Die Zukunft der Pfarrei St. Joseph - Das Votum ist beschlossen – pastorale und finanzielle Weichen für die Zukunft gestellt

Die St. Joseph-Kirche in Schalke ist weit über den berühmten Stadtteil hinaus bekannt durch ihre Gottesdienste an Heimspieltagen des FC Schalke 04. Dann kommen dort Fans des königsblauen Bundesligisten vorbei, um blaue und weiße Kerzen für ihren Club zu entzünden, ein kleines Gebet zu sprechen und damit einen Sieg zu unterstützen. | Foto: Kurt Gritzan
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  • Die St. Joseph-Kirche in Schalke ist weit über den berühmten Stadtteil hinaus bekannt durch ihre Gottesdienste an Heimspieltagen des FC Schalke 04. Dann kommen dort Fans des königsblauen Bundesligisten vorbei, um blaue und weiße Kerzen für ihren Club zu entzünden, ein kleines Gebet zu sprechen und damit einen Sieg zu unterstützen.
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Freitag der 13. - ein Unglückstag? Für die katholische Pfarrei St. Joseph könnte es ein Glückstag sein, denn die pastoralen und finanziellen Weichen für die Zukunft wurden gestellt.

In der öffentlichen Pfarreiversammlung wurde bekannt gegeben, was die gewählten Gremien Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand für die zukünftige inhaltliche Ausrichtung und die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit der Pfarrei beschlossen haben.

Gesellschaft ändert sich und Kirche auch

Anlass für diesen Pfarreientwicklungsprozess sind die spürbaren Veränderungen innerhalb unserer Gesellschaft, die einen Rückgang der Zahl der Kirchenmitglieder, des ehrenamtlichen Engagements und der Hauptamtlichen im pastoralen Dienst zur Folge haben, sowie die immer geringer werdenden finanziellen Ressourcen.
Den anwesenden Pfarreimitgliedern und Interessierten aus den fünf zur Pfarrei gehörenden Stadtteilen werden die zwei Säulen des Votums präsentiert, das an Bischof Dr. Overbeck zur Prüfung und endgültigen Entscheidung weitergeleitet wird: das pastorale Konzept und das Wirtschaftskonzept. Mehr als 100 Ehrenamtliche und zehn Hauptamtliche haben seit Sommer 2015 an den Konzepten gearbeitet.
Das pastorale Konzept enthält - neben einem Leitbild und einer Vision - Ziele und Maßnahmen, die die pastorale Zukunft der Pfarrei St. Joseph beschreiben.

Der Mensch steht weiter im Mittelpunkt

„In den Mittelpunkt unseres christlichen Handelns stellen wir den Dienst an den Menschen. … In jedem der zur Pfarrei zugehörigen Stadtteile sehen wir die Notwendigkeit zur Mithilfe, die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern“, heißt es im Leitbild.
Dieses pastorale Konzept ist die Basis für alle wirtschaftlichen Entscheidungen in den Bereichen Gebäude, Personal und Finanzen. 

Die Folgen des Wirtschaftskonzeptes

Das Wirtschaftskonzept sieht vor, dass das Haus Eintracht in Schalke zu einem zentralen Ort für die Gemeindegruppen und Pfarreiangebote wird. Neben der ansprechBAR, der Kinder- und Jugendarbeit der Amigonianer und einer zeitgemäßen Seniorenseelsorge, sollen dort künftig auch das Pfarrbüro und die Verwaltung einziehen.
Zudem soll am Friedhof Am Stäfflingshof ein multifunktionales Gebäude mit einem Gottesdienstraum für bis zu 250 Personen entstehen.
Das Gemeindeheim St. Franziskus soll bis zum Jahr 2020 aufgegeben werden. Verbände und Gruppen können in dem künftigen Zentrum Am Stäfflingshof sowie im entstehenden Stadtteilladen Bismarck eine neue Heimat finden.

Drei Kirchen werden aufgegeben

Darüber hinaus sieht das Konzept vor, dass schrittweise bis 2030 drei Kirchen aufgegeben werden. Um ihren Haushalt mittelfristig auszugleichen, muss die Pfarrei St. Joseph bis zum Jahr 2020 ihr bisheriges Haushaltsvolumen um mindestens 44 Prozent reduzieren, bis zum Jahr 2030 sogar um 54 Prozent.
Vor allem aufgrund der hohen Erhaltungsaufwendungen müssen sich die Christen schweren Herzens von den drei Kirchen und dem Gemeindeheim trennen: St. Franziskus in Bismarck soll bis 2020 als Gottesdienstort aufgegeben werden, St. Antonius in der Feldmark bis 2025 und St. Joseph in Schalke bis 2030. Würde die Pfarrei die Immobilien nicht aufgeben, entstünde im Haushalt ein jährliches Defizit von etwa 500.000 Euro.
Die Kirchen St. Elisabeth sowie Heilige Dreifaltigkeit und die Gemeindeheime in Heßler und Bismarck/Haverkamp können mittelfristig für alle Angebote und Gruppen weiter genutzt werden. Dies gilt ebenfalls für das Gemeindeheim in der Feldmark.
Trotz der anstehenden Verluste von vertrauten Gebäuden wird die Pfarrei St. Joseph auch künftig in allen Stadtteilen präsent bleiben. Alle Gruppen werden sich weiter ortsnah treffen können, dies gilt insbesondere für die Kinder- und Jugendarbeit in jedem Stadtteil.
Mit neuen pastoralen und sozialen Angeboten wie der Offenen Kirche Schalke, dem Stadtteilladen Bismarck und einem Konzept zur Gewinnung und Begleitung von Ehrenamtlichen wird die Pfarrei St. Joseph in Zukunft innovative Akzente in Gelsenkirchen setzen.

Reaktionen lassen nicht auf sich warten

Mit Enttäuschung reagiert der Vorstand des neu gegründeten Vereins Anno 1904 auf die Ankündigung der Pfarrei St. Joseph, bis 2030 diese Kirche aufzugeben. Denn Anno 1904 hat sich die Pflege der Fankultur und die Entwicklung von Schalke-Nord, insbesondere der Schalker Meile, wo er ansässig ist, auf die Fahnen geschrieben.
Der Vorsitzende Dr. Manfred Beck zur Entscheidung der Pfarrei: „St. Joseph ist eine stadtprägende Kirche, die unter anderem durch die Mythos-Touren weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Vor dem endgültigen Aus für die Kirche erwarten wir eine ausführliche Debatte mit der Pfarrei, der Stadt Gelsenkirchen, dem Verein FC Gelsenkirchen Schalke 04 und den Fanorganisationen, die sich der Entwicklung von Schalke und Schalke-Nord verschrieben haben.“
Die Kirche St. Joseph, unweit der Geburtsstätte des FC Gelsenkirchen Schalke 04, dem Schalker Markt gelegen, sei inzwischen für viele Fans an Spieltagen zum Anlaufpunkt in Gelsenkirchen geworden.

Autor:

Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen

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