150 Jahre Eisenbahn in Goch - Jetzt den kompletten Bericht!

Es gab sie mit Sicherheit, die Jungs die von der Eisenbahn-Unterführung auf die Straße pinkelten. Ganz egal, wer es war, für die Ausstellung „150 Jahre Eisenbahn-Geschichte in Goch“ wurde den beiden in der Liebfrauenkirche ein Denkmal gesetzt.
Eine Kirche unter Dampf: Seit gestern präsentiert der für den Gocher Schienenverkehr zuständige Arbeitskreis im Heimatverein Goch e. V. eine Ausstellung, die sich Heimatinteressierte auf gar keinen Fall und die Freunde von Dampflokomotiven und anderen Zügen erst recht nicht entgegen lassen sollten.
Beispielhaft ist die Modellbahnanlage (bewerkstelligt vom Jugendzentrum Astra), die den Verlauf der Bahnstrecke vom Steintor bis zum Pfalzdorfer Bahnhof in einer enormen Detailtreue zeigt. „Alt und neu wurden hier miteinander verknüpft und sogar kleinste Begebenheiten nachgestellt“, erläutert Werner Verfürth, selbst 40 Jahre als Fahrdienstleiter in Diensten der Bahn und einer der Initiatoren der einzigartigen Ausstellung in der ehemaligen Kirche und zeigt auf die bereits erwähnten „Pinkelbrüder“ oder auch das „Bett im Kornfeld“.
Daneben präsentieren sich originalgetreu das ehemalige Wasserwerk, der Reitstall Spitzbergen, die Brücke an der Reuterstraße oder das ehemalige Gasometer am Stadtwerke-Wasserturm. Ein besonderer Hingucker war gestern ein original nachgebauter Rosenmontagszug wie er im Jahre 1974 über die Klever Straße zog.
Für Werner Verfürth, der im Bahnwärterhaus Nr. 61 an der Klever Straße geboren wurde und dort bis 1958 lebte, werden Erinnerungen wach: „Heute beschweren sich die Leute, wenn sie mal ein paar Minuten am Bahnübergang an der Kalkarer Straße warten mussten. Früher als die Boxteler Bahn und die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft hier verkehrten, konnte es schon 20 Minuten dauern ...“ Bei Festen wie Kirmes oder Flachsmarkt, so Verfürth, passierte es leicht, dass sich an den Bahnschranken bis zu 1000 Menschen versammelten bis sie die Gleise überqueren konnten. „Nach dem Krieg waren solche Zeiten allerdings vorbei“, so Verfürth.
Damit auch nachfolgende Generationen eine Ahnung von solchen Zeiten bekommen, präsentiert der Arbeitskreis die gesamten 150 Jahre der Eisenbahn an aufwändigen Info-Schautafeln. Dort auch die Geschichte des Bahnhofsgaststättenwirtes Hermann Breuer zu lesen, dessen Vater auf die Idee kam, die Fahrgäste der Boxteler Bahn mit einem Mittagessen zu verköstigen, wohlgemerkt während der Fahrt...
Sein Plan wie Werner Verfürth erzählt: „Im niederländischen Vlissingen konnten die Reisenden ihr Menü bestellen, beim Halt in Boxtel wurde die Bestellung telegrafisch nach Goch gesendet und in der Nierstadt konnten die Gäste, dank der halbstündigen Pause für die Zollformalitäten, ihr Mittagessen in aller Ruhe zu sich nehmen.“ Was für Zeiten, in denen Zeit noch keine so große Rolle spielte ...
Mit der neuen Postverbindung der Boxteler Bahn ging es von Goch in die ganz große Welt nach Berlin, Triest oder Hamburg, und alles ohne umsteigen, wie der Gocher weiter schwärmt: „Man stelle sich mal vor: Fast die gesamte Post nach Amerika musste an Goch vorbei.“ Bis zum 1. April ist die Ausstellung, darunter auch beindruckende Modelle verschiedener Lokomotiven (hergestellt von Rolf Smyrek) und des Gocher Bahnhofs, in der Kirche samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Zusätzlich zur Ausstellung gibt es das Buch „Der Metallweg nach Goch“.

Autor:

Franz Geib aus Goch

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