Vor 25 Jahren starb die Hütte

Otto König mit einem Flyer des neuen Buches, welches am Montag erscheint. Foto: Pielorz
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  • Otto König mit einem Flyer des neuen Buches, welches am Montag erscheint. Foto: Pielorz
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Wer Arbeiter ist, der muss kämpfen können. Viele sehen das so. Der Kampf um das tägliche Brot und der Kampf um den Arbeitsplatz. Wer wüsste das besser als Otto König, viele Jahre Erster Bevollmächtigter der IG Metall Gevelsberg-Hattingen! Er stand Seite an Seite mit den Hattingern im Kampf um die Henrichshütte. Das ist jetzt 25 Jahre her.

„In Rente“ ist Otto König mittlerweile. Komisches Wort. Jedenfalls für ihn und eigentlich mag man das auch nicht glauben.
Den roten Schal hat er ersetzt durch ein rotes Hemd, seinen Überzeugungen ist er treu geblieben. In seinem Buch „Das Band der Solidarität“, erschienen im VSA-Verlag Hamburg, erinnert er an die Zeiten von 1945 bis 2010, festgemacht am Wandel der IG Metall-Verwaltungsstelle Gevelsberg-Hattingen.
Persönliche Lebensbeispiele von Otto König wechseln mit Thesen zur Bildungsarbeit, mit den Berichten über die Metaller und deren Sorgen.
Breiten Raum nimmt in dem Buch die Henrichshütte ein. „Im Herbst 1986 haben die großen Stahlunternehmen in Luxemburg beschlossen, 20 Millionen Jahrestonnen stillzulegen. Hochöfen und Standorte sollten geschlossen werden. Dass es Hattingen trifft, haben wir schon vor dem offiziell verkündeten Aus befürchtet. Auf einer Betriebsversammlung im Oktober 1986 sagte der damalige Thyssen-Vorstand Peter von Bargen, man müsse schauen, ob die Neuzustellung in Hattingen stattfinden würde. Man könne ja auch von Duisburg das Roheisen per Torpedopfanne nach Hattingen transportieren. Da wussten wir, es wird sehr ernst.“ Hinter dem Begriff „Neuzustellung“ verbirgt sich der Austausch feuerfester Schamottsteine in den Hochöfen, der regelmäßig stattfinden musste und 1987 auf der Hütte erneut hätte durchgeführt werden müssen.
So begann die Kampagne der IG Metall zum Erhalt der Hütte schon vor dem offiziellen Aus. „Wir konnten die Schließung nicht verhindern, aber wir haben die geplanten Massenentlassungen verhindern können“, so König rückblickend. „Betriebsbedingte Kündigungen von tausenden von Arbeitsplätzen standen im Raum und nur durch den öffentlichen Druck konnten wir dies abwenden.“
Monate dauerte der Kampf und im Buch von Otto König geht es nicht nur um den Hüttenkampf. Auch Namen wir „Mönninghoff“ und die Bergbauzuliefererbetriebe in Hattingen und Sprockhövel erhalten in dem Buch ihren Platz. Die Menschen waren weit über Hattingen hinaus in einem „Band der Solidarität“ miteinander verbunden.
Und heute? „Damals, als die Idee mit dem Museum aufkam, waren wir nicht begeistert. Wir waren Arbeiter und wollten unsere Arbeitsplätze erhalten. Heute sehe ich, dank der Arbeit der LEG, das gesamte Hüttenareal als ein gelungenes Beispiel einer wiederbelebten Region an. Die Mischung zwischen Industrie und Kultur hat zu einem lebendigen Areal geführt, auf dem sich Menschen begegnen und sich erinnern können an die Zeiten der Henrichshütte.“
Das wird auch am Mittwoch, 12. September, so sein. Von 10 bis 16 Uhr findet auf dem ehemaligen Hüttengelände die Roadshow der IG Metall statt. Um 16 Uhr wird die Erste Bevollmächtigte Clarissa Bader erwartet, danach übergibt Künstler Egon Stratmann die Fahne des Widerstandes. Musikalisch untermalt wird das Programm durch Peter-Jörn Rüddenklau.
Um 17 Uhr stellt Otto König sein Buch vor, danach ist Zeit für eine Gesprächsrunde.

Otto König mit einem Flyer des neuen Buches, welches am Montag erscheint. Foto: Pielorz
Otto König in seiner Zeit als Kämpfer für die Hütte. Foto LWL
Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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