Drei Bummelstunden auf dem Marienthaler Martinsmarkt - eine Fotoreportage
Mit Bullebeuskes, Glühwein und Alpakawolle: ein Wochenendvergnügen im Klosterdorf an der Issel

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Da stehe ich am Zugang des Marienthaler Martinsmarktes und zücke mein Handy. Gehört ja mittlerweile zum Normalprogramm, in der Öffentlichkeit seine digitalen Impfbeweise vorzuzeigen. Der freundliche Mann im Securitydress checkt meine Zertifikate und winkt mich durch.

Eine Minute später taxiere ich das Gelände nahe der Issel, das ich (wie hunderttausend Andere) schon so oft besucht habe. Auf den ersten Blick ist alles wie immer, doch genauso schnell stellt man fest: Es ist längst nicht so voll wie zu Normalzeiten. Keine Menschentraube sammelt sich auf dem Kopfsteinpflaster. An vielen der liebevoll dekorierten Stände lassen sich ausgedehnte Blicke auf die feilgebotene Ware werfen, ohne dass die Sehleute vor dir ihn versperren.

Es ist kalt am Niederrhein, aber zumindest regnet's nicht. Blaue Stunde, meine Kamera ist geladen, es kann losgehen. Links und rechts sehe ich die ersten bekannten Gesichter. Matthias Winkelmann schiebt die rollende Etagere zum Parkplatz, um Nachschub für den Bäckereistand seiner Mama Hedwig heran zu karren. Dabei telefoniert er mit seiner Schwester Lena, deren Dingdener Backöfen wahrscheinlich auf Hochtouren laufen.
Kurzer Halt am Smoker-Zelt von Live-Koch Henning Buchmann, der eine Pfanne mit Bratkartoffeln publikumswirksam positioniert hat. Och nö - hab noch keinen Hunger. Lieber ein erstes Quätschchen mit Birgit und Wolfgang Kawula. Die beiden haben ihr Geschäft im Ortskern vor geraumer Zeit abgegeben und genießen entspannt die Atmosphäre. Weiter zum Klostervorplatz. Grillwürste, Reibekuchen, Grünkohl und Pilzfpanne gehen wie immer gut. Doch der Bummelraum rund um die beiden Gänse im Käfig ist eher spärlich beschritten. 
Das findet auch Claus Staroste, der zusammen mit seiner Frau Aneta den Stand mit echten Fellprodukten betreibt: "Der Umsatz ist schwach!", sagt er kreuzehrlich. "Aber wir sind froh, dass diese Veranstaltungen überhaupt möglich sind." Ein paar Meter weiter sind die beiden jungen Damen am Stand von Edgar Wältermann nicht unzufrieden mit der Besucherresonanz. Die reizvollen Häufchen mit Trockenfrüchten, asiatisch gewürzten Nussmischungen und gebrannten Mandeln sind seit der Markteröffnung am Vormittag deutlich kleiner geworden. 
Neben der Jurte, in der die Kinder über offener Flamme das beliebte Stockbrot rösten können, steht Heidrun Hemsteg im Holzhäuschen und bietet "Flutwein" aus Ahrweiler an. Die Flaschen sind (extra) beschmiert mit dem Schlamm der Juli-Hochwassers, der Verkaufserlös wird in die Eifelregion überwiesen - eine Idee des katholischen Kirchenchors. Einmal um die Ecke sind Gabi Rasim und Regina Wortmann guter Dinge. Ihre Waren mit Alpakawolle-Produkten aus der Ringenberger Naturmode-Boutique finden durchaus Anklang.

Meine Familie trudelt ein - wir gönnen uns einen ersten Glühwein. Hmmm - lecker! Und wärmt so gut. In den nachfolgenden zwei Stunden absolvieren wir den altbekannten Bummelparcour, der irgendwie immer ähnlich und doch so anheimelnd ist. Viel Publikum von Auswärts. Autokennzeichen aus dem Ruhrpott sind allgegenwärtig. Aber man trifft auch Bekannte, wie die Marion aus Dinslaken, die (wie auch ihre beiden Nachbarinnen) vor der Lampenscheune eine Ofenkartoffel mit Kräuterdip verputzt.
Und tschüss - wir wollen weiter. Mein lieber Scholli - wir gönnen uns was: Weckmann, Hartkäse, Branntmandeln, Bullebeuskes und mehrere Glühwein. Gut, dass meine sympathische Chauffeuse stets zur Stelle ist! (Zwinker).

Nach 19 Uhr leert sich das Gelände deutlich. Wir wandern zufrieden zum Wagen zurück und staunen ein Mal mehr über die blendende Organisation. Angesichts des großen Ordnerteams relativiert sich der Eintrittspreis von 5 Euro vehement. Und eins ist mal sicher: Corona hin oder her - Marienthal hat's gut organisiert. Und im Griff sowieso!

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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