Dass sich an der Niers Nutrias heimisch fühlen, ist seit langem bekannt - Passanten beobachten diese gern
"Tiere bitte nicht füttern!"

Putzig anzusehen, tun keinem Menschen und keinem Tier was, aber sind für Kommunen ein Problem: Nutrias. Foto: Sascha Junghenn
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Seit Wochen beobachtet und filmt Sascha Junghenn für seinen neuen Film "Leben an der Niers III" die Nutrias im Gocher Innenstadtbereich an der Susmühle: "Dort hat sich eine Familie mit zwei Eltern- und mindestens sieben Jungtieren niedergelassen." Was er auch sah: Auf der Susbrücke ist teilweise ein regelrechter "Nutria-Tourismus" zu beobachten, bei dem vor allem Familien mit Kindern meist einen Blick auf die Niers werfen und ein Erinnerungsfoto von den Aktivitäten schießen."

VON FRANZ GEIB

Goch. "Schau Mama, da sind Biber"....."nein, nein, das sind Ratten", hat der Gocher dort regelmäßig zu hören bekommen: "Selbst als Meerschweinchen wurden die ursprünglich aus Südamerika stammenden und im 20. Jahrhundert in Europa oft aus Pelzfarmen geflüchteten oder ausgesetzten Tiere dort schon bezeichnet."
Auf den ersten Blick sind Nutrias, die sich in großen Populationen als Nachkommen der damals geflüchteten Tiere am ganzen Niederrhein ausgebreitet haben, für den Laien besonders im Wasser schwer vom Biber zu unterscheiden. Sascha Junghenn: "Margarete Dytkowicz, Doktorandin zum Thema Biber an der Hochschule Rhein Waal in Kleve, hat mir auf vielen gemeinsamen Beobachtungsexkursionen jedoch die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale erklärt. Nutrias haben lange Barthaare, eine rötlichbraune und graue Fellfarbe und einen runden Rattenschwanz, der Biber aber eine geschuppte, flache und breite Kelle."
Für die "neutralen Beobachter", mit denen Junghenn an der Niers auch immer wieder ins Gespräch kam, seien die Nutrias putzige und nett anzuschauende Tiere, bei denen die orange gefärbten Zähne über die gespaltenen Oberlippen hervorragen: "Dennoch sind es Wildtiere und eine invasive Art, die erheblichen Schaden anrichten kann. Sie vertreiben heimische Arten, sie unterhöhlen Uferbereiche und Deiche, die dann beim Anstieg des Wasserpegels oder Hochwasser einbrechen."
An der Niers haben sie sich zur Aufzucht der Jungen im Uferbereich mehrere Erdbauten gegraben, deren Eingänge, anders als beim Biber oder der Bisamratte, über der Wasserlinie liegen, konnte der Gocher Filmemacher beobachten.
Die Stadt Goch hat das Treiben der Nutrias unmittelbar vor der Haustür ganz genau im Blick und sieht vor allem den sogenannten Nutria-Tourismus sehr kritisch, wie Stadtsprecher Torsten Matenaers gegenüber dem Gocher Wochenblatt meint: "Diese Tiere sind wirklich ein Problem und mehr noch, dass sie offenbar gefüttert werden." Durch das Treiben der Tiere könnte langfristig die Sicherheit der Wege am Uferbereich stark gefährdet werden. Aus diesem Grund bittet die Stadt keine Tiere an der Niers zu füttern: "Sie tun sowohl Nutrias als auch Enten keinen Gefallen!"
Um das weitere Vorgehen abzustimmen, steht die Stadt in ständigem Austausch mit dem Niersverband, in dessen Verantwortung die Unterhaltung der Niers und der Uferbereiche liegt. Margit Heinz, die Leiterin der Pressestelle im Niersverband: "Wir sind über die Entwicklung in Goch nicht glücklich, können die Tiere dort aber nicht bejagen lassen, weil diese sich im Stadtgebiet aufhalten." Grundsätzlich mahnt der Niersverband an, Wildtiere nicht zu füttern, denn diese würden ein auskömmliches Nahrungsangebot finden: "Die Fütterung ist auch für das Gewässer nicht ideal." Das zusätzliche Angebot locke stattdessen auch andere Tiere wie Ratten an, die niemand gerne in einer Stadt sehen möchte. Sehen putzig aus, tun keinem Menschen und auch keinen Tieren etwas, aber höhlen Uferbereiche aus. Sascha Junghenn hat die Tiere in der Nähe der Sus-Brücke mit der Kamera beobachtet und wird sie in seinem neuen Film verarbeiten.Foto: Junghenn

Info: Die Jagd von Nutrias ist nur mit Ausnahmegenehmigungen von Landschaftsbehörden erlaubt. Da sie jedoch erhebliche Schäden verursachen wird die Jagd mancherorts empfohlen. Die Tiere haben an der Niers keine natürlichen Feinde, wie Bären oder Wölfe und sind dem Menschen gegenüber sehr zutraulich. Sie ernähren sich hauptsächlich vegetarisch von Blättern, Stängeln und Wurzeln von Wasserpflanzen.

Putzig anzusehen, tun keinem Menschen und keinem Tier was, aber sind für Kommunen ein Problem: Nutrias. Foto: Sascha Junghenn
haben wir des Öfteren im Gocher Wochenblatt und im Internet-Portal  Lokalkompass vorstellen können.
Derzeit ist der Gocher dabei, Teil 3 seiner Niers-Doku "Leben an der Niers" fertigzustellen und entdeckte Interessantes: In der Nähe der Sus-Mühle (und sicher auch anderswo) haben sich ganze Nutria-Populationen am Niersufer eingerichtet. Bürger, die das Treiben interessiert beobachteten (Junghenn spricht von Niers-Tourismus), glauben, so hörte Junghenn heraus, dass hier artgeschützte Biber am Werk seien. Doch dem ist nicht so, auch zum Verdruss der Stadt und des Niersverbandes. Foto: Steve
Autor:

Franz Geib aus Goch

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