Grundschüler engagieren sich gegen Gewalt
Präventiv-Projekt an der Kipperschule hilft gegen Streit und Mobbing

"Stop, hör auf!": "Gewaltfrei lernen"-Trainer Jan Spicher (r.) bringt den Schülern der Kipperschule Konfliktlösungen bei. Petra Jochheim (l.) vom Sponsor Sparda Bank West und Schulleiterin Susanne Reich schauen beim Training zu. | Foto: Fotos: Nina Sikora
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  • "Stop, hör auf!": "Gewaltfrei lernen"-Trainer Jan Spicher (r.) bringt den Schülern der Kipperschule Konfliktlösungen bei. Petra Jochheim (l.) vom Sponsor Sparda Bank West und Schulleiterin Susanne Reich schauen beim Training zu.
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Gewalt hat an der Kipperschule Hagen keine Chance mehr, denn hier ist gerade Jan Spicher mit dem Schulprojekt "Gewaltfrei Lernen" zu Gast und macht die Schüler zu kleinen Konflikt-Profis.

von Nina Sikora

Wenn Jan Spicher über den Schulhof der Kipperschule geht, ist er umringt von einer Traube aus Kindern. Alle finden den "Gewaltfrei Lernen"-Trainer toll und machen gerne bei seinen Übungen mit.

Humor und Disziplin

Heute ist die Klasse 4b an der Reihe. In der Turnhalle versammeln sich die Schüler um den Mittelkreis und setzten sich auf ihre "Pizza" - so nennt Jan die kleinen, runden Sitzkissen. Nicht der einzige Spaß, den sich der charismatische Trainer bei den Kindern erlaubt. Mit Humor und seiner offenen Art zieht er die Kleinen in seinen Bann. Mit viel Freude an der Sache, aber auch einer gehörigen Portion Disziplin für alle, zeigt er ihnen in vielen verschiedenen Übungen, wie man Konflikte gewaltfrei lösen kann.

Körperhaltung und Laserblick

Das fängt schon bei der Körperhaltung an. Sicherer, fester Stand oder ein aufrechter Gang sollen Provokateuren zeigen: "Du kannst mir nichts anhaben." Ein ernster Blick - von Jan "Laserblick" getauft - signalisiert: "Für mich ist das kein Spaß!" und auch die erhobene Hand, flach nach vorne ausgestreckt in Kombination mit einem Stop-Satz wie: "Stop, hör auf!" sind Mittel, die die Kids an die Hand bekommen, um einen Streit zu vermeiden.

Spaßkämpfe sind kein Spaß

Zusätzlich erklärt der "Gewaltfrei lernen"-Trainer welche schlimmen Konsequenzen selbst Spaßkämpfe haben können. Dafür hat er seinen Kumpel Skletti mitgebracht. Das Mini-Skelet hilft dabei den Kindern zu zeigen wie fragil eine Wirbelsäule ist und wie schnell man durch einen kleinen Fehler im Rollstuhl landen kann.

Beleidigungen ignorieren

Skletti ist nicht der einzige Besucher im Training: Auch Drago der Drache ist da. Die kleine Handpuppe spuckt tierische Beleidigungen in die Runde, die Aufgabe der Kids ist es, diese zu ignorieren. Wer nicht reagiert, bekommt Applaus. Es gilt: "Wer hässliches sagt ist selber hässlich." Und wen beleidigt der, der böse Sachen sagt am meisten? "Sich selbst und seine Familie", schallt es auf die Frage im Chor zurück.

Bewegungsübungen gehören zum Konzept

Immer wieder macht Trainer Jan mit den Viertklässlern spaßige Bewegungsübungen, den das gehört zum Konzept des Training. Dabei gilt stets: "Passt aufeinander auf und tut euch nicht weh." Und rasseln die Kids, als Flugzeuge oder Helikopter durch die Halle rennend, doch mal ineinander, so sollen sie sich entschuldigen. Das fällt nicht allen leicht und will ebenfalls gelernt sein.

Programm läuft seit Februar

Seit Mitte Februar kommt Jan bereits immer wieder zur Kipperschule. Insgesamt betreut er aktuell drei Klassen, die jeweils Einheiten zu je 90 Minuten absolvieren. "Das ist quasi das Basisprojekt", erklärt er und auch was die Kinder dabei lernen sollen: "Was kann ich machen statt zu schlagen, zu treten oder zu beschimpfen."

Je früher desto besser

Es ist jedoch nicht so, dass spezifisch die Kipperschule ein Gewaltproblem hätte. "Die Kinder prügeln sich hier nicht. Aber manchmal sind es so Kleinigkeiten, die passieren. Die Kinder sollen einfach ein Gespür dafür bekommen, wie sie miteinander umgehen. Handlungsalternativen sind wichtig", begründet Schulleiterin Susanne Reich die Teilnahme an dem Projekt. "Wir sind hauptsächlich an Grundschulen tätig. Der Ansatz ist: Je früher desto besser. Denn selbst in Grundschulen kommt Gewalt vor. An dieser Schule aber nicht.", ergänzt Jan Spicher.

Stop, hör auf!

Trotzdem ist man natürlich froh, an "Gewaltfrei lernen" teilnehmen zu können. "Ohne Sponsor könnten wir das als kleine Schule gar nicht stemmen", gibt Schulleiterin Reich offen zu. Der Kipperschule unterstützt deshalb die Spardabank. "Die Spardabank ist einer der Hauptsponsoren, die dieses Projekt unterstützen. Ich bin immer wieder fasziniert und begeistert, wie die Kinder das Projekt annehmen", berichtet Petra Jochheim von der Sparda Bank West. Auch Klassenlehrer Ucha kann das nur bestätigen: "Die Kinder wenden was sie gelernt haben wirklich an. Immer wieder mal hört man ein 'Stop, hör auf!"

Autor:

Nina Sikora aus Essen

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