eine Auswahl von fünf anderen Möglichkeiten entschieden. Dabei gehen sie bei ihren weiteren beruflichen Planungen eher auseinander. Während Imke gern einen handwerklichen Beruf ergreifen möchte, in dem sie mit den Händen arbeiten und etwas gestalten kann, blickt Kim noch eher unschlüssig in die Zukunft.
In der Schule hat sich auch Hauptschülerin Michelle aus Hamm für das Wahlpflichtfach Technik entschieden. „Wir machen da auch mal Metallarbeiten wie diese hier“, erzählte die 15-Jährige und zeigte auf ein von ihr selbst erstelltes Schmuckstück. Trotz ihrer Vorliebe für eher männliche Gefielde möchte die junge Dame später gern Tierarzthelferin werden.
Dagegen sieht ihre neue Freundin Kim aus Soligen ihre Zukunft darin, zunächst an ihrem Gymnasium einen Mathe- oder Physik-LK zu wählen und später dann auch Mathe, Physik oder Raumfahrttechnik zu studieren. Im Januar macht die junge Dame ihr erstes Praktikum bei einem Architekten und im nächsten Jahr dann dank der Vermittlung ihres Lehrers im Luft- und Raumfahrtzentrum. Dort möchte sie sich dann auch gleich für zukünftige Ferienjobs anbieten.
Neben den reinen „Forschungsarbeiten“ in Sachen Klimawandel und Energie, die das EnergyLab zu bieten hat, standen auch Rollenspiele, ein Berufseignungs-Check, eine Exkursion zum E.ON-Kraftwerk Scholven und dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme, sowie die Besuche von weiblichen Auszubildenden in eher untypischen Berufen bei Vaillant und BP.
Zum Rollenspiel bekamen die Schülerinnen Situationsbeschreibungen von Ralf Engelbrecht-Schreiner, einem Mitarbeiter des EnergyLab, vorgegeben, in denen es natürlich um Frauen im Beruf ging. Die jungen Mädchen waren sich schnell einig, dass Frauen auch heute noch in eher typisch weiblichen Berufen zu finden sind, weil es nach wie vor Vorurteile gibt.
Sie stellten auch fest, dass Frauen weniger Geld verdienen und seltener in Führungspositionen zu finden sind. „Frauen müssen mehr tun, um nach oben zu kommen, als Männer“, lautete ihr Fazit. Dem gegenüber stand auch die vorgeprägte Rolle der Frau als Zusammenhalt der Familie. „Darum schrecken viele Frauen auch vor der längeren Arbeitszeit in Führungspositionen zurück.“
Aber was passiert denn nun, wenn die Bauingenieur-Studentin Monika ein Praktikum auf dem Bau absolvieren soll? Wie wird sie von den knallharten Bauarbeitern empfangen? Wie verhält sich die Maurer-Gesellin Ingrid gegenüber der Frau? Und wie macht der Polier seinen Mitarbeitern die „Neue“ schmackhaft?
Die Mädchen stürzten sich mit Feuereifer in ihre Rollen und entwickelten die Situation aus Sicht der verschiedenen Protagonisten oder zumindest so, wie sie sich vorstellten, dass die ihnen geschilderten Charaktere damit umgehen würden.
Ein wirklich spannendes Feld!

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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