Bananen Willi - Willi Siegburg über ein halbes Jahrhundert Marktplatz Gladbeck

Gladbeck Marktplatz, Bananen-Willi | Er ist heute im Alter von 75 Jahren immer noch auf dem Markt hinter seinem Obst- und Gemüse-Stand anzutreffen, der aber mittlerweile von seinem Sohn Ralf seit ca. 15 Jahren geführt wird.

Ende der 50er, Anfang 60er Jahre, es kommt mir einerseits wie eine Ewigkeit vor und befindet sich andererseits wie erst seit gestern geschehen, noch Detailgetreu im Gedächtnis. Im Hauptgang, parallel Bunkerseitig, direkt an der Ecke auf dem noch ehemaligen Marktplatz, also dem Multifunktionsplatz vieler Jahrzehnte, der von Platanen ringsum umsäumt war und den man auch im Kreis links herum umfahren konnte, mit Marktmeister Krenz vom Ordnungsamt, der die Standgebühren mit seiner "Schaffner-Wechselgeld-Bauchkasse" von den Händlern kassierte, mit Cafe Rechmann und der jeweiligen Bedienung, die im schwarzen Dress und weißer Schürze, sauber von einer Schleife gehalten, ab und zu verschd. Markthändler mit Kaffee auf dem Marktplatz bediente.

"Elsmarie" (Elisabeth-Maria) Heimann vom Stand nebenan und selbst seit ca. 38 Jahren auf dem Markt als Händler treu, kommt fröhlich zu uns im schwingenden Hüftgang und meint im lustigen Ton und spaßeshalber zum immer noch jung wirkenden Willi, "wir wollen demnächst heiraten".

Über die heutige allgemeine Marktlage ein Wort verloren, beschreibt "Bananen-Willi" kurz und bündig mit einem Wort, wie sie sich heute im Wochenmarktwesen überall darstellt: "Schlecht".

Eins ist klar, für mich ist die Aussage "Willi's" besonders schnell begreiflich, habe ich zum gleichen Zeitpunkt ungefähr ab Ende der 50er im Hauptgang die Markttage ebenfalls am elterlichem Stand verbracht, in einer Zeit, als sich so langsam die Radrennen auf der ehemaligen Gladbecker Radrennbahn verabschiedeten.
Als Selbsterzeuger mit Rohprodukten standen wir ebenfalls zeitgleich mit "Bananen-Willi" regelmäßig auf dem Wochenmarkt und schon damals verkündete dieser mit kräftiger Stimme im ziemlich regelmäßigem Abstand die Preise seiner "Bananen" am Stand.
Nun ja, etwas Gutes hatte es, denn Willi Siegburg steht heute, jedenfalls äußerlich meinem Anschein nach, recht gesund, munter und noch relativ jung wirkend am Stand.

Zugegeben, "Vatter" meinte früher hinter vorgehaltener Hand, froh zu sein, nicht in unmittelbarer Nähe eines lautstarken Händlers stehen zu müssen, denn spätestens nach 10 Minuten konnte jeder "Nachbar" die so verkündeten Preise "auswendig flöten".

Dieses geschah in einer Zeit, als von Supermärkten und Discountern überhaupt noch keine Rede war, für die DM noch ein gewisser Gegenwert erworben werden konnte und überhaupt sich diese Zeit noch mit mehr Ruhe und dem Gegenteil von kurzlebig präsentierte.
Die Markthändler waren früher überwiegend Selbsterzeuger, so wie unsereins mit einer von damals 2 Geflügelfarmen, die es in Gladbeck gab, oder aber morgens um 3.00 od. 4.00 Uhr wurde die Ware auf dem Essener Großmarkt gehandelt, um sie anschließend auf dem Wochenmarkt umsetzen zu können.
Die Zeiten, wo noch Gemüse verstärkt im Sommer aus heimischen Gärten, per Handkarre transportiert, auf dem Gladbecker Wochenmarkt in Nähe des Toilettenhäuschen häufig angepriesen wurden, so auch Schnittlauch, Radieschen, Möhren od. Petersilie, die sind längst vorbei. Und sollte es noch einen Stand in dieser Art geben, so zählt der dann heute eher zur Rarität.

Foto: Kariger