Extraschicht: Die Nacht der Industriekultur

Trompeter Frank Düppenbecker wird in der ehemaligen Abstichhalle spielen. Unter anderem spielte er an der Deutschen Oper am Rhein und beim WDR Foto: Pielorz
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Extraschicht“ im Ruhrgebiet. Am 28. Juni ist es wieder so weit: In Zechen, Maschinenhallen und Hochöfen macht die Industriekultur die Nacht zum Tage. Auch das Hattinger Industriemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist wieder mit dabei. Rund um Hochofen 3 des LWL-Industriemuseums Henrichshütte (WIM) dominieren ab 18 Uhr besinnliche Töne das Programm unter dem Motto: „Der Mond ist aufgegangen“.

„Der 28. Juni ist ein besonderer Tag“, erläutert LWL-Museumsleiter Robert Laube. „Auf den Tag genau vor 100 Jahren fielen die Schüsse von Sarajevo. Millionen Menschen starben im industrialisierten Krieg.“
Auch die Henrichshütte produzierte seinerzeit Granaten für die Front. Die Ausstellung „Stahl und Moral“ fragt nach dem Gut und Böse des Werkstoffes, die Ausstellung „Welt.Krieg.Erbe.“ zeigt, wie die Menschen mit dem Umgehen, was vom Krieg bleibt.
Die Ausstellungseröffnung von „Front 14/18“ muss auf den Herbst verschoben werden, weil das Unwetter zu Pfingsten auch auf dem Gelände des WIM – besonders am Dach – schwere Schäden anrichtete.
Auch das diesjährige Programmangebot orientiert sich an diesem ernsten Thema. Clowns und Comedy findet man in Hattingen an diesem Abend nicht, hingegen bitten die Künstler zur „Nightshift“: Swing und Schlager aus dem Umfeld des 2. Weltkriegs mit Anna Sayn und Eri Uchino, Trompeten- und Orgelklänge mit Frank Düppenbecker und Klaus Eldert Müller.
Stolz ist Robert Laube auf die neue Kooperation von LWL, Ruhrtourismus GmbH und Klavierfestival Ruhr. „Mit der Jazzline in der Gebläsehalle haben wir ein Format gefunden, das für hohe Qualität und beste Unterhaltung steht“, so Laube. Bei der „Premiere“ dabei: das Sebastian Scobel Trio und Matthias Nadolny.
Auch die Dortmunder „Theaterpartisanen“ des Theater Dortmund haben sich mit dem sperrigen Thema befasst: „Picknick im Felde“ heißt die Kriegs-Parabel von Fernando Arrabal. Die gigantischen Instrumente von „Alpcologne“ laden die Atmosphäre mit ihren Klängen auf. Stimmungsvoller Abschluss des Abends wird das Bild „Der Mond ist aufgegangen“ sein. Kein Feuerwerk, aber Pyrotechnik begleiten Trompete und Orgel nach Mitternacht.
„Ich hoffe, dass unsere Gäste mitsingen werden“, sagt der Museumsleiter, „das wäre uns ein Lohn für eine Nacht, die wenig Rummel, dafür aber viel Qualität bietet.“
Insgesamt hält die „Extraschicht“ vom 28. auf den 29. Juni viel Programm bereit. 500 Veranstaltungen, 50 Spielorte, 20 Städte, 2000 Künstler, 160 Shuttlebusse mit 30.000 Buskilometern, neun Schiffe – und rund 200.000 Besucher! Das Ticket für die Nacht kostet 15 Euro (ermäßigt 12 Euro) und ist beim Service-Center der Ruhr Tourismus GmbH unter 01806/181650 erhältlich sowie im Netz unter www.extraschicht.de, an allen Spielorten der Extraschicht (also auch im Westfälischen Industriemuseum). An der Abendkasse gibt es nur Einzeltickets für 18 Euro. Und wer wirklich nicht live dabei sein kann – am Sonntag, 29. Juni 16.15 Uhr gibt es einen Sonderbeitrag im WDR.
Einen Hinweis gibt Museumsleiter Robert Laube noch zu der bisher wöchentlich stattfinden Spätschicht, die immer freitags stattfand. Ab 1. Juli wird es diese Veranstaltung nicht mehr geben. Dafür gibt es einmal im Monat immer um den Vollmond herum die „Nachtschicht“ bis 23 Uhr, die Besuchern (gern auch Fotografen) einen Rundgang über das abendliche Hüttegelände ermöglicht und zusätzlich ein Kleinkunstprogramm bietet. „Wir haben festgestellt, dass der Besuch bei der Spätschicht sehr wechselhaft war. Manchmal kam überhaupt niemand, manchmal kamen sehr viele Menschen. Wir denken einfach, wir müssen mal etwas Neues machen und werden jetzt nicht mehr jeden Freitag bis 21.30 Uhr zur Verfügung stehen mit einem Angebot. Stattdessen wollen wir einmal im Monat zusammen mit Kleinkunst ein besonderes Erlebnis schaffen. Mal sehen, wie das ankommt.“
Doch jetzt gibt es erstmal eine „Extraschicht“ am kommenden Wochenende auf dem Hüttengelände.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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