Prüfen, Rufen, Drücken
Woche der Wiederbelebung: Lebenretten auch in Coronazeiten

Dr. med. Dirk Breukelmann, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Schmerz- und Intensivmedizin am AKH in Hagen appeliert daran, Lebensrettende Sofortmaßnahmen durchzuführen. | Foto: AKH
  • Dr. med. Dirk Breukelmann, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Schmerz- und Intensivmedizin am AKH in Hagen appeliert daran, Lebensrettende Sofortmaßnahmen durchzuführen.
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Prüfen, Rufen, Drücken! Das sind die drei Grundpfeiler der Laienreanimation bei Herz-Kreislaufstillstand. Denn im Notfall zählt jede Minute. Nach nur drei bis fünf Minuten ohne eine ausreichende Sauerstoffversorgung durch das Blut beginnen bereits die ersten Gehirnzellen unwiederbringlich abzusterben. In dieser Situation kann eine einfache Herzdruckmassage (100 bis 120 Mal drücken pro Minute) die Überlebenswahrscheinlichkeit verdoppeln oder sogar verdreifachen. „Hier kann jeder zum Lebensretter werden – auch in Zeiten von Corona“, betont Dr. med. Dirk Breukelmann, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Schmerz- und Intensivmedizin am allgemeinen Krankenhaus Hagen.

Die notwendigen Schritte zur Durchführung von Reanimationsmaßnahmen sind bereits in den letzten Jahren erheblich vereinfacht worden, sodass auch das Infektionsrisiko in der aktuellen Situation beispielsweise durch den Verzicht auf die Mund-zu-Mundbeatmung minimiert werden kann. So gilt nach dem bekannten Schema „Prüfen, Rufen, Drücken“.

1. Prüfen:
Zeigt der Mensch keine Reaktion oder keine bzw. keine normale Atmung? 

2. Rufen:
Rufen Sie mit 112 den Rettungsdienst oder animieren Sie umstehende Personen, dies zu übernehmen.

3. Drücken:
Drücken Sie fest und schnell in der Mitte des Brustkorbs: bei Erwachsenen mind. 100 x pro Minute, etwa 5 cm tief. Hören Sie nicht auf, bis Hilfe eintrifft.

Im Vergleich zu beispielweise skandinavischen Ländern setzen dies Laien in Deutschland noch zu wenig um. Liegt hierzulande die Helferquote laut dem Reanimationsregister bei etwa 40 Prozent, sind es in Schweden oder Finnland bis zu 80 Prozent. „Weil viele sich nicht trauen oder glauben, sie können etwas falsch machen“, weiß Dr. Breukelmann. „Dabei ist nur eines falsch: Nichts zu tun! Denn jeden kann es treffen und jeder kann helfen.“ So passieren etwa zwei Drittel aller Herz-Kreislauf-Stillstände zu Hause, auf der Straße oder am Arbeitsplatz. Und wenn dann Angehörige oder Passanten wissen, was zu tun ist, sofort den Rettungsdienst informieren und gleichzeitig eine Herzdruckmassage durchführen, bis der Notarzt vor Ort ist, hat der Betroffene wesentlich bessere Chancen zu überleben.
In der Covid19-Situation sollten Lebensretter im Notfall außerdem Folgendes beachten:
Tragen Sie durchgehend einen Mund-Nasen-Schutz.
Halten Sie die Kontaktzeit zur betroffenen Person kurz: Wechseln Sie sich, wenn möglich, mit weiteren Helfern ab, möglichst ohne die Herzdruckmassage zu unterbrechen.
Die Entfernung des Mund-Nasen-Schutzes der betroffenen Person bleibt wichtig: Machen Sie die Atemwege frei.Eine Wiederbelebung ohne Atemspende ist in jedem Fall besser als Maßnahmen völlig zu unterlassen.
Nach der Reanimation waschen und desinfizieren Sie sich am besten sofort die Hände. Das professionelle Rettungsteam kann Ihnen hier helfen.

Die Woche der Wiederbelebung (14. bis 20.09.2020) wird alljährlich unter dem Motto „Ein Leben retten – 100 pro Reanimation“ durch eine gleichnamige Initiative der Berufsfachverbände Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. sowie dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V. in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Anästhesiologie ausgerufen.
„Dies möchten wir insbesondere in diesem Jahr zum Anlass nehmen, Hagener Bürgerinnen und Bürgern die Bedeutung von Wiederbelebungsmaßnahmen für ihr persönliches Lebensumfeld nahe zu bringen, Ängste abzubauen und Mut zum Handeln zu fördern“, so Dr. Breukelmann, der sich gemeinsam mit seinen Kollegen seit Jahren über die „AG Leben retten“ für eine flächendeckende Schulung der Bevölkerung einsetzt. Aufgrund der Hygiene- und Abstandsregeln können die dazu gehörenden Schulungen leider nur sehr eingeschränkt durchgeführt werden.
„Wir bedauern dies sehr, stehen aber natürlich auch jetzt für Nachfragen jederzeit zur Verfügung“, so Dr. Breukelmann weiter.

Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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