"Dröppelmina": Aus der Schatztruhe der Heimatstube

Einige Beispiele der "Dröppelmina", wobei die kleine Variante für Tee gedacht war. Foto: Sandmann
  • Einige Beispiele der "Dröppelmina", wobei die kleine Variante für Tee gedacht war. Foto: Sandmann
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von Ludger Haverkamp

Die für das Bergische typische Wohn- und Lebenskultur griff über die traditionell durchlässige bergisch-märkische Grenze auch in unsere Region über. Am augenfälligsten ist das dem Bergischen Barock zugeordnete Fachwerk-Wohnhaus mit der typischen Schieferverkleidung, den weißgerahmten Fenstern, den grünen Schlagläden und der repräsentativen Haustür. Das Innere des Hauses bestimmten kostbare Möbel, die Zeugnis von der anspruchsvollen handwerklichen Kunst gaben.

Stark ins Alltags-, aber auch ins Festtagsleben einbezogen war das Hausgerät, vor allem all die Gegenstände, welche die typisch Bergische Tafel bestimmten.
Es sind Objekte, die nicht nur ihre Nützlichkeit bestätigen, sondern auch dem ästhetischen Empfinden Genüge tun mussten. Eine unangefochtene Stellung beanspruchte dabei die Kranenkanne, volkstümlich Dröppelmina genannt.
Der Siegeslauf der Dröppelmina ist eng verbunden mit dem Umsichgreifen des Tee- bzw. Kaffeeverzehrs etwa ab Mitte des 18. Jahrhunderts, ursprünglich der
Gesundheit, im Verlauf der Zeit aber immer mehr dem Genuss dienend.
Als Material zur Herstellung der Dröppelmina verwendete man im Bergischen Zinn, ein leicht zu verarbeitendes Metall. Es ist zwar von geringer Festigkeit, aber nicht gesundheitsschädlich und damit zur Aufbewahrung von Lebensmitteln und Getränken bestens geeignet. Von ihm geht keine Geschmacksbeeinträchtigung aus. Eine Legierung mit Blei, die zur Festigkeit hätte beitragen können, verbot sich daher. Der Zusatz von Kupfer und Antimon war hingegen unbedenklich.
Es gab insgesamt sieben unterschiedliche Gussformen für die Einzelteile der Dröppelmina, die von geübter Hand zusammengelötet wurden. Lediglich der Kran enthält einen Dichtkegel („Küken“) aus dem substantiell festeren Messing.
Deckelknauf, mitunter Henkel, Füße und Standplatte sind aus Holz (Buche oder
Birnbaum). Grob gesehen unterscheiden wir zwei Typen der Kranenkanne, zunächst die auf drei Beinen stehende Barockdröppelmina, deren Form aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt und mit nur wenigen Variationen bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts gefertigt wurde. Selbst erfahrenen Kennern ist es nicht möglich, das einzelne Exemplar jeweils zeitlich einzuordnen. Neben der Fertigung mit zwei überlappend geschweiften Henkeln existiert auch die Form mit einem Henkel. Allen Barockkannen gemeinsam ist der hochgewölbte Deckel, der offensichtlich auch als Messeinheit für die einzufüllende Kaffeemenge galt.
Im Erscheinungsbild anders ist die auf einem Fuß stehende Urnenkanne. Sie ist jünger als die Barockdöppelmina. Ihre Form entwickelte sich um 1800, als sich nach antikem Vorbild der klassizistische oder Empirestil in Europa durchsetzte.
Statt der Henkel hat sie Ringe, die überwiegend entweder von einem Adlerkopf oder einem Schwanenhals gehalten werden. Der Deckel ist in der Regel flach.
Allen Dröppelminas gemeinsam ist der über dem Kannengrund angebrachte Kran. So konnte sich der Kaffeesatz („Prütt“) am Boden ablagern, ohne die Qualität des entnommenen Getränks zu beeinträchtigen. Wenn der Kran sich trotzdem zusetzte, dann tröpfelte („dröppelte“) es nur. Es konnte aber auch sein, dass der Hahn nicht ganz dicht war. Auch dann konnte es „dröppeln“: also Dröppelmina. Letzteres traf auch zu, wenn man die dreibeinige Dröppelmina, unter die man ein Stövchen oder Rechaud stellen konnte, als Heißwasserspeicher für die Teezubereitung nutzen wollte.
Mit ein wenig Phantasie kann man sich auch heute vorstellen, dass eine Bergische Kaffeetafel mit dem Herzstück Dröppelmina urgemütliche Behaglichkeit verbreitete.

Ein Teil der dem Heimatverein gehörenden Zinngeräte sind beispielsweise am Tage der Offenen Tür, am Sonntag, 9. Dezember, ab 11 Uhr, in der adventlich geschmückten Heimatstube zu besichtigen.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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