Osterfeuer: Brenne, Winter!

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Weiche, Winters Dunkelheit: Als am langen Osterwochenende überall die ersten Flammen in die bereitgestellten Meiler schlugen, versammelten sich überall in der Seestadt die Menschen und schauten sehnsüchtig in die Flammen. "Wie bei den alten Germanen", dachte da so mancher. Doch stimmt das wirklich?

Wer in der Römerstadt Haltern wohnt, hat nicht selten ein gewisses Interesse für die Antike. Und wo man an Varus denkt, ist Arminius meist nicht weit, und damit auch die Germanen. Eine schöne Geschichte besagt, dass unsere fernen Vorfahren einst Feuer angezündet hätten, um den Winter zu vertreiben. Und diese Hoffnung konnte man am Wochenende in vielen Halterner Gesichtern lesen: Lass endlich Schluss sein mit dem kalten Wetter, mit Schnee und Frühlingsfrost! "Endlich wieder mal im Garten sitzen können", hört man da als Wunsch heraus, oder: "Im Eiscafé sitzen und die Sonne ins Gesicht scheinen lassen". Und wenn da ein altgermanischer Brandbrauch helfen kann, nun, dann soll es so sein.

Und auch, wenn bereits am Ostermontag die Sonne hervorkam und die Leute zwischen Lippramsdorf und Flaesheim ins Freie lockte, so waren jedenfalls keine Ahnen aus der Römerzeit dafür verantwortlich. Denn die Germanen kannten kein Osterfeuer, wie Historiker versichern. Tatsächlich gab es die ersten Ostermeiler erst, als sich in Haltern schon der Siebenteufelsturm trutzig in die Höhe reckte, und das war bekanntlich schon nach dem Mittelalter.

Doch ob altgermanisch oder frühneuzeitlich, eines kann das österliche Brandereignis heute noch wie eh und je: Es bringt die Menschen zusammen. Und so sammelten sich die Halterner am Mühlenweg in Lippramsdorf, auf den Lünzumer Feldern, am Sythener Dorfplatz, an der Marler Straße in Bossendorf, bei der Flaesheimer Feuerwehr, an der Antruper Straße in Hullern, an der Waldschenke in der Hohen Mark, im Lippspieker, Mühlbachtal und an noch vielen anderen Stellen in der Seestadt. Überall waren kurz zuvor die großen Holzhaufen noch einmal umgeschichtet worden, um frierenden Kleingetier den feurigen Tod zu ersparen, und dann legte der Flammengott Vulcanus seine Hand an Reisig und Stroh. Kinder johlten auf, als die Funken in den Himmel stiegen, und die Erwachsenen eilten nach Glühwein und Kaltgetränken, oder holten sich eine frische Wurst vom Grill. Denn eines ist klar, wenn im Münsterland ein Feuer brennt, braucht niemand zu hungern, und selbst bei den meisten kleineren Brandstätten fiel die gastronomische Begleitung nicht aus.

Gläubige Menschen erinnere das Osterfeuer an das Licht, das Jesus in die Welt gebracht habe, so erklären es die christlichen Kirchen. An diesem Wochenende herrschte auch bei ihnen Hochbetrieb, denn am höchsten Fest strömten die Menschen in die Gotteshäuser. Am Abend trafen sich dann Fromme und weniger Fromme gemeinsam an den Flammen, klönten gemütlich und waren sich in einem einig: Wenn doch endlich Frühling wäre.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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